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Des Dichters Stube - Lutz zum anfassen

Eben dort, wo sein Vater Schulrat war, in der Schule, die heute seinen Namen trägt, hat die Stadt Pfaffenhofen ihrem fast vergessenen Dichtersohn Josef Maria Lutz eine kleine Dichterstube eingerichtet.

Er war nicht mehr modern der Lutz, erst recht nach dem Krieg, in dem Heimatdichter für Pathos und Schollenverehrung herhalten mussten. Ganz in Vergessenheit geriet er jedoch nie, war der Brandner Kasper und das Grasobern mit dem Tod um das bisserl Leben immer gut für wie auch immer interpretierbare Filmprojekte. Ob sie ihm gefallen hätten, die verschiedenen Boandlkramer, bleibt dahingestellt, sein bisserl Nachlass, der jetzt zu seinem 120. Geburtstag zu erfahren ist, zeigt einen ambivalenten Zeitgenossen. Geprägt und um seine Zukunft durch den ersten Weltkrieg gebracht, verlegte er sich aufs Schreiben, Heimatliches, Gedichte und Geschichten aus seiner Umgebung, für die Menschen vor Ort. Sie haben es ihm nicht gedankt die Bayern, vorerst, später als gefeierter Schreiber aus der Ferne zurückgekehrt, wurde er zum Ehrenbürger ernannt. „Des schaugt guad aus und kost nix“, ein Originalzitat aus dem Pfaffenhofener Stadtrat, bringt die Sturheit zum Ausdruck, mit der sich der Ureinwohner gerne über die Kultur hermacht.

Stadtarchivar Andreas Sauer, der für den Heimat- und Kulturverein Pfaffenhofen das kleine Museum betreut, hat viel zu erzählen bei seiner Führung durch die fast original eingerichteten Räume des Dichters. Es darf auch geblättert werden in der Bibliothek, den Alben mit Zeitungsauschnitten, Manuskripten und Programmen zu den Theaterstücken. Ein Museum zum Anfassen, Hinsetzen und auch Fotografieren, gefrorene Zeit, so lebendig, als ob er eben mal Zigaretten kaufen gegangen wäre. Digital gibt es den Lutz auch als Museum, die Stadt und der Rotary Club haben eine offene Webpräsenz eingerichtet, die auch gerne weiter gefüllt werden darf.

„Mit seinem Roman ´Der Zwischenfall` gelingt ihm 1928 der künstlerische Durchbruch. Kurz darauf erscheint sein Hauptwerk ´Bayrisch`, was nicht im Wörterbuch steht. In diesem Werk setzt sich Joseph Maria Lutz für die Pflege der Mundart ein - eine Herzensangelegenheit des Heimatschriftstellers“ heißt es u.a. dort. Der Zwischenfall ist auch das Herzstück der ersten Paradiesspiele in Pfaffenhofen, das vom örtlichen Theaterspielkreis auf die offene Bühne vor dem Rathaus gebracht wird. Informationen und Karten unter http://www.derzwischenfall.de/.
 

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