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Wahl-Endspurt mit Schubkarrenrennen und Hosenbeinhüpfen bei den Grünen

 

Dass Wahlkampf nicht bierernst sein muss, das bewiesen die Grünen im Kreisverband Pfaffenhofen bei ihrem Endspurtfest auf der Zielgeraden zum Maximilianeum im Baar-Ebenhausener Landgasthaus Flotzinger. Kerstin Schapp, die Grünen-Landtagskandidatin, war sich für eine Spaßeinlage mit Schubkarrenrennen und Hosenbeinhüpfen nicht zu schade.

Während Biobäuerin und Landtagskandidatin Gisela Sengl aus dem Stimmkreis Traunstein zusammen mit Akteuren des Summeringer Haus- und Hoftheaters auf einer improvisierten Bühne mit den Physikatsberichten (Verwaltungsschriften aus dem 19. Jahrhundert der beamteten königlichen Gerichtsärzte) unter dem Titel "Ländliche Idylle - Wunsch und Wirklichkeit" einen Vergleich von Gestern zum Heute zog. Natürlich unter kräftiger politischer Einfärbung, die den damaligen Autor und Starnberger Bezirksarzt, Carl Joseph Ritter von Linprun, wohl auch zum Nachdenken hätte angeregt. Sengl, der daran gelegen ist, die "umweltschonende bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten", beklagte in ihrem Dialog unter anderem das Aussterben der Selbstversorgungsgärten, forderte das Thema Landwirtschaft zum Teil schulischer Bildung zu machen und trat für das Aufleben der guten alten Schrebergärten ein. Zum Erstaunen der Zuhörer wusste sie von China als weltweit größten Apfelsaftproduzenten zu berichten: "80 Prozent des Apfelsaftes, den wir hier bei uns trinken, kommt von dort."
 

Gisela Sengl ist Biobäuerin und Landtagskandidatin der Grünen in Traunstein. 

Zu Wort kamen aber auch die Bundes-, Landtags- und Bezirkstagskandidaten Michael Stanglmaier, Rupert Ebner, Norbert Ettenhuber und Wilhelm Reim. Stanglmaier kam geradewegs vom Freisinger Stadtlauf, wo er nach eigenen Worten "mit schlechter Zeit" gelaufen ist. In Fahrt kam er aber dann beim Endspurtfest zum thematischen Schwerpunkt des Abends, dem ländlichen Raum. Die Grünen wollen dem Bauernsterben ein Ende setzen. "Zwei Drittel der Bauern in Bayern haben aufgegeben", bedauerte Stanglmaier, der selbst aus einem Hof stammt. Die Infrastruktur auf dem Land müsse verbessert werden, so seine Forderung. "Gäbe es die Holledauer Bockerlbahn noch, hätten wir heute weniger Probleme mit dem Verkehr", so Stanglmaier, der Abstand nehmen wolle von der bisherigen Agrarpolitik. Zur Stärkung des Landes gehöre aber auch die Gesundheits- und Pflegeversorgung. Darüber hinaus müsse man dort die Schulen erhalten, wofür die Gemeinschaftsschule mit ihrem Angebot der Dreigliedrigkeit des Schulsystems ein erster Ansatz wäre. Das Handwerk seien ebenso zu erhalten wie eine bäuerlich-familiäre Landwirtschaft, die eine 30 Prozentige Agrarförderung stützen sollte. Das alles einhergehend mit einer Abkehr von der Massentierhaltung und industriellen Produktionsformen in der Landwirtschaft. Ebner gab zu bedenken, dass das "gut funktionierende Bayern" von seiner Substanz lebe und wagte einen Vergleich mit Griechenland.

 

Norbert Ettenhuber tritt für die Grünen als Bezirkstagskandidat an.


Die beiden Bezirkstagskandidaten Reim und Ettenhuber stellten ihr Hauptaugenmerk vor, das sie in der kommunalen Selbstverwaltungskörperschaft vertreten wollen. Reim, der von Schnapp als "Kompetenzträger in Sachen Jugend" bezeichnet wurde will die Jugendarbeit stärker gefördert und finanziell besser ausgestattet wissen. Dagegen liegt Ettenhuber die Unterstützung älterer Bürgern am Herzen. "Der demografische Wandel wird verschlafen", meint der Politiker und macht sich auch Sorgen darüber, dass die Abgabenlast der jüngeren Genration steigen könne, wenn nicht gehandelt werde. Ettenhuber fordert mehr Tagespflegeeinrichtungen zur Entlastung von Familien, zu einem gewissen Prozentsatz barrierefreien Wohnungsbau oder auch den Ausbau der Nahverkehrsnetze. "Es ist zwingend notwendig, dem Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zuhause zu ermöglichen", so sein Credo.

 

Wilhelm Reim tritt als Direktkandidat für den Bezirkstag in Neuburg-Schrobenhausen an.


Guter Dinge ist Schnapp, was das Abschneiden der Grünen bei der kommenden Landtagswahl anbelangt. "Nach 50 Jahren kann man auch Schwarze bekehren", ist sie überzeugt von der gegenwärtigen Stimmung und wundert sich nach wie vor über die Meinungsumschwünge der Christsozialen. "Wie sich die CSU dreht ist für mich ein Wahnsinn", sagte Schnapp und glaubt fest daran, dass es nach dem 15. September einen Regierungswechsel geben wird. Die Grünen wollen ihn natürlich und hoffen jetzt, nicht als "Verbotspartei " beim potentiellen Wähler in Verruf zu geraten.

 

Christian Magerl und Beate Walter-Rosenheimer kamen zwar mit Verspätung, wurden dafür aber umso herzlicher empfangen.


Die Unterstützung der Grünen-Kandidaten demonstrierten an diesem Abend jedenfalls auch die Bundestags- und Landtagsabgeordneten der Grünen, Beate Walter-Rosenheimer und Christian Magerl. Die erfuhren dann im Nachhinein, dass die Pfaffenhofener Grünen während des Wahlkampfes sogar ein halbes Dutzend Neumitglieder gewinnen konnten, wie Schnapp zu berichten wusste. Wenn das keine guten Zeichen für einen Umschwung sind.
 

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