Kröhnerts Krönung in Pfaffenhofen
Der Sonstige vom Sonstigen ist er am allerwenigsten, der Kabarettist Reiner Kröhnert, der Pfaffenhofen mit seinem ständig erweiterbaren Nummernkabarett am Dienstagabend im Haus der Begegnung beglückt hat.
Die Stachelbären hatten trotz Starkbierstress geladen und der Theatersaal war voll, Qualitätskabarett hat in Pfaffenhofen einfach eine Bank. Angela Merkel, Winfried Kretschmann, Jürgen Trittin, Daniel Cohn-Bendit sind nur einige der Figuren, die uns an diesem Abend von der Bühne herab das Leben an und für sich selbst erklärten. Nur die Stimme, die Körperhaltung, ein paar typische Gesten, bei Angela und dem Papst die passende Kopfbedeckung, reichen Reiner Kröhnert, um die Figuren lebendig werden zu lassen. Ganze Gespräche unter nicht immer gleich Gesinnten entstehen aus dem Schwarz der Bühne. Wahrheiten werden ausgesprochen und Hintergründe erläutert, die den Originalen nie über die Lippen kommen würden.
Eine duftende Fachsimpelei, in feinste Einzelheiten zerlegt, mit Roland Pofalla und Peter Hinze, ist das Beste was ich je über Rektalphilosophie gehört habe. Rüdiger Safranski, der sich ebenfalls absondern durfte, hätte seine persönliche Freude daran. Wahrscheinlich würde er ein Buch über dieses Ereignis philosophieren, Platon und Kant zu Ehren. Boris Becker weiß, dass er nichts weiß, beziehungsweise er weiß mehr, mehr noch als das selbsternannte Platinarschloch Dieter Bohlen in der Talkshow mit Michelle Friedmann. Die erhellende Wahrheit über die Rolle von Gerhard Stoltenberg in der Barschel-Affäre erfahren wir bei einem Dialog mit Erich Honecker in der Vorhölle. All diese Figuren der deutschen Politik verlieren bei Kröhnerts „Übernahme“ endgültig ihre Glaubwürdigkeit, und eignen sich bestenfalls noch als Machtmüll der Geschichte. Wenn ein Daniel Cohn-Bendit Bimbes Barrikaden baut und Dirk Niebel mit Bundeswehr-Käppi von Bombenrabatten beim Teppicheinkauf in Kabul schwärmt, steht die heile Politikerwelt auf dem Kopf.
Kröhnerts Krönung kann vieles sein, nur nicht der Aufguss von altem Kaffee in nicht mehr ganz neuen Tassen, der dann zu heiß getrunken wird. Eine Krönung ist für die Beteiligten allein schon die Erwähnung im Programm. Die zielgenaue Kopie, das Politikergewäsch mit Reinheitsgarantie, kurz eine lebende Bedrohung für jede Lüge ist Kröhnerts Verdienst, er verdient die Krone, sonst keiner, danke, dass wir an dieser Zeremonie teilhaben dürfen.
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