Hopfenrundfahrt 2013 - Witterung verursacht Ernterückgang
460.000 Ztr. auf einer Gesamtanbaufläche von 14.086 ha in der Hallertau – das war die geschätzte Zahl für die Hopfenernte, die im Rahmen der Hopfenrundfahrt am gestrigen Montag der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, sowie dem Bayerischen Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Brunner, vorgestellt wurde. Damit fällt die Ernte aufgrund der diesjährig ungünstigen Wetterverhältnisse um rund 23 Prozent niedriger aus, als es noch 2012 der Fall war. Doch auch ein positiver Aspekt konnte der Witterung 2013 abgewonnen werden, denn diese ließ den Pflanzenschutz besonders gering ausfallen.
„Dies ist ein stolzer Tag für Wolnzach und den Hopfen, der zeigt, dass die Zusammenarbeit zum Wohle der Kulturpflanze ‚Hopfen‘ funktioniert“, begrüßte Bürgermeister Jens Machold die zahlreich erschienenen Gäste, unter ihnen auch Bundesministerin Ilse Aigner sowie Staatsminister Helmut Brunner. Entsprechend des hohen Besuches in der Hopfenmetropole fiel die Hopfenrundfahrt dieses Jahr – ganz im Gegensatz zur Ernte – im Hinblick auf die Zahl der anwesenden Gästen und Medien deutlich umfangreicher aus. Zahlreiche Vertreter aus Politik und Hopfenwirtschaft trafen so gestern zu Ehren des grünen Goldes zusammen – begleitet übrigens vom gewohnt gnädigen Wolnzacher Wettergott.
Zunächst stand dabei eine Pressekonferenz auf dem Programm, bei der neben den aktuellen Zahlen zur Hopfenernte und -marktlage auch der Dank an Ilse Aigner und ihr Engagement für die besondere Kulturpflanze nicht zu kurz kam. „Frau Aigner hat bewiesen, dass sie ein Herz für den Hopfen hat. Denn wer das Räderwerk in Brüssel ein bisschen kennt, der kann erahnen, wie viel Mühe sie der Einsatz für unsere Produkte gekostet hat“, so Dr. Johann Pichlmaier, Präsident des Hopfenpflanzerverbandes, der sich insbesondere auch bei Albert Deß und Britta Reimers vom Europäischen Parlament sowie bei Staatsminister Helmut Brunner für die Ergebnisse der Verhandlungen zur GAP in Brüssel bedankte.
So bleibt beispielsweise die Förderung der Erzeugergemeinschaften erhalten, die Hopfenzertifizierung unverändert und auch die Mindesqualitätskriterien bei der Hopfeneinfuhr müssen weiter eingehalten werden. „Aus Sicht des Hopfens können wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein“, versicherte Dr. Johann Pichlmaier. „Die Unterstützung für den Hopfen ist sehr wichtig, denn es gibt sonst keine Landwirtschaftsart, die so sehr mit Bayern verwurzelt ist. Wir sind sozusagen das Weltland des Hopfens und das sollen wir auch in Zukunft bleiben“, hielt zudem Bundesministerin Ilse Aigner fest, die im Anschluss für ihren politischen Einsatz zugunsten der Kulturpflanze mit dem Hopfenorden des Internationalen Hopfenbaubüros ausgezeichnet wurde.
Auch Staatsminister Helmut Brunner konnte nur hinzufügen, dass es ohne Hopfen kein Bier und ohne Bier kein Bayern gäbe. Doch trotz der schlechten Ernteaussichten konnte er die anwesenden Gäste beruhigen: „Zwar haben wir dieses Jahr geringere Erträge, aber dennoch wird kein Volksfest gefährdet sein.“ So konnte sich die erleichterte Menge schließlich auf zu den Bussen machen. Ein erster Halt war im Hopfenforschungszentrum Hüll geplant.
Hier wurden der Verbraucherschutzministerin dann nicht nur die neuen vier Special Flavor Hops-Sorten vorgestellt, sondern auch auf das aktuelle Forschungsprojekt zur Reduktion kupferhaltigen Pflanzenschutzes im ökologischen Hopfenbau aufmerksam gemacht. „Bereits jetzt können wir mit Kupfer-Hydroxiden gute Erfolge erzielen“, erklärte Dr. Florian Weihrauch den versammelten Gästen. Um dem Spannungsfeld zwischen Pflanzen- und Umweltschutz etwas entgegenzusetzten, verfolgt das Projekt dabei das Ziel, den Einsatz von Kupfer von 4 kg/ha im Jahr auf 3 kg/ha im Jahr zu verringern. „Und vielleicht kann die Menge noch weiter reduziert werden, wenn uns entsprechende Forschungsgelder zur Verfügung stehen“, fügte der Forscher mit Blick auf die Bundesministerin hinzu.
Zum Abschluss führte die Hopfenrundfahrt ihre Teilnehmer zur Betriebsbesichtigung von Hopfenpflanzer Johann Schreier. Zusammen mit seiner Familie bewirtschaftet er insgesamt 24 ha Hopfenfläche mit verschiedenen Aroma- und Bitterhopfensorten. Schon an mehreren EU-gestützten Förderprogrammen, unter anderem dem Bewässerungsprogramm, konnte der Hopfenpflanzer teilnehmen. So hat der Betrieb 2010 unter Erhalt von Zuschüssen in eine neue Bewässerungsanlage und nun – im Rahmen des Förderprogramms zur Senkung der Energiekosten – in eine moderne Anlage zum Trocknen des Hopfens investiert. „Man sieht also, wie die Beihilfen gezielt eingesetzt werden und tatsächlich bei den Betrieben ankommen“, stellte Dr. Erich Lehmair von der HVG fest.
Bevor jedoch der hohe Besuch wieder abreiste, wurde von Bundesministerin Ilse Aigner und Staatsminister Helmut Brunner ganz nach Tradition die Ernteanlage in Betrieb genommen. „Ich freue mich jedes Jahr wieder, dass ich hier den Hopfen einhängen darf“, so Helmut Brunner, der die ersten Reben des Jahres in der Maschine befestigte. Trotz Verspätung wird auch die richtige Hopfenernte nun bald beginnen. Und auch, wenn bei der Hopfenrundfahrt klar wurde, dass dieses Jahr wirtschaftlich schwach sein wird, kann man den Hopfenpflanzern nur eine nun folgende Belebung des Marktes und gute Preise im kommenden Jahr wünschen – denn ohne Hopfen und Bier wäre die Hallertau nicht die Hallertau und Wolnzach auch nicht ihre Hauptstadt.
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