Kunst aus der Dose
Legale Graffiti – Pfaffenhofen macht’s möglich. Die Stadtjugendpflege bot vergangenes Wochenende zwölf Jugendlichen und Erwachsenen im Rahmen des diesjährigen Graffiti Workshops die Möglichkeit, in die Spraykunst hinein zu schnuppern. Betreut wurden die Teilnehmer von Andi Dill, der mit seiner jahrelangen Erfahrung zu den bekanntesten Künstlern Pfaffenhofens gehört.
Graffitikunst wird oft verschmäht und meist in Verbindung mit Sachbeschädigung gebracht. Aber es gibt auch Möglichkeiten, die keine finanzielle Schädigung mit sich führen – und das auf legalem Wege. So stellt die Stadt Pfaffenhofen den Spraykünstlern diverse Flächen zur Verfügung, die zum ausleben der Kunst genutzt werden dürfen. Eine davon ist die Fußgängerunterführung bei der Dr. Bergmeister- und Krankenhausstraße in der Kreisstadt. Dieser „Spot“ war vergangenes Wochenende der Treffpunkt für zwölf Neulinge, die in die Graffiti-Art hinein schnuppern wollten. Die Stadtjugendpflege Pfaffenhofen veranstaltet nämlich hin und wieder Workshops zum Thema Graffiti. Als Lehrer und Mentor stand Andi Dill den Teilnehmern zur Seite. Dill sammelte bereits über Jahre hinweg Erfahrung in Sachen Spraykunst und Graffitikultur. In Pfaffenhofen sind viele seiner Werke zu sehen. Er erklärte, dass Pfaffenhofen quasi die Sprayer fehlen. Lediglich zwei aktive Maler sind hierzulande vertreten – und das, obwohl Pfaffenhofen pro Kopf mehr Fläche verzeichnen kann als München mit rund 100 Künstlern.
Am ersten der zwei Workshoptage ging es vor allem um die Grundlagen. Andi Dill brachte einige Nachschlagewerke für Graffitikunst mit, von denen sich die Teilnehmer inspirieren lassen sollten. Der erste Schritt ist hierbei immer eine Skizze – ganz traditionell mit Stift und Papier vorgezeichnet. Auch wenn das Graffiti hinterher auf eine zweidimensionalen Fläche gesprayt wird, so gelten hier wie in der gemalten Kunst die Gesetze der Perspektive, die vor allem bei Schriftzügen einen Tiefeneffekt erzeugen können. Jeder durfte sein eigenes Graffiti sprayen, die Ideen reichten von kreativen Schriftzügen bis zu Comicfiguren. Viele werden sich fragen, wie man denn mit einem Graffiti anfängt. Denn leere Flächen, die man besprühen kann, findet man kaum – zumindest nicht legal verzierbare. Da ist Malern angesagt. Alte Graffitis werden großflächig mit einer Grundierung überstrichen, um Platz für neue Werke zu schaffen. Wo wir hier schon zu einem Aspekt kommen, den man sich für die Graffitikunst merken sollte: es ist generell immer riskant, während des Sprayprozesses sein Kunstwerk zu verlassen, da jederzeit jedermann das eigene Werk übermalen kann. Andi Dill rät deshalb, vor Verlassen des Ortes sein Geschaffenes abzufotografieren – nur das hält in dieser Branche für die Ewigkeit.
Nach dem Grundieren findet dann der eigentliche Schaffensprozess statt, in dem man seine Skizzen zum Kunstwerk umwandelt. Doch wie kann man beim Sprayen beispielsweise die Strichstärke variieren? In der gemalten Kunst gibt es ja unterschiedlich dicke Pinsel – nicht jedoch beim Graffiti. Hier arbeitet man mit unterschiedlichen Aufsätzen auf den Dosen, die je nachdem mehr oder weniger Farbe herauspressen bzw. diese schmaler oder weiter streuen. Auch die Haltung der Dose spielt eine besondere Rolle. Durch einen größeren Abstand zur Wand wird ein Strich breiter und weicher, wird der Abstand verringert, erhält man eine stärkere Kontur, trägt allerdings mehr Farbe auf eine kleinere Fläche auf. Beim Sprayen gibt es also viele Punkte, die man beachten muss und auf die Andi Dill im Rahmen des zweitägigen Workshops hinwies.
Die Pfaffenhofener Graffiti-Szene sucht weiterhin Nachwuchs! Wer Interesse hat und dabei sein möchte, kann sich unter www.beinspired.stadtjugendpflege.de informieren. Einmal im Monat treffen sich die Künstler zum sogenannten „Writer-Treff“ bei der Krankenhaus-Unterführung, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam ihr Hobby und ihre Leidenschaft auszuleben.
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