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„Trial and Error“ – der ganz normale Schulalltag

Seit acht Jahren ist Han's Klaffl nun schon auf den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs, selbst im deutschen Konsulat in der Türkei ist er schon aufgetreten – gestern aber war er hier zu Gast und stellte in seinem rund 2-stündigen Programm die Lachmuskeln der Besucher in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula des Hallertau-Gymnasiums Wolnzach auf eine harte Probe. Dabei schaffte es der Kabarettist, den kompletten, häufig auch ein klein wenig verrückten Schulalltag an diesem einen Abend humorig zu verarbeiten, sodass Jeder im Publikum - ob Lehrer, Eltern oder Schüler - zumindest Teile von sich selbst und seiner Umgebung wiedererkennen konnte.

Han's Klaffl, selbst ein Musiklehrer, sprach am Ende wohl allen zahlreich anwesenden Kollegen aus der Seele, denn in seinem Programm führte er das Publikum durch das LPG (Lukas-Podolski-Gymnasium) mit seinen unterschiedlichen, klar gezeichneten Lehrertypen vom Gregorius bis zum Gütlich und dem neuen Hausmeister Grantinger, der sich der lästigen, abendlichen Schülerparties mit Hilfe des Sicherungskastens schnell entledigt. Schon zu Beginn stellt er dabei fest, dass der gesamte Schulbetrieb in Bayern nach dem Lernprinzip „trial and error“ funktioniert. Es wird also fleißig eingeführt und ausprobiert, danach festgestellt, dass es nicht klappt und schließlich eben erstaunt und enttäuscht wieder zurückgerudert. So befinde sich das G8 momentan in der „Error-Phase“ und werde bestimmt, nachdem sich erst einmal alle daran gewöhnt haben, wieder abgeschafft. Fest stehe aber, bis dahin haben bereits etliche Jahrgänge anstelle eines fundierten Grundwissens ein grundiertes Fundwissen erhalten.

Der Wandertag hingegen schaffe es, sich bereits seit 60 Jahren in der Fehler-Phase zu befinden, auch wenn sich heute – nach dem Kalten Krieg - niemand mehr auf lange Märsche vorbereiten müsse, die militärische Funktion des Wandertags also hinfällig sei. Nichtsdestotrotz gibt es ihn noch und auch die Diskussionen, zu welchem kulturell und pädagogisch wertvollen Ziel es denn gehe – wenn auch natürlich mit dem Bus und nicht zu Fuß – finden lebhafter statt als je zuvor. Am Ende landen die Schüler aber, ebenso wie die Lehrer, beim Personalausflug im Biergarten Andechs. Neben widersprüchlichen Zeugnisbemerkungen („Der aufgeweckte Schüler wirkte im Unterricht etwas verträumt“), der Forderung nach einer Ausweitung des Betreuungsgeldes bis zum Abitur und dem penetranten Verkleinern der kopierten Texte durch die Lehrer, die so den Stoff zumindest optisch reduzieren können, wurde neben Flügel und Kontrabass auch das Publikum immer wieder miteinbezogen. Ob beim gemeinsamen Singen „Das schönste an der Schule ist der Wandertag“ oder dem rhythmischen Begleiten mit einer Klingel – alle waren beteiligt und fühlten sich vielleicht wirklich für kurze Zeit in den Musikunterricht der fünften Klasse zurückversetzt.

Am Ende erntete Han's Klaffl neben tosendem Applaus auch zahlreiche, vom Lachmuskelkater geprägte Gesichter. Geht man also von der allgemein bekannten Tatsache aus, dass Lachen gesund für den Menschen ist und glücklich macht, hat gestern wohl ein jeder etwas für sein Wohlbefinden getan. „Absolut super, ich habe selbst einige Lehrer aus meiner Schulzeit wiedererkannt“, so Bürgermeister Jens Machold. In der Pause hörte man immer wieder ein „Klasse!“ und „Genial!“, während sich der ein oder andere noch vom Dauer-Lachen erholen musste.

„Es gibt die Lehrer-Typen aus meinem Programm sicherlich nicht in Reinform, aber in jedem von uns steckt so ein Bisschen was aus allen Vier“, erklärt Han's Klaffl, der selbst schon immer vom Kabarett begeistert war: „Ich habe schon ein Theaterkabarett mit meinen Schülern geleitet. Nachdem dieses aber immer wieder abgesagt wurde, entschied ich mich, es mal alleine zu versuchen.“ Nicht nur gestern dürfte dieser Entschluss wohl hunderte Menschen begeistert haben, denn auch, wenn nicht jeder Lehrer ist – Schüler waren wir alle einmal und Han's Klaffl versteht es, diesen Lebensabschnitt mit Witz und Charme, aber durchaus wahrheitsgemäß, an einem Abend detailgetreu zu beleuchten.

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