Engelhard bestürzt: Zukunft des Notarztdienstes ungewiss
Nur vorläufig aufatmen kann der Verein "Leben retten" nachdem jetzt bekannt wurde, dass die Ermächtigungsabgabe zum Notarztdienst von den Krankenkassen übernommen werden soll. Doch die Sache hat einen Haken. Und der wird dem Verein einiges kosten. Ansonsten sieht es düster aus mit der notärztlichen Versorgung - auch im Landkreis Pfaffenhofen.
Hohe Wellen schlug die Meldung (Hallertau.info berichtete), dass nach einem Urteil des Bayerischen Landessozialgerichts das bisherige Berechtigungs-Verfahren für Notärzte in Bayern zum 1. April 2014 auf ein kostenpflichtiges Ermächtigungs-Verfahren umgestellt werden muss. Die Mediziner sollten demnach die daraus entstehenden, periodisch fälligen Gebühren aus eigener Tasche bezahlen. Als Folge davon befürchtete der jüngst wieder zum 1. Vorsitzenden des Vereins "Leben retten" gewählte Altlandrat Rudi Engelhard bereits einen akuten Mangel an Notärzten an den Landkreis-Standorten Pfaffenhofen und Geisenfeld, wie er gegenüber unserer Zeitung darlegte. Im Verein "Leben retten" wurden deshalb bereits Vorbereitungen getroffen, die betroffenen 32 Notärzte, die derzeit im Landkreis ihren Dienst tun, finanziell unter die Arme zu greifen, um sie hier auch weiterhin zu halten.
Unmut bei Notärzten
Die Zahlungsverpflichtung hatte bereits zu Unmut bei den derzeit tätigen bayerischen Notärzten gesorgt, die auf Grund dieser Vorgabe erstmals am 1. April Kosten in Höhe von insgesamt 520 Euro hätten tragen müssen. Diese setzen sich zusammen aus der Antragsgebühr von 120 Euro, dazu kommen Verwaltungsgebühren in Höhe von 400 Euro. Fällig sind die alle fünf Jahre mit der dann erneut zu beantragenden Ermächtigung zum Notarztdienst. Betroffene von dieser Regelung sind insbesondere Notärzte, die ausschließlich als Notärzte oder neben der Anstellung im Krankenhaus auch noch notärztlich tätig sind. Vertragsärzte - also niedergelassene sowie in Praxen angestellte Ärzte - seien von den Änderungen der Teilnahmevoraussetzungen nicht betroffen, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) mit.
Von "Entwarnung" sprach zwar jüngst der Vorstand der KVB: "Zum Ausgleich dieser Gebühren gewährt die KVB mit finanzieller Unterstützung der Krankenkassen eine Sicherstellungsprämie für die notärztliche Versorgung in Höhe von 520 Euro pro Notarzt." Soweit die Zusicherung, die auch für jene Notärzte gelte, die bis zum 1. April in dieser Funktion an mehreren Standorten aktiv sind. Dadurch entstände den Ärzten, die bereits am Notarztdienst mitwirkten, in Bayern kein finanzieller Aufwand für die Umstellung der bisherigen Berechtigung auf die rechtskonforme Ermächtigung.
Krise vorhersehbar
Diese auf den ersten Blick durchaus positiv erscheinende Nachricht hat jedoch einen Haken. Wie die KVB auf Nachfrage von Hallertau.info bestätigte, gilt diese Regelung nicht für jene Ärzte, die sich nach dem Stichtag 1. April 2014 zum Notarztdienst melden wollen. Diese müssen dann die 520 Euro aus eigener Tasche berappen. Und das dann alle fünf Jahre und pro Standort. Es ist gut vorstellbar, wie sehr sich ein Mediziner künftig dafür einsetzen wird, sich in seiner Freizeit als Notarzt zu verdingen und die Wochenenden statt bei seiner Familie auf der Rettungswache im ländlichen Raum mit vergleichsweise wenigen honorierten Einsätzen zu verbringen - und dafür muss er dann auch noch bezahlen.
Bestürzung bei Engelhard
Engelhard, der auch Beauftragter für das Rettungswesen beim Pfaffenhofener Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes ist, reagiert auf diese Mitteilung bestürzt: "Gerade die bisher in respektabler Zahl notärztlich tätigen Krankenhausärzte wechseln ja alle zwei bis drei Jahre ihre Arbeitsstelle; eben dann, wenn ihre Fortbildungszeit zum Facharzt beendet ist." Sie würden dann voll gebührenpflichtig, und zwar an jedem Standort, an dem sie tätig werden wollen. "Das was jetzt vereinbart wurde, ist nur eine Sicherung des derzeitigen Status, die Kostenlast für die Zukunft wird auf die Ärzte abgewälzt", regt sich Engelhard auf. "So wird das nicht Laufen und deshalb wird in Zukunft wohl der Verein 'Leben retten' die Zulassungsgebühren übernehmen müssen", prophezeit Engelhard. Hinzurechnen müsse man ja auch noch die Kosten für die Ausbildungslehrgänge. "Insgesamt kommen da mindestens 25.000 Euro je Jahr zusammen." Ohne eine finanzielle Unterstützung sieht Engelhard die notärztliche Zukunft für den Landkreis düster: "Ansonsten können wir die Dienste nicht belegen und wir brauchen wirklich jeden Arzt, um die Dienstpläne abdecken zu können."
Ausblick mit vielen Fragezeichen
Zu der Umstellung auf das Ermächtigungsverfahren im Notarztdienst sowie zur Vereinbarung einer Sicherstellungsprämie sagten die Vorstände der KVB Wolfgang Krombholz, Pedro Schmelz und Ilka Enger: "Mit dieser Vereinbarung mit den bayerischen Krankenkassen, die Notärzte durch die Umstellung des Teilnahmeverfahrens finanziell nicht zu belasten, ist zunächst zumindest ein Problem der notärztlichen Versorgung gelöst." Prinzipiell halte die KVB das Ermächtigungsverfahren über einen extra einzurichtenden Zulassungsausschuss nach wie vor für bürokratisch extrem aufwendig und an sich sachlich nicht notwendig. "Mit Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung werden wir uns daher weiterhin auf Bundesebene für Änderungen der entsprechenden gesetzlichen Regelungen im Sinne einer weiterhin sehr guten notärztlichen Versorgung einsetzen", so die Vorstände.
Hallertau.info wird weiter über die Entwicklung der notärztlichen Versorgung im Landkreis berichten und Sie auf dem aktuellen Stand halten.
Kommentare
Kommentar von Engelhardt |
Das ist doch eine widersinnige Politik. Auf der einen Seite verteilt die CSU-Gesundheitsministerin für angeblich innovative Medizinkonzepte großzügig im Landkreis 200.000 € und die Menschen, die dringend einen Notarzt brauchen müssen um ihre Gesundheitsfürsorge bangen weil bald kein Arzt mehr bereit ist, als Notarzt seine knappe Zeit einzubringen. Dieses Geld wäre dann wirklich bessere aaisgmgg Notarztwesen eingesetzt und nichtg an ein Medizinunternehmen verschleudert.
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