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Windkraft: Auch im Landkreis Pfaffenhofen wird’s konkret

(Seibersdorf/Pfaffenhofen, hr)

Windkraftanlage bei Schweitenkirchen: Neue Anlagen haben eine Nabenhöhe von 140 Metern.

Der große Saal im Gasthaus Schrödl war gut gefüllt, als das Landratsamt zum Infoabend über die geplanten Windkraftanlagen bei Engelmannsberg einlud. „Wir wollen die Bürger nicht nur über die aktuelle Genehmigungssituation informieren, sondern auch auf die landkreisweite Planung eingehen“, so Landrat Martin Wolf.

Vor einem Jahr rief die Bundesregierung aufgrund der Atomkatastrophe in Fukushima die Energiewende bis 2022 aus. Bis zu diesem Zeitpunkt werden alle deutschen AKWs vom Netz gehen. „Das Ziel der Bundesregierung ist es 50% des Strombedarfs mit regenerativen Mittel zu erzeugen“, so Landrat Martin Wolf. Hierbei denkt man in Bayern natürlich in erster Linie an Biogas, Wasser und Photovoltaik. Wind spielt derzeit nur eine untergeordnete Rolle.

Nur 0,6% des Strombedarfs wird in Bayern zurzeit über Windkraftanlangen gedeckt, dies soll sich in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. „6% ist die Maßgabe der bayerischen Regierung. Das bedeutet, dass in ganz Bayern rund 1500 Windkraftanlagen zusätzlich aufgestellt werden müssen“, erklärt Landrat Martin Wolf. Im Schnitt wären dies rund 20 pro Landkreis.

Auch für den Landkreis wird es nun konkret, denn im Raum Engelmannsberg liegen dem Landratsamt vier Anträge vor. Und schnell werden wieder die alten Fragen laut: Wie steht es um den Lärm? Was ist mit dem Schattenwurf? Kann man den Bau nicht verhindern, bis die landkreisweite Planung fertiggestellt ist?

„Der Landkreis nimmt hier eine gewisse Zwitterstellung ein“, so Alexandra Schönauer, denn zum einen muss das Landratsamt, als staatliche Behörde, nach Recht und Gesetz handeln, andererseits kann man auch über eine Positivplanung steuernd eingreifen. Vor einigen Monaten nun haben sich alle 19 Kommunen im Landkreis Pfaffenhofen entschlossen, eine solche Planung in Auftrag zu geben.

Landrat Martin Wolf und Alexandra Schnönauer erläuterten die derzeitige Situation.

Für die jetzt beantragten Windkraftanlagen hat diese noch keine Auswirkungen. „Wir können das Verfahren jetzt nicht für ein Jahr anhalten und uns auf die in Auftrag gegebene Planung berufen, denn diese wird voraussichtlich erst Ende 2013 fertig werden“, so Landrat Martin Wolf. Folglich wird das Verfahren den normalen Weg gehen.

Nun also liegt der Ball beim Landratsamt und den entsprechenden Behörden, doch auch die Bürger sollen nicht außen vor bleiben. „Wir haben uns mit dem Investor darauf geeinigt, auch die Öffentlichkeit mit einzubinden“, erklärt Martin Wolf. Eigentlich ist dies bei Windkraftanlagen nicht zwingend, hier würde auch ein vereinfachtes Verfahren ausreichen.

Nun also werden erst einmal alle Aspekte geprüft. „Naturschutz, Denkmalschutz, aber auch der Luftverkehr wird hierzu eine Stellungnahme abgeben“, erläutert Heinrich Zehnter, der im Landratsamt mit der Genehmigung betraut ist. Abschließend wird dann noch ein Lärm- und Schattenwurfgutachten erstellt. „Natürlich werden in diesem Zuge alle umliegenden Siedlungen berücksichtigt“, so Zehnter weiter. Hierfür werden die Anlagen nicht für sich alleine, sondern zusammen gesehen. „Die Grenzwerte sind in Summe auf alle vier Anlagen zu sehen“, erklärt Heinrich Zehnter, der jedoch davon ausgeht, dass es aufgrund der neuen Technik im Abstand von 500 Metern zu keiner Lärmbelästigung kommen wird.

Heinrich Zehnter erläuterte die technischen Grundlagen und die Auflagen die Windkraftanlagen einhalten müssen.

Bis Ende September oder Oktober soll schließlich das abschließende Gutachten des Landratsamtes vorliegen. Bis dahin hat Landrat Martin Wolf jeden, der sich für diese Pläne interessiert eingeladen einfach ins Landratsamt zukommen und sich persönlich zu informieren. Eine Befürchtung konnte er den Anwohnern aber am Ende noch nehmen. „Es wird keine Freileitung zu den Anlagen geben“, so der Landrat. Derzeit wird vom Energieversorger geprüft, ob die an Engelsmannsberg vorbeilaufende Leitung für den Anschluss genutzt werden kann. „Sollte dies nicht möglich sein, dann wird das Projekt wohl im Sande verlaufen, da Schrobenhausen, oder Reichertshofen sehr teuer wären.“

Sollten nun alle Aspekte positiv bewertet werden, dann könnten schon bald vier neue Windkraftanlagen im Landkreis Pfaffenhofen entstehen. „Positiv ist hier auch, dass der Investor offen ist für eine Bürgerbeteiligung“, erklärte Landrat Martin Wolf. So nimmt nun auch die Windkraft im Landkreis langsam Fahrt auf. „Bei uns weht der Wind zwar nicht so stark wie in manch anderem Landkreis in Bayern, dennoch werden auch bei uns kleinere Windparks entstehen“, so Landrat Martin Wolf, der letztlich eine Verspargelung der Landschaft verhindern will. Engelmannsberg wäre dann der erste.

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