Gewerbeverband: Einblicke in die Vorzeige-Biogasanlage
Das Interesse war sehr groß. So kamen zum Stammtisch viele Mitglieder nach Oberlauterbach. Dr. Erich Lehmair von der HVG führte - und beantwortete frank und frei jede Frage. So arbeitet die Anlage streng nach dem vorgegebenen Business-Plan, also 75% aus Hopfenabfällen und mit25 % Mais. 1000 m³ Biogas werden pro Stunde in die Leitung der Stadtwerke München eingeleitet.
Über einen besonders guten Abnahmepreis durch die E.ON, die Hauptinvestorin der Anlage, rechnet sich die Biogas-Erzeugung auf der über 6,5 Hektar großen Fläche. Die Hälfte davon belegen die Silos, in denen Trillionen von Bakterien rund um die Uhr die silierte Grünware in CO2 und Methan umwandeln. Der Rest geht wieder auf die Äcker zur Düngung. Denn die wichtigsten Mineralstoffe rühren die Bakterien nicht an. Durch die Silage werden alle Krankheitserreger, wie z.B. echter und falscher Mehltau, innerhalb von vier Wochen abgetötet. Täglicher Bedarf: 210 t Hopfenabfälle und 70 t Mais, wovon 600 ha Anbaufläche nötig sind. Mittlerweile wird auch Flughafengras eingesetzt, weil die Maisernte 2013 zu gering ausfällt.
Die Firma Högl, Volkenschwand, kümmert sich um die Logistik (z.B. 50 Lkws zweischichtig) und betreibt mit 7-9 Mitarbeitern die Anlage. Einmalig in der Welt kommen Hopfenabfälle zur Energieerzeugung. In der sogenannten Hopfenhalle werden diese präpariert: mächtige Spindeln (Extruder) verdichten die Reben und brechen sie auf. Bei der Entspannung am Ende des Extruders platzen weitere Zellwände. Nun ist es ideal, alle Drahtreste mit zwei Magnetdurchgängen zu entziehen. Dann wird der Hopfenbrei verflüssigt und kommt in die Gärtanks.
Im Winter wird ein Teil der Gase eingesetzt, die Heizung der 6 Fermenter vorzunehmen. Nur die Hälfte des Gases besteht aus Methan. Die andere, CO2, wird an die Atmosphäre abgegeben. Hier sträuben sich viele Besucher. Ist das umweltfreundlich? Doch auch das Methan verwandelt sich bei der Verbrennung in CO2. Die Pflanzen nahmen dieses ganze CO2 aus der Atmosphäre und nun wird es wieder freigesetzt. Ein Null-Summenspiel.
Ärger gab es mit den Anliegern in Ober- und Unterempfenbach. Dr. Lehmair: „Wir waren selbst von der Stärke des Dufts überrascht“. Doch mit Nachinvestitionen werden die Dämpfe der Hopfenhalle gesammelt und gereinigt. Es bleiben aber Reminiszenzen, dass die Unterempfenbacher die Anlage einst wegen der Gerüche ablehnten und sie nun auf Wolnzacher Flur vor ihrer Nase entstand. Hier bleibt gerade die HVG als Gesellschafter an der Kritik-Front. Eigentlich müssten die Filter volle Arbeit leisten, ist sich Dr. Lehmair sicher. Es wird weiter beobachtet.
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