Zwischen Afghanistan und Deggendorf – das Gebirgspionierbataillon 8
Zwar assoziiert meist jeder mit dem Wort „Bundeswehr“ als erstes das Land Afghanistan, doch nur wenigen sind die dortige Arbeit sowie die umfangreichen Aufgaben der Soldaten im Aus- und Inland bekannt. Einen tiefen Einblick erhielten jedoch die interessierten Gäste bei einem von der Wolnzacher Frauenunion organisierten Vortrag von Oberstleutnant Holger Pöppe im Gasthaus zur Post.
Seit 2009 ist er mit dem Gebirgspionierbataillon 8 sowie der Pionierschule in Ingolstadt, wobei das Bataillon auf eine langjährige Geschichte zurückblicken kann. Aufgestellt am 1.6.1957 in Brannenburg am Wendelstein, wurden die Pioniere unter anderem bei Erdbeben in Italien, der Kurdenhilfe und der Oderflut 1997 eingesetzt. Der Auftrag der Soldaten ist dabei klar definiert. „Zu unseren Aufgaben gehört zum einen die Pionierunterstützung in Operation, also vor allem die Stabilisierung, sowie die Pionierunterstützung in schwierigem Gelände und unter widrigen Witterungsbedingungen“, erklärte Holger Pöppe. Die Soldaten können damit auch in Tropen- oder Wüstenregionen eingesetzt werden.
Ab Januar 2013 folgte dann die Entsendung der 4. Kompanie nach Mazar-e-Sharif in Afghanistan. Schon kurz nach ihrer Ankunft erwartete die Pioniere allerdings nicht nur ein Land, das von zahlreichen konkurrierenden, ethnischen Gruppen und einer Generation ohne Schulbildung geprägt ist, sondern neben dem Guerillakrieg von Aufständischen gegen die International Security Assistance Force (ISAF) auch ein unerwartetes Hochwasser, das das Feldlager samt Containern überschwemmte. Nach Abfluss der Wassermassen musste daher zunächst einmal der verbliebene Schlamm im Feldlager, das von den Soldaten selbst aufgebaut worden war und Platz für 6000 Menschen sowie einen Flugplatz bietet, wieder beseitigt werden.
„Derzeit haben wir noch 3600 deutsche Soldaten in Afghanistan“, so Holger Pöppe. Doch Ende 2014 endet das ISAF-Mandat und bereits jetzt wird sukzessive die Zahl der dort stationierten Soldaten abgebaut. „Wir werden nun nach und nach die Sicherheit an die Afghanen übergeben“, erklärte der Oberstleutnant. Nächstes Jahr finden dann die Präsidentschaftswahlen des Landes statt. „Diese werden wir noch abwarten, denn vom Willen des neuen afghanischen Präsidenten ist abhängig, ob sich das Militär vollständig zurückzieht oder noch Schutztruppen im Land verbleiben“, fügte Holger Pöppe an. Für letzteren Fall ist ein Nachfolgemandat von ISAF geplant, sodass bis zum Jahr 2016 noch etwa 600-800 deutsche Soldaten in Afghanistan bleiben. „Es ist schwierig die Zukunft dieses Staates vorauszusagen“, betonte Pöppe und berief sich dabei auf Sokrates und dessen Satz: Ein Staat braucht Sicherheit und Wohlstand. „Für Sicherheit können die Afghanen jetzt sorgen, ob sie Wohlstand erreichen werden? Ich weiß es nicht,“ so der Oberstleutnant.

Doch nicht nur im Ausland hat die Bundeswehr wichtige Aufgaben zu erfüllen, auch innerhalb Deutschlands sind die Gebirgspioniere im Einsatz. So zuletzt beim diesjährigen Jahrhunderthochwasser, das auch Wolnzach nicht verschonte, in anderen Gebieten jedoch noch deutlich größere Schäden verursachte. Besonders in Deggendorf und Passau hatten die Menschen mit der Flutwelle zu kämpfen. Schon am 02. Juni stand Holger Pöppe daher mit seinen Pionieren in Ingolstadt abfahrtbereit. Da allerdings der offizielle Antrag des verantwortlichen Landkreises Deggendorf noch bis zum 09. Juni auf sich warten ließ, schickte der Oberstleutnant bereits am 04. Juni Soldaten in das Krisengebiet. So unterstütze das Bataillon mit insgesamt 147 Mann und zahlreichen Pioniermaschinen die Fluthilfe in Deggendorf und Passau. Im Rahmen des Einsatzes halfen sie unter anderem bei der Trockenlegung der Autobahn sowie bei Tier-Rettungsaktionen im Fischerdorf und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Wassermassen und Eindämmung ihrer zerstörerischen Wirkung.
Anders als in einigen Bereichen der Bundeswehr, braucht sich das Gebirgspionierbataillon 8 aber auch nach Abschaffung der Wehrpflicht keine Gedanken um den Nachwuchs zu machen. „In Zukunft wird es wohl weniger Panzer geben, aber gleich viele Pioniere“, beantwortete Holger Pöppe die Frage eines Gastes. Denn trotz starker Reduktion der Bundeswehr auf insgesamt 180.000 Soldaten – die Pioniere und ihre Aufgabe, den Weg für die nachfolgenden Truppen zu bereiten, bleiben einer der wichtigsten Eckpfeiler der deutschen Streitkräfte.
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