Geisterstunde im Rathaussaal
(Pfaffenhofen, aem)
Erwartungsvoll hatten sich heute Nachmittag viele Kinder vor der Bühne des Pfaffenhofener Rathaussaales auf dem Fußboden niedergelassen. Denn es wurde das Stück „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler gezeigt. Und zwar als Live-Hörspiel. Im Rahmen der „Kleinen Winterbühne“ der Stadt Pfaffenhofen wurde es am helllichten Tag schaurig schön. Aufgeführt wurde das Stück von drei Protagonisten der Jungen Ulmer Bühne.
Auf Burg Eulenstein haust seit 100.000 Jahren das kleine Gespenst. Und es möchte so gerne einmal tagsüber wach sein. Aber leider wird es immer erst durch den 12. Schlag der Eulensteiner Rathausuhr Punkt Mitternacht munter. Das kleine Gespenst ist eines dieser Gespenster, vor denen niemand Angst haben muss. Tagsüber schläft es in einer schweren eisenbeschlagenen Truhe. Jede Nacht, wenn es aus seiner Truhe aussteigt, muss es niesen. „Hatzi“, denn es stößt gegen Spinnweben und beim Öffnen der Truhe fliegt allerlei Staub aus diesem entlegenen Teil des alten Schloß-Dachbodens herum. „Da liegt ja Staub wie in manch' einem Kinderzimmer“, bemerkte das kleine Gespenst (gespielt von Sina Baajour). Die Eltern und Großeltern, die die Kinder begleiteten, lachten; bei den ganz Kleinen kam der Wortwitz eher nicht an.
Überhaupt bedienten sich Sina Baajour, Markus Hummel und Sven Wisser bei der Geschichtenerzählung vielerlei Requisiten. Es handelte sich ja auch um ein Live-Hörspiel und die Altersempfehlung lautete ab 6 Jahren. Kein Wunder, das so manch kleiner Knirps bereits nach 20 bis 30 Minuten quengelig wurde. Hatten sie sich den Nachmittag bestimmt anders vorgestellt.
Klasse ausgedacht bis ins letzte Detail waren eben die mitgebrachten Gerätschaften, mit denen verschiedenste Geräusche imitiert wurden. Wenn Markus Hummel – in der Geschichte als Sohn Karl - beispielsweise sein Dachfenster öffnete, geschah dies mit zwei aufeinander gezimmerten kurzen knarzenden Latten, so dass man sich das Fensteröffnen wirklich vorstellen konnte. Oder der Kanonenschlag für die 325-Jahr-Feier bezüglich der Belagerung durch den schwedischen General Torsten Torstenson. Diesen konnte man vor dem inneren Auge direkt vor sich sehen. Das echte Auge aber sah eine Trommel.
Mit einem weißen und einem schwarzen Tuch simulierte Sina Baajour, die das Stück im Übrigen auch inszeniert hatte, das kleine Gespenst bei Nacht und bei Tageslicht. Geschichtenerzähler, aber jedoch nicht minder Akteur war Sven Wisser, der mal als Uhu Schuhu, mal als geistig minderbemittelter Polizist oder aber auch als Vater von Karl agierte.
Das Bühnenbild war wunderbar kindgerecht gestaltet. Günther Brendel zeigte sich hierfür verantwortlich. Besonders hervorzuheben ist die jeweils aufgehende Sonne bzw. der Mond. Das über eine Stunde dauernde Spektakel endete mit stehendem, lang anhaltendem Applaus.
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