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Brücken bauen – Unternehmer setzen sich für Spanien ein

(Wolnzach/Ingolstadt, hr)

Europa steckt in einer tiefen Krise. Gerne wird diese auch Staatsschuldenkrise genannt. Mit Hilfspaketen und vielen Milliarden Euros versucht man dem entgegenzuwirken. Doch wie sich vor allem im Bereich Spanien zeigt, sind die Probleme viel weitreichender. Nun hat das Land der Toreros bei der EU noch keine Hilfsgelder beantragt, dennoch musste die spanische Regierung unter dem Einsatz massiver Finanzmittel das eigene Bankensystem vor dem Crash bewahren. Die Folge: Enorme Haushaltskürzungen und eine daraus resultierende hohe Arbeitslosigkeit.

Auch in Deutschland gibt es ein Problem, wenn man so will ein Luxusproblem. Hier zulande beklagt man sich nicht über zu hohe Schulden und mangelnde Arbeit, im Gegenteil oft werden Facharbeiter händeringend gesucht. Arbeitslose Fachkräfte in Spanien und unbesetzbare Stellen in Deutschland. Genau an diesem Punkt setzt nun die Initiative „Europabrücke an.

„Über ein Jahr haben wir gemeinsam an der Konstruktion gefeilt“, erläuterte Eduard Kastner, der diese Idee mit aus der Taufe gehoben hat. „Es geht uns darum die spanischen Facharbeiter mit den mittelständischen Unternehmen der Region 10 zusammenzubringen“, führt er weiter aus. Aus diesem Grund wurde nun eine Partnerschaft mit Barcelona ins Leben gerufen. „Natürlich ist uns durchaus bewusst, dass die Hürden für einen spanischen Facharbeiter nach Deutschland zu kommen groß sind“, Uwe Bernhard, Mitglied des Managements der Gunvor Raffinerie in Ingolstadt.

Gemeint ist damit in erster Linie natürlich die Sprachbarriere, die es für die Spanier zu überwinden gilt. Auch den Unternehmen, die sich dieser Initiative angeschlossen haben ist dies natürlich klar: „Gute Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1sind unumgänglich, d.h. die Facharbeiter müssen schon am ersten Tag der Deutschen Sprache mächtig sein“, erläuterte Eduard Kastner. Aus diesem Grund ist auch ein verpflichtender Deutschkurs vor dem ersten Arbeitstag Bedingung.

Wie aber soll es nun konkret gelingen arbeitslose spanische Fachkräfte mit mittelständischen Unternehmen der Region zusammenzubringen. „Wir haben mit der Job-Europabrücke eine Onlineplattform geschaffen, auf der die Firmen ihre Stellenausschreibungen veröffentlichen können“, so Kastner weiter. Hier muss der bayrische Unternehmer erst einmal 150 Euro investieren, denn die detaillierte Stellenanzeige muss ins Spanische übersetzt werden. In Spanien, beziehungsweise in Barcelona können dann Facharbeiter das Angebot lesen und sich auf einzelne Stellen bewerben.

Nach den anschließenden Bewerbungsgesprächen in Barcelona, fliegen die Spanier nicht sofort nach Deutschland, um dort ihre neue Arbeit anzutreten, im Gegenteil es wartet auf sie erst einmal ein dreimonatiger Intensiv Deutschkurs. „Dies war uns ganz wichtig betonte Uwe Bernhard, und Eduard Kastner fügte in diesem Zusammenhang an, dass alle vorangegangenen Bemühungen gerade an diesem Punkt gescheitert sind. „Die Spanier kamen ohne Sprachkenntnisse in unsere Region und mussten erst vor Ort Deutsch lernen.“ Dies will die Initiative Job-Europabrücke ändern. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und Lingua sollen künftige Arbeitnehmer noch in ihrer Heimat Deutsch lernen. „Nach 3-4Monaten sollen sie dann in der Lage sein am deutschen Arbeitsmarkt zu bestehen“, so Kastner weiter.

Dies bringt natürlich Kosten mit sich, denn die Deutschkurse sind nicht gratis. Aber hier kommen die EU und das Deutsche Bundesministerium für Arbeit ins Spiel. Über Förderprogramme und ESF, den europäischen Sozialfond, sollen diese finanziert werden. Nun gibt es bereits zahlreiche Projekte wie mobi oder my first euro job, doch sind diese vor allem auf junge Arbeitnehmer begrenzt. Die Job-Europabrücke hingegen macht diese Einschränkung nicht. Seitens der EU-Kommission wird dieser bislang einmalige Vorstoß begrüßt. „Es ist aus verschiedenen Gesichtspunkten eine sehr bemerkenswerte Initiative“, lobte Peter Martin die Brückenbauer. Er sieht darin ein hervorragendes wirtschaftliches Konzept verbunden mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement. Wichtig aus seiner Sicht ist, dass dieses Projekt nun wirklich ins Laufen kommt. „Ich habe ihre Anfragen diesbezüglich auch an den zuständigen Kommissar weitergeleitet und sehr positive Signale aus Brüssel erhalten.“

Besonders positiv dabei wurde auch das soziale Engagement bewertet. „Wir wollen eben nicht an der Firmentür aufhören, sondern den spanischen Arbeitern auch dabei helfen den Alltag gut zu bewältigen“, erklärt Uwe Bernhard. Im Zuge der Corporate Social Responibility sollen hier nicht einfach Gastarbeiter ins Land geholt werden, sondern, und das betonten alle Beteiligen, hier sollen Freundschaften entstehen.

Nach dem feierlichen Auftakt in Ingolstadt und dem Aufruf der Unternehmer aus der Region 10 sich an der Initiative zu beteiligen, soll schon im Dezember der Startschuss in Barcelona fallen. „Es freut uns natürlich besonders, dass in Barcelona ansässige Deutsche sich mit engagieren. Sie wollen ihrer Wahlheimat damit helfen“, so Eduard Kastner.

Natürlich ist allen Beteiligten klar, dass man alleine mit der Job Eurpoabrücke nicht ganz Spanien helfen kann, doch will man damit ein Zeichen setzen und sich aktiv für die Gemeinschaft einsetzen. „Wir hoffen dass diese Initiative Modellcharakter birgt und dass andere Regionen in Deutschland ähnliche Partnerschaften ins Leben rufen“, so Uwe Bernhard am Ende.

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