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Sending out an SOS

Anlässlich des 10. Welttags der Suizidprävention am 10. September lud die "Kirche fürs Ilmtal", die Freie evangelische Gemeinde Pfaffenhofen, zu einem Vortrag in das Pfaffenhofener Haus der Begegnung ein, um sich dieses Tabuthemas anzunähern. Referent war Klaus Deckenbach, Theologe und Seelsorger ebenso wie freiberuflicher Seminarleiter und Vortragsredner.

Laut der Initiative "Nationales Suizidpräventionsprogramm für Deutschland" nehmen sich hier jedes Jahr etwa 10.000 Menschen selbst das Leben, mehr als 100.000 versuchen es. Es sterben daher in Deutschland mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und Aids zusammen. Zahlen, die so nicht in der breiten Öffentlichkeit stehen. Über Suizid redet man gemeinhin nicht, es wird auch in sehr vielen Fällen darüber nicht berichtet. Dabei kann es in jedermanns Umfeld auftreten und wir sind alle aufgefordert, präventiv entgegen zu wirken.

Prominente wie seinerzeit Hannelore Kohl oder auch Amy Winehouse, in jüngster Vergangenheit der Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier - das steht in der Presse, ist jedoch zu weit außerhalb des persönlichen Gefühlskreises, als dass es direkt betroffen machen würde. "Wir wollen hinschauen." fordert Stefan Mutter, Vorsitzender der Kirche fürs Ilmtal, die etwa 25 Interessierten auf, die gekommen waren. Mit Stefan (47) hat er jemanden mitgebracht, der selber versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, glücklicherweise aber gerettet werden konnte. "Meine Eltern waren sehr früh verstorben, über das Erbe des elterlichen Hofes war ich stark verschuldet und dann hat mich meine Frau auch noch verlassen. Da fühlt man sich wie ein LKW in einer Sackgasse, der nicht vor und nicht zurück kann." schildert Stefan die Situation, die ihm vor 14 Jahren ausweglos erschien. Heute hat er zurückgefunden in die Spur des Lebens, ist wieder glücklich verheiratet, schuldenfrei und mit sich im Reinen.

"Die Ursachen für Suizidgefährdung sind vielfältig." stellt Referent Klaus Deckenbach Klischees und Wirklichkeiten aus wissenschaftlchen Untersuchungen der Suizidität vor. Häufig komme der Ursprung - wie bei Stefan - aus einer persönlichen Krise heraus, ein Suizid bzw. dessen Versuch können aber auch eine Erpressung darstellen, mit der jemand anderes bewegt werden solle, beispielsweise eine Trennungsabsicht zurückzunehmen. Natürlich gäbe es Menschen mit Depressionen oder anderen psychiatrischen Erkrankungen, die ihre Situation vermeintlich nicht mehr anders als durch den Versuch der Selbsttötung lösen können.

Die oben bereits genannten Zahlen beziehen sich auf eindeutige Fälle von Suizid; es gibt hierbei noch eine große Dunkelziffer, da nicht in allen Fällen eine Selbsttötungsabsicht eindeutig nachweisbar ist, sondern ein Unfalltod attestiert wird. Der Appel der Referenten an die Gesellschaft lautet - und das ist die beste Prävention -, jeder einzelne solle mehr Sensibilität zeigen und sich bereiter zeigen, Signale aufzunehmen und durch Gesprächsbereitschaft versuchen, eine scheinbar aufkommende Krise bei seinem Gegenüber im frühestmöglichen Stadium zu bewältigen. Noch einmal Klaus Deckenback: "Mehr als 80% der Suizidgedanken können in der ersten beiden Tagen verworfen werden, wenn das soziale Umfeld sich des Betroffenen annimmt."
 

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