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Die staubige Welt der kleinen Dinge

Auf den Tapeziertischen scheppert rosa Porzellan mit aufgedruckten Comicfiguren zum Sound von Creedence Clearwater Revival aus dem Radio des Rockers. Nicht mehr ganz taufrische, aber originalverpackte Software neben Großmutters Silberlöffeln: Der Hallertauer Flohmarkt in der Volksfesthalle hält, was er verspricht.

Für viele Spaziergänger liegt er an diesem verschneiten Ostersonntag auf dem Weg. Für manche wird er zur Reiseinspiration: „Ich habe einen Stadtführer von Wien gefunden“, erzählt freudestrahlend dessen neue Besitzerin. Und Lego-Raumschiffe aus den Achtzigerjahren – aber im Originalkarton? Da schaut der Liebhaber zweimal hin.
Natürlich ist der Flohmarkt nicht nur eine Brücke in die räumliche, sondern vor allem in die zeitliche Ferne. Banknoten aus nicht mehr existierenden Kaiserreichen, das idyllische Stillleben aus Gasmaskendose und Patronenhülsen auf gehäkeltem Spitzendeckchen – so verschwimmt die Vergangenheit zur rosageblümten, irgendwie guten alten Zeit. Nun, ein Flohmarkt ist keine Geschichtsvorlesung. Neben einer Muttergottes, die über über Bajonetten und den so genannten Heldentaten der Landser wacht, hat jemand eine vergilbte Gratisbroschüre der Bundesregierung zum Thema „Senioren und Sicherheit“ ausgelegt. Vermutlich ein gesuchtes Sammlerstück in der Regierungsbroschürensammlerszene. Die Reporterin traut sich gar nicht, nach dem Preis zu fragen. Nebenan gibt´s kaum getragene Kleinkindermode. Der Flohmarkt ist wieder seine eigene, kleine Welt.

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