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Joe Heinrich lässt die Puppen tanzen

In vielerlei abstruse Figuren schlüpfte gestern der aus Schottland stammende Kabarettist Joe Heinrich bei seiner Uraufführung des aktuellen Showprogramms mit seiner Klappmaul-Puppentruppe. Die Intakt Musikbühne wurde so kurzerhand zum Puppentheater umfunktioniert, wo ein melancholische(r/s) Ali N., der Wolpertinger vom anderen Ufer und der süße Tod Maik ins Rampenlicht rückten.

„Joe Heinrich?“ werden viele fragen „den kenn ich gar nicht“. Nach dem gestrigen Abend kennt ihn allerdings auch Pfaffenhofen. Der 1976 geborene, gebürtige Schotte heißt eigentlich Yorick Thomas Henry, kommt aus einer Künstlerfamilie und teilt das Schicksal, sein Erbe fortzuführen. So trat er schon mit jungen Jahren auf der Straße auf oder half im Zirkus aus und bediente sich später des Mediums der Comiczeitschriften und der Komödie. Heute schlägt er mit dem Puppenbau einen weiteren Weg in seiner Karriere ein und brachte zunächst den „kleinen Ude“ auf den Parkett, den er für Stoiber- und Seehoferimitator Wolfgang Krebs anfertigte. In Pfaffenhofen bestritt Heinrich seinen ersten Auftritt beim 5. Satirefassl im Stockerhof. Die Leute waren von seinem Showprogramm begeistert und wollten ihn wieder haben. Joe verneinte das Angebot mit dem Grund, dass er ein halbes Jahr für ein neuen Programm bräuchte. Sechs Monate später steht er auf der Intakt Musikbühne – oder auch nicht! „Willkommen zur Showtime mit Joe Heinrich“ ertönt es aus den Lautsprechern. „Gegen den ist Markus Lanz nur ein lahmes Haargelmodel“. Die Meute kriegt sich nicht mehr. Doch dann die schlechte Nachricht: Joe ist noch nicht da, dafür sollen vorher andere Künstler auf die Bühne. Gesagt, getan. Holgi (alias natürlich Joe Heinrich) klemmt sich das Schaf Dolly unter den Arm und schreitet auf die Bühne. Die Anspielung fällt hier natürlich auf Dolly das Klonschaf – im Intakt aber top gestyled mit Brille, Schminke, Perlenkette und einem – womöglich vom Klonen verursachten – überdimensionierten Euter. Holgi ist 25, auf der Suche nach einer zu ihm passenden Frau und ist vom Beruf Schäfer – äh, „Sheep account manager“. Die „Wunderdolly vom Kuhdamm“ hingegen möchte ihre Fähigkeiten in einer Hellseh- und Hypnoseshow beweisen. Aus dem Publikum soll jemand seinen Vornamen auf ein Blatt Papier schreiben, Dolly sieht dabei nichts. „Kerstin“ wird notiert. Dolly antwortet: „Nitsrek!“. Beim erraten, wann denn dieses Jahr Weihnachten wäre, muss Holgi allerdings ihre „23“ auf „24“ hochkorrigieren. Zum Schluss gibts Werbung, denn Dolly und Holgi haben auch ein Album rausgebracht: „Dolly und Holgi – Schafer Kuschelrock“.

In seiner Karriere arbeitete Heinrich bereits mit bekannten Größen zusammen. So spielte er mit Hansi Hinterfinger (nicht Hinterseer!) alias Florian Simbeck ein Liedchen, lud Arthur Senkrecht vom Duo Senkrecht & Pusch (Hallertau.info berichtete) ein und diskutierte mit Edmund Stoiber alias Wolfgang Krebs das Zugproblem – angelehnt an Stoibers bekannte Transrapid-Rede. Doch jetzt wird erstmal gerockt. Die „düstere Stimme aus der Finsternis, der Meister des Schwermetalls“ betritt die Bühne: Karl Seitenbacher, der schwäbische Rocker, ist ganz stolz darauf, dass seine Band „Burning Assholes“ jetzt dann auf Wacken spielen dürfen. Sogar als Vorband von „Zombiefozzi“. Im Songschreiben ist er immer ungestört, denn die besten Songs wie „Maultäschle of Hell“ textet er beim großen Geschäft. Kaum will er seine Gitarre aus dem Koffer ziehen, baumelt ihm alsgleich ein „rosa Knöcherle“ am Arm herum. Es stellt sich heraus, dass das Ein-Meter-Skelettmännchen mit der „Klein Kevin“ Boxershort und dem glitzernden Schriftzug „Bye-Bye“ auf seinem Shirt der Maik ist. „Warte mal,“ kommentiert der Karl, „du bist der Tod? Ja macht den Job jetzt auch der Ossi?“. Aha, also wird der Tod den Seitenbacher jetzt wohl holen: „Seitenbacher Karl, heute, Pfaffenhofen, Herzattacke“ liest klein Maik vor. Der Metaller sorgt sich allerdings weniger um sein Leben als um seine Riesterrente und den gebuchten Urlaub. Im Gespräch stoßen die zwei schwarzen Seelen schließlich auf die gemeinsame Leidenschaft: sie sammeln beide Figuren der Überraschungseier. Der Knaller kommt jetzt. Maik sucht schon ewig nach der Gelegenheit, den heißbegehrten Eierlauf-Schlumpf zu ergattern und Karl hat ihn! So machen die beiden einen Deal: „Abholtermin verschoben“, Eierlauf-Schlumpf gegen das Leben vom Seitenbacher Karl.

Heinrich hatte noch viele weitere Puppen im Programm. So durfte die Birte Blockzwerg im Interview mit Käpt’n Bavaria, der für eine bayrische Geburtsurkunde für jeden Papst stimmt, nicht fehlen. Auch der echt heisse Wolpertinger ist mittlereile ein bekanntes Highlight in seinem Showprogramm und nimmt mit seiner Homosexualität, der nicht jugendfreien Wortwahl und seinem Kollegen Hias das bayerische Fabelwesen auf die Schippe. „Wolpi“ arbeitet nämlich als Transvestitkünstler in der „Bück-dich“-Bar in München. Auch Star Wars bekam hier sein (Jabba) Fett weg. Luke Skywalker und Darth Vader – der mittlerweile dement im Rollstuhl sitzt – und immerzu konfirmiert: „Luke – isch bin dein Vadda!“ und „Luke – du bischt mein Sohn!“. Beide bilden das Skywalk Symphonieorchester „Vader & Sohn“ und wollen „Die Zauberflöte vom Todesstern“ vortragen. Komikerin Constanze Lindner hat eigens für die Parts zwischen den Puppenspielen den Text eingesprochen und nach dem melancholischen "Ali N." schaffte es nun auch Joe Heinrich auf die Bühne. Die ganze Show war letztendlich quasi eine Story in der Story, denn alle warten auf Joe, der zwar nicht da ist, aber eigentlich ja doch da ist, denn er spielt die einzelnen „Vorkünstler“ vor seinem eigentlichen Auftritt selbst. Doch als er endlich als originaler Joe Heinrich auf der Bühne steht, bedankt er sich nur noch für das Kommen der Gäste. Als Zugabe winkte dem Publikum ein schnittiger Rottweiler namens „Zarotti“, der 4 minus 8 und die Wurzel aus 16 berechnen kann.

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