Zwischen Kaufmannsehre und schnellem Gewinn: Ethik in der Wirtschaft
Markus Kawasch und Engelbert Schretzelmeier bedanken sich bei Prof. Dr. Claus Hipp
Zum nun schon 53. Mal lud der Maschinenring zur Jahreshauptversammlung nach Wolnzach ein. Dieses Mal konnte Vorstand Engelbert Schretzelmeier mit Professor Claus Hipp einen besonderen Gastredner für die Versammlung gewinnen. Er referierte über das Thema Ethik in der Wirtschaft.
Was ist eigentlich ein Maschinenring? Das ist schnell erklärt. Hierbei handelt es sich um einen Verein, der nicht nur seinen Mitgliedern landwirtschaftliche Maschinen vermittelt, sondern auch Betriebs- und Haushaltshilfen zur Verfügung stellt. „65% aller Landwirte sind im Maschinenring organisiert“ erläuterte stv. Landrat Anton Westner. Doch nicht nur für die Landwirte untereinander, sondern auch für viele Kommunen ist der Maschinenring in Sachen Landschaftspflege und Winterdienst sehr wichtig geworden, dies betonte auch Bürgermeister Jens Machold.
Wie kommt aber nun hier das Thema Ethik ins Spiel? Auch diese Frage lässt sich schnell und leicht beantworten, denn im Maschinenring zeigt man eindrucksvoll, dass in einer Gemeinschaft nicht nur jeder wirtschaftlich erfolgreich sein kann, sondern man im Notfall auch für einander einsteht. „Die Kaufmannsehre und das schnelle Geld sind die beiden Pole zwischen denen sich heute das Spannungsfeld der Wirtschaft aufbaut“, erläuterte Professor Claus Hipp.
In diesem Punkt kam der Geschäftsmann auch gleich auf die scheinbare Überregulierung zu sprechen, dabei machte er deutlich, dass der Ruf nach stärkeren Gesetzen nicht von den Politikern selbst kommt, sondern aus der Bevölkerung: „Wenn die Ich-Sucht stärker wird, dann schreit man nach gesetzlichen Lösungen.“
Und genau hier bewegt man sich im Bereich der sozialen Marktwirtschaft. „Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist grausam, umgekehrt endet Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit unzweifelhaft im Chaos“, so Hipp. Beide spielen zusammen und sind für eine funktionierende Gesellschaft sehr wichtig.
Damit nun aber auch in der Wirtschaft ethische Grundsätze Einzug halten, muss sich gerade im Bereich der Bildung etwas ändern. „Natürlich brauchen unsere Schüler die Grundfertigkeiten, doch in der Schule sollte vor allem auch die Freiheit geschaffen werden, kreative Fähigkeiten zu fördern“, so Hipp. Viel wesentlicher hingegen sieht er die Charakterbildung. Für ihn sind hier vier Tugenden – Klugheit, Rechtschaffenheit, Tapferkeit aber auch Maßhaltung ausschlaggebend.
Wie es sich auswirkt, wenn man diese Punkt in einem Unternehmen umsetzt, das machte der Professor dann auch sehr anschaulich am eigenen Unternehmen deutlich. „ Bei uns steht langfristiger Erfolg vor eventuellen kurzfristigen Gewinnen“, so Hipp. Auch der Punkt Qualität steht für den Unternehmer an vorderster Stelle, dabei steht er wie kein anderer auch immer dafür, sich selbst kritisch hinterfragen. „Auch uns hat es vor ein paar Jahren erwischt und wir bekamen den Goldenen Windbeutel“, so Claus Hipp weiter.
Bei aller Kritikfähigkeit machte er aber deutlich,dass die Preise in der Landwirtschaft zu niedrig sind. Damit sprach er vielen anwesenden Landwirten aus der Seele. „Heute will der Verbraucher Qualität, aber er will dafür nichts bezahlen“, so Hipp. Für ihn ist gerade diese Haltung kaum nachvollziehbar.
Für ihn steht die Landwirtschaft aber eben nicht nur verkürzt für die Produktion von Nahrung, sondern es ist auch die Aufgabe der Landwirte die Kulturlandschaft zu pflegen und für die Zukunft zu erhalten. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen, damit unsere Böden sauber bleiben.“ In diesem Zuge wertete er auch den bayerischen Vorstoß, Genmais zu verbieten mehr als positiv, denn hier würden deutlich mehr an Spritzmittel eingesetzt werden, als bei normalen Sorten. „Wir müssen die Artenvielfalt erhalten“, so Hipp gegen Ende seiner Ausführungen.
Nicht nur Engelbert Schretzelmeier und Markus Kawasch, sondern auch die anwesenden Landwirte bedankten sich beim Redner mit viel Applaus.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.