Allerheiligen in Mainburg
Zur Gräbersegnung an Allerheiligen fanden sich hunderte Gläubige und Angehörige am Friedhofskreuz ein. Die Abenstaler Bläser eröffneten die Andacht mit einem Choral, dem die liturgische Eröffnung durch Stadtpfarrer Josef Paulus folgte.
Jeder Verstorbene der katholischen Gemeinde des letzten Jahres wurde namentlich verlesen und für jeden wurde am Friedhofskreuz eine Kerze entzündet.
Es wurde auch der toten Seelsorger, Lehrer und all derer gedacht, die sich für die Gemeinschaft engagiert haben. Besonderes gedacht wurde zudem den Kriegsopfern, für die die Bläser das Lied „Der gute Kamerad“ spielten.
Die Predigt von Pfarrer Paulus hatte weniger mit dem Gedanken ans Sterben zu tun, stattdessen versuchte er den Anwesenden nahezubringen, was einen Heiligen ausmacht.
Heilige waren und sind laut ihm Visionäre, die von ihren Mitmenschen als „Spinner“ abgetan und belächelt, manchmal auch beschimpft und in einigen Ländern auch heute noch verfolgt werden.
Sie hatten nicht nur die Idee, wie es wäre, wenn sich etwas verändert, sie nahmen es selber in die Hand. Sie standen für ihren Glauben an die Menschen und an Gott ein und setzten sich über die Meinung anderer hinweg.
Heilige sind Menschen wie Du und ich laut Herrn Paulus, der Unterschied ist nur, dass sie sich trauten, aufzustehen und gegen den Strom zu gehen. Aus den „Spinnern“ wurden am Ende Gewinner.
Zur Verdeutlichung erzählte er eine amüsante Geschichte aus seiner Kindheit, die sehr zum Nachdenken animierte. Sie handelte von einem älteren Mann, der täglich ins Wirtshaus ging und von vielen für verrückt gehalten wurde.
Einige machten sich einen Spaß daraus, den Alten aufzuziehen. Sie hielten ihm zwei Geldstücke hin, in der einen Hand ein zehn Pfennig Stück und in der anderen ein fünfzig Pfennig Stück. Er nahm jedes Mal das Zehnerl, worauf sich alle, die das sahen, köstlich über die Dummheit des alten Mannes kaputtlachten und ihn verspotteten.
Pfarrer Paulus, damals noch ein Kind, lachte kräftig mit, aber irgendwann fragte er den Mann mal, warum er immer das Zehnerl nahm und nicht das andere Geldstück.
Darauf sagte der: „Da wär ich ja schön dumm, wenn ich nur einmal das fünfzig Pfennig Stück nehmen würde, würden sie damit aufhören, mir Geld zu schenken!“
So aber machten sie das an manchen Tagen bis zu zehn Mal und davon kaufte er sich eine Zigarre für eine Mark und rauchte diese voller Genuss mit einem Lächeln im Gesicht. Auch hier war am Ende der der Gewinner, den alle für einen Spinner hielten.
Nach den Fürbitten, dem Ablassgebet und dem Segen für alle Anwesenden endete die Andacht mit der Gräbersegnung.
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