Akustische Wanderungen
Eigentlich war es ein Ersatzprogramm im "Incontri", denn der Hauptact des Abends, Cristin Klaas, hatte krankheitsbedingt absagen müssen. Was aber das aus Dresden angereiste Duo Stefan Bormann (Gitarre) und Tom Götze (Kontrabass) Freitagabend abgeliefert hat, klang gar nicht nach Notlösung.
Die Zusammenarbeit der beiden beruht auf einem eher unverbindlichen "Wir müssen unbedingt mal was zusammen machen", wie Bormann gut gelaunt erzählt - ein charmantes understatement. Götze, der am liebsten mit geschlossenen Augen spielt und auch ein "Orchester auf dem Kontrabass imitiert" ist nicht nur ein Meister des Akkordspiels und jeder Nuance percussiven Anschlags, es gelingt ihm auch, der menschlichen Stimme so nahe zu kommen, dass der Viersaiter im Solo zu reden beginnt. Er kann aber auch, wenn es ihm Spaß macht, unverschämt roboterhaft tight spielen wie ein Sequencer, wie man es am Kontrabass noch selten gehört hat. Bormann, der sich an Nylon- und Stahlseiten gleichermaßen wohl fühlt und bei Bedarf mit Delay und Loop Station herumzaubert, erfreut durch unterhaltsame Ansagen mit kabarettistischem Mehrwert. Die beiden verarbeiten - wobei sie sich bei aller Virtuosität immer ein Augenzwinkern bewahren - in Eigenkompositionen und "entfremdeten" Klassikern Bossa ebenso wie orientalische Motive und atemberaubend schnelle afrikanische Rhythmen, was die sechzig Besucher im "Incontri" zu aufbrandendem Beifall hinriss.
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