Schenken statt vererben?
(Pfaffenhofen, rt)
Schenken statt vererben? Dieser Frage erörterte am gestrigen Abend der Notar Wolfgang Grosser vor etwa 200 Zuhörern bei einem Vortragsabend, den die Sparkasse Pfaffenhofen im dortigen Casino veranstaltete. Den thematischen Schwerpunkt bildete dabei die grundstücksbezogene Schenkung.
Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Norbert Lienhardt stimmte mit beeindruckenden Zahlen auf den Abend ein. Demnach flossen im vergangenen Jahr in Deutschland für vererbte Vermögenswerte von 40 Milliarden Euro gut fünf Milliarden Euro Erbschaftssteuer an das Finanzamt. Für rund 60 Milliarden Euro an Schenkungen konnte der Fiskus dagegen nur eine Milliarde Euro an Steuern einziehen. Allein schon aus rein steuerlicher Sicht scheint die Schenkung damit die bessere Alternative zu sein. Doch Grosser warten in seinem Vortrag davor, sich aus rein steuerlichen Erwägungen für eine Schenkung zu entscheiden.
Vorteile aber auch Risiken bietet eine Schenkung , deren Vor- und Nachteile Grosser in anschaulicher und allgemein verständlicher Form vortrug. Vererben sei immer mit dem Tod verbunden, mit dem sich niemand gerne auseinandersetze. Schenken erfolge dagegen bereits zu Lebzeiten „und macht Freude.“ Die Schenkung bedeute jedoch den sofortigen Vermögensübergang beziehungsweise damit auch den Vermögensverlust. „Geber und Nehmer schließen einen Vertrag, den man nur mit der Zustimmung des anderen Vertragspartners wieder rückgängig machen kann“, gab der Notar zu bedenken. Im Gegensatz dazu könne das Testament zu Lebzeiten jederzeit wieder geändert werden.
Grosser beleuchtete dabei eine Vielzahl von Einzelaspekten wie zum Beispiel die gemischte Schenkung mit einer nicht wertgleichen Gegenleistung, Regelung der Eigentumsverhältnisse, Teilungserklärung für Teilübertragung eines Wohnhauses, Vereinbarungen über Gegenleistungen wie Nutzungsrecht und Nießbrauch, Übernahme von Verbindlichkeiten, erbschaftsrelevante Aspekte.
Der große Vorteil einer Schenkung: Sie ist eine gute Möglichkeit, um beim Vermögensübergang im Vergleich zur Erbschaft erheblich Steuern zu sparen – auch wenn das nicht der alleinige Antrieb dafür sein sollte, wie Notar Grosser betonte. Ein weiterer Grund für eine Schenkung zu Lebzeiten kann beispielsweise sein, den Kindern den Einstieg ins Berufs- und Familienleben zu erleichtern. Die „Botschaft“ des Abends war: Eine Schenkung kann viele Vorteile bringen, wenn sie wohl überlegt und strategisch gut geplant ist. Vor allem müssen die steuerlichen Aspekte mit einem Steuerberater geklärt und die genauen Modalitäten in einem notariellen Vertrag festgehalten werden.
Christian Krauß, Direktionsbeauftragter Verkauf bei der Bezirksdirektion Oberbayern West der Versicherungskammer Bayern, widmete sich in seinem Vortrag der Übertragung von Kapitalvermögen. Er zeigte den Zuhörern auf, wie man mit einer intelligenten Versicherungslösung teils hohe Steuersummen sparen kann. Sparkassen-Chef Norbert Lienhardt erklärte in seinem Schlusswort: „Sie brauchen also, wie wir gehört haben, den Steuerberater und den Notar – und als Dritten im Bunde natürlich Ihren Berater bei der Sparkasse Pfaffenhofen.“ Dafür und für die beiden spannenden, informationsreichen und kurzweiligen Vorträge gab es am Ende kräftigen Applaus.
Die Veranstaltung fand so viele Interessenten, die aus Platzgründen nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Lienhardt kündigte deshalb voraussichtlich für Herbst 2018 eine Wiederholungsveranstaltung an.
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