Poetry Slam: Kampf auf der Insel der Silbensammler
Zum Poetry Slam, zum Dichterwettstreit eingeladen hatte das Jugendparlament. Austragungsort des poetischen Reigens war die namenlose „Insel“ im Herzen der Stadt, und zehn Teilnehmer trugen ihre Texte und Gedichte in entspannter Atmosphäre einem interessierten und fachkundigen Publikum vor.
Unser Beitrag zum Poetry Slam: „Das Applausometer / erklärt für obsolet er – die Wäscheklammernmethode / komme jetzt in Mode!“ Spaß beiseite: Fiona Maier, eine junge Dame, der die Moderation des Abends gleichsam aus Gewohnheitsrecht „zugeflogen“ war, stellte die mehr oder weniger jungen Sprachkünstler so professionell wie originell vor und erläuterte die Bewertungsweise, um den Sieger zu küren: Nicht mehr der gemessene Applaus bestimme über das Abschneiden der Vortragenden, sondern die Anzahl der bunten Wäscheklammern, die dem Poeten vom Publikum an Hut, Arm oder Brust geheftet werden. Einführende Worte sprach Steffen Kopetzky, Kulturreferent im Stadtrat so wie Schriftsteller, und Roland Scheerer, als Lehrer und Lyriker bekannt, las zum „Warm-up“ drei Glossen aus seiner Reihe „Die Rückseite der Ilm“.
Dann gehörte die Bühne den Slammern, den Buchstaben- und Silbensammlern, und ihren Texten. Kurzgeschichten, Fabeln und Gedichte, traurig und parodistisch, bisweilen zornig in die konkrete Poesie tauchend, manchmal elegisch wie der Tanz eines Clowns unterm Zirkuszelt der weiten Welt – einen schillernden Fächer aus Poesie und Wortkunst legten Nora, Cristobal Colón, Stephan mit PH, Peter Poetry 2000, Miami, Alexander Bálly, Korbinian, Len Hawk, Anna und Chilli (fast alle unter einem Pseudonym) über die Insel und thematisierten das literarische Leben zwischen den Fahrten eines Liftjungen und einer Wurzelbehandlung, zwischen einem zu billigen Lamborghini Miura und einem Puma im Käfig.
Der Poet mit den meisten Wäscheklammern war am Ende Chilli, belohnt für sein lebendiges „Back To The Roots“, ein junger Dichter, der nicht nur wegen seiner Haarfarbe an den alten Charles Bukowski erinnerte, den legendären Mann mit der gelben Ledertasche.
Dann beendete nach dem Poetensturm ein aufziehendes Gewitter den Abend des Dichterwettstreits auf der Insel, die wir in Zukunft „Insel der bezaubernden Worte“ nennen werden, oder, weil die Veranstaltung mit südländischen Temperaturen begann: „Isla de las palabras encantadoras“.
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