Probleme mit der Schulter?
Das Mainburger Krankenhaus bietet seit langem eine Patientenschule an, bei der man sich über verschiedene Krankheitsbilder aus dem Fachbereich Chirurgie informieren kann. Geleitet wird die Infoveranstaltung von Chefarzt Dr. Thomas Pausch und seinen Oberärzten jeden ersten Montag im Monat, im ehemaligen Personalspeisesaal.
Thema diesmal war: „Schulterschmerzen“. In einem halbstündigen Vortrag zeigte Oberarzt Dr. Petko Spiridonow an Schaubildern, wie es zu den Problemen in der Schulter kommen kann. Gründe dafür können eine Fehlstellung der Wirbelsäule sein, eine Reizung des Schleimbeutels, Abnutzung, eine Verletzung durch einen Unfall oder auch, dass man sich die Schulter ausrenkt.
Bis vor 20 Jahren war das Thema Schulter in Verbindung mit OP noch ein Tabuthema. Es herrschte die Meinung, dass dadurch mehr „kaputt“ gemacht wird, als es nützt. Viele Fachärzte sind zum Leidwesen der oft jahrelang von Schmerz gequälten Patienten und auch der auf Schulterprobleme spezialisierten Chirurgen immer noch der Meinung, dass es unter allen Umständen eine OP zu vermeiden gilt.
Behandelt wird dann mit schmerzbetäubenden Spritzen, Tabletten und Massagen. Die Erfolge solcher Therapiemaßnahmen sind aber laut Dr. Spiridonow immer nur von kurzer Dauer, da nur den Symptomen, aber nicht der Ursache „zu Leibe gerückt“ wird.
Was auch Dr. Spriridonow für nicht sinnvoll hält, sind riesige OP’s die eine lange Schonung der Schulter nach sich ziehen. Er setzt auf die Arthroskopie mit max. drei kleinen Schnitten, die sogenannte Schlüssellochchirurgie.
Je nach dem, um was es sich für eine Erkrankung handelt, wird eine minimale Raumvergrößerung zwischen den Gelenken vorgenommen, eine angerissene Sehne ausgedünnt oder eine Verkalkung geöffnet.
Meist kommt ein Patient mit Aufnahmen eines Kernspintomographen in die Klinik, aber nur bei 50 % der Fälle liegt die Diagnose damit richtig, deshalb macht er sich immer selber ein „Bild“ durch Gespräche mit dem Patienten. Wo genau die Ursache liegt, sieht man aber erst bei der OP und auch erst da wird entschieden, was für eine Methode angewandt wird.
Für Dr. Spiridonow gibt es nur eine Therapie, die Schmerzen auf Dauer „loszuwerden“, und das ist eine OP. Alles andere, egal ob Tabletten oder Spritzen, lindert die Schmerzen nur für eine gewisse Zeit und nur in den allerseltensten Fällen gelingt damit eine dauerhafte Heilung.
Hier müsste der behandelnde Arzt per Zufall genau den Schleimbeutel „erwischen“, wobei auch hier die Linderung oft nur von kurzer Dauer und nur selten für immer ist. Wie sinnvoll eine Operation für den Einzelnen ist, wird jedoch vorab bei Gesprächen mit dem Patienten geklärt.
Für ein gutes Ergebnis sollte nicht zu lange gewartet werden. Laut Dr. Spriridonow kommt es dabei nicht auf ein paar Tage oder auch Monate an. Falls es aber schon zu einer Arthrose gekommen ist, hilft nur noch eine Prothese und auch die kann nur dann eingesetzt werden, wenn die Sehne noch intakt ist.
Schon nach ein paar Wochen, maximal ein paar Monaten ist der Arm wieder voll belastbar, was natürlich vom Alter des Patienten und vom Einzelfall abhängig ist.
Hier sind genauso wie bei den anderen oben genannten OP’s die Heilungschancen sehr gut und auch sehr schnell. Dr. Spiridonow hält auch nichts von Schienen oder Stützkissen, die wochenlang „getragen“ werden müssen, sondern setzt auf sofortige achtsame Mobilität.
Nach dem halbstündigen Vortrag durften noch Fragen gestellt werden, die vom Oberarzt geduldig und leicht verständlich erklärt wurden. Da es sich bei den Zuhörern hauptsächlich um ältere Menschen handelte, lag die Frage nahe, ob sich ab einem gewissen Alter der „Aufwand“ noch lohnt.
Laut Dr. Spiridonow hat dieser Personenkreis sicherlich ein höheres Risiko, da allein schon die Narkose eine enorme Belastung ist, aber hier kommt es auf die einzelne Person an, wie "stabil" sie ist und wie sie mit dem Schmerz zurechtkommt. Er kann über Vorteile und mögliche Risiken aufklären, aber die Entscheidung liegt beim Patienten selber.
Einer der Fragen war, wie lange man mit einer OP warten kann oder darf. Es gibt natürlich Notfälle, wie etwa nach einem Unfall, wo sofort gehandelt werden muss. In den allermeisten Fällen kann aber abgewartet werden, sogar bis zu einigen Jahren, wobei hier jedoch die Chancen auf Heilung sinken.
Auch das Thema, warum Dr. Spiridonow kein Freund von Spritzen ist, wurde nochmals aufgegriffen. Die Antwort darauf war ganz klar. Spritzen sind eben nur ein Betäubungsmittel. Für einen dauerhaften Erfolg muss Kortison in hohen Dosen gespritzt werden und das schädigt das Sehnengewebe, wenn es IN oder in die Nähe der Sehne gespritzt wird. Für ihn steht fest, dass in den allermeisten Fällen nur eine Operation das Problem lösen kann.
Viele Patienten spüren eigenartigerweise oft nur diese oft unerträglichen Schmerzen nachts, was lt. Dr. Spriridonow aber leicht erklärbar ist. Am Tag ist man beschäftigt, ist abgelenkt und bewegt sich. Abends und besonders nachts, wenn der Körper zur Ruhe kommt, alles ruhig ist, ist man aufmerksamer. Er ist davon überzeugt, dass die Schmerzen tagsüber die gleichen sind, nur nicht in dem Maße beachtet werden.
Nach fast anderthalb Stunden waren die Fragen der über 30 Anwesenden soweit beantwortet. Für weitere Auskünfte steht Dr. Petko Spiridonow aber sehr gerne Dienstags und Donnerstags in seiner Sprechstunde zur Verfügung.
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