Melezitose schockt Imker
Imker Franz Kaindl ist immer wieder aufs Neue betroffen, wenn er die Melezitose-Waben seinen Bienenstöcken entnimmt.
Seit 40 Jahren ist Franz Kaindl Imker, doch so etwas hat er noch nicht erlebt: "90 Prozent meines Ertrages ist Zementhonig, und alle Imker, die ich kenne, sind ebenso davon betroffen."
Zementhonig wird auch Melezitose-Honig genannt. Der Name kommt davon, dass dieser Honig derart zusammengeklebt ist, dass er sich praktisch nicht mehr ausschleudern lässt. Kaindl, Ehrenvorsitzender des Kreisverbands Pfaffenhofen im Bayerischen Imkerverband, geht einen aufwändigen Weg, um seinen Honig doch noch zu retten. "Die gesamte Wabe, Honig und Wachs, wird auf 80 Grad erhitzt und ausgeschmelzt." Nach dieser Prozedur schwimmt das Wachs oben und festigt sich, während sich darunter der Honig gesammelt hat. "Der Honig ist danach qualitativ einwandfrei und ohne Hitzeschäden", beteuert Kaindl. Nur sein Aufwand sei eben um ein Vielfaches höher als beim regulären Schleudern. "Eine Mordsarbeit und ein einziger Baaz, verbunden mit einem immensen Reinigungsaufwand." Unterstützung erhält der Imker von einem speziellen Gerät, das höchst selten gebraucht wird und über das von daher in der Regel nur Imkervereine verfügen. In Pfaffenhofen hätten es bislang nur drei Imker genutzt, von 170 Mitgliedern. Das alleine zeige, so Kaindl, wie viel Arbeit damit verbunden sei. Nützt der Imker diese Hilfe nicht, so bleibt ihm dann nur noch das Auswaschen. Die Wabe selbst bleibt bei diesem Vorgang erhalten, der Honig ist dann jedoch verloren.
"Melezitose ist vor ungefähr zehn Jahren das letzte Mal aufgetreten, die Jahrzehnte davor vielleicht drei Mal", erinnert sich Kaindl zurück. Niemals seien allerdings mehr als über die Hälfte der Waben betroffen gewesen. Annette Schroeder von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim führt die heuer so dramatisch stark auftretende Melezitose auf die Große Schwarze Fichtenrindenlaus zurück, deren süße Ausscheidungen von den Bienen als Nahrungsquelle genutzt werde. Die habe sich offenbar in diesem trockenen Sommer besonders gut vermehrt, vermutet die Wissenschaftlerin und sieht darin die Erklärung für das Phänomen.
So sehen Waben aus, deren Honig wegen Melezitose nicht flüssig ist.
Mehrere Wissenschaftler haben sich in Untersuchungen bereits in früheren Jahrzehnten mit der Melezitose beschäftigt und die lassen vermuten, dass die Melezitose eine wichtige Rolle bei der Regulation des Wasserhaushalts im Darm der Blattlaus spielt. Blattläuse ernähren sich gewöhnlich vom Siebröhrensaft der Pflanzen und sondern deshalb stark zuckerhaltige Exkrete ab, den so genannten Honigtau. Dieser ist eine Mischung verschiedener Zucker und in deutlich geringerem Umfang von Aminosäuren und anderen Pflanzeninhaltsstoffen. Während die Pflanzeninhaltsstoffe und Aminosäuren durchwegs aus dem Siebröhrensaft selbst kommen, unterscheidet sich die Zusammensetzung des Zuckers markant von der des Siebröhrensaftes der Wirtspflanze. Denn jener enthält fast ausschließlich den Zweifachzucker Saccharose. Blattläuse können jedoch verschiedene Zucker neu herstellen, die nicht im Siebröhrensaft enthalten sind. So auch als organisch-chemische Verbindungen Trisaccharide, zu denen auch die Melezitose zählt.
Flüssiger Honig ist in diesen Waben aus dem vorigen Jahr. Da trat Melezitose nicht auf.
In diesem Jahr allerdings ...
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