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Arthur Kell’s Journey

Arthur Kell is back! Nach zwei Jahren gastierte Jazz-Bassist Kell nun wieder mit seinem Quartett in der Pfaffenhofener Künstlerwerkstatt. Zahlreiche Stationen in ganz Europa hatte er die vergangenen Monate besucht – mit Stücken aus seiner CD „Jester“, die 2010 sogar hier in Pfaffenhofen aufgenommen wurde.

Mit einer halben Stunde Verspätung traf Arthur Kell mit seinen drei Musikerkollegen in der Künstlerwerkstatt ein. Das Publikum wartete schon ungeduldig und machte mit Klatschen darauf aufmerksam, dass es bereit für den Abend ist. Kaum waren die Musiker auf der „Bühne“, so ließen sie sich noch einmal etwas Zeit, denn die Instrumente wollten perfekt gestimmt sein. Mit einem plötzlichen Einstig ging’s dann endlich los! Es folgte der direkte Kontakt mit dem Saxophon, das Loren Stillman sehr melodisch spielte. Shepik nimmt daraufhin an der Gitarre das Ruder in die Hand. Sein Part distanzierte sich kurzweilig mit differenzierten Akkorden vom ganzen Geschehen und der herrschenden Musikkulisse. Ausklingen ließ das Quartett Kell himself am Bass, der zu diesem Zeitpunkt sehr tiefe Töne zupfte, bis Schlagzeug, Sax und die Gitarre mit dem Bass schließlich wieder zum Ganzen verschmelzen.

Als Laie oder jemand, der diese Art von Jazz zum ersten Mal hört, ist man sicherlich gewohnt, dass ein Sänger die Tour aufpeppt. Doch Arthur Kell Quartet ist nicht so. Die Stücke sind rein akustischer Natur und man fühlt sich doch zu manchen Passagen quasi „ausgekoppelt“. Viele Abschnitte hören sich vertraut an, wie Melodien aus dem tagtäglichen Radioprogramm, doch im nächsten Moment realisiert man, dass hier das Quartett spielt und keine Pop/Rock-Alltagsmusik. Arthur Kell spielt wie bereits vermerkt den Bass – im Jazz ist das ein Kontrabass und keine Bassgitarre. Über 20 Jahre Musikerfahrung zeichnen den in Winchester (Massachusetts) geborenen Komponisten aus und ließen ihn zu einer bekannten Größe der New Yorker Jazzszene heranwachsen. Die letzte Zeit war er viel am Reisen, so besuchte er unter anderem Freiburg, gastierte in Spanien, Polen und vielen anderen Ländern. Immer stets mit ihm auf Tour: Gitarrist Brad Shepik, Saxophonist Loren Stillman und Drummer Mark Ferber, für den allerdings Thommaso einsprang.

Passend zu ihrer Europareise spielten die vier Musiker „Song for the Journey“ auf. In dem Stück erlebt man als Zuhörer die Höhen und Tiefen der Reise, die durch laute bzw. leise, entspannte und gefühlvolle Passagen verdeutlicht werden. Die Melodie versetzt wahrlich in eine träumerische Stimmung, die Loren Stillman am Saxophon hervorrief. Thommaso gestaltete am Schlagzeug eine wahrliche Klangkulisse. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, man sitze irgendwo außerhalb der Künstlerwerkstatt, aber inmitten der Umwelt und der Geräusche auf der Reise. Kell wendet sich bei seinen Einsätzen gerne einmal vom Notenblatt ab, schließt die Augen und verlässt sich beim Zupfen der Basssaiten ganz und gar auf seine Intuition und sein Gefühl. Immer wieder folgen Soli der einzelnen Instrumente, die das Publikum fleißig beklatschte. „Corazon“ hieß ein weiteres Stück – und zwar auch ein Stück Holz, nachdem es benannt wurde. Der Titel passt perfekt zur Künstlerwerkstatt, zur Jazzschreinerei. Viele Titel, die das Quartett an diesem Abend aufspielte, sind noch schlicht durchnummeriert, da sie keinen Namen haben. Corazon basiert auf einem wilden, durchtriebenen Charakter, der eventuelle Bearbeitungsschritte und Stationen des Holzes im Prozess des Wachstums und der Weiterverarbeitung ausdrücken soll.
Zu diesem besonderen Jazzkonzert trauten sich viele Musikbegeisterte in die Künstlerwerkstatt. Man kann durchaus sagen, dass die Bude voll war, denn viele mussten stehen, da alle Sitzplätze belegt waren. Wer sich für Jazzmusik, vor allem von Arthur Kell, interessiert, der sollte auf jeden Fall einen offenen Musikgeschmack mitbringen, denn es mag für einen Erstbesuch sehr abstrus und abstrakt klingen. Dennoch: ein schöner Abend zum Osterfest, auch wenn es etwas spät wurde.
 

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