Keine Angst vor dem Tod
(Pfaffenhofen, wk)Wer schon einmal eine Nahtod-Erfahrung gemacht hat, der hat meistens weniger Angst vor dem Tod als andere Menschen – so die Zusammenfassung eines Vortrags von Sterbeforscher Bernard Jakoby aus Berlin, der sich nicht nur mit diesem Thema, sondern auch mit Nachtod-Kontakten, dem Sterbeprozess sowie der Sterbe- und Trauerbegleitung befasst.
Als Literaturwissenschaftler hat sich der heute 60-jährige Jakoby erstmals mit dem Thema Sterben und Nahtod-Erfahrung befasst, als seine Eltern kurz hintereinander an einer schweren Krankhei9t starben. Seitdem lässt ihn das Thema nicht mehr los. Gut 20 Bücher hat er darüber geschrieben – sein erstes im Jahr 2001 mit dem Titel „Auch Du lebst ewig“; sein zuletzt erschienenes Buch trägt den Titel „Das Tor zum Himmel“.
Bei einem Vortrag im Pfaffenhofener Stockerhof ging Bernard Jakoby mit ruhiger, fast pastoraler Stimme in einer gut besuchten Versammlung anhand von Einzelbeispiele auf Nahtod-Erlebnisse vieler Menschen ein, die entweder ihm selbst oder auch Ärzten und Wissenschaftlern geschildert wurden. So berichtet er von Erfahrungen von Patienten, die für eine kurze Zeit tot waren, dass sie sich selbst von oben gesehen hätten, dass sie teilweise Gespräche von Ärzten und Angehörigen über 12 Meter Entfernung mitgehört hätten, als es um ihr eigenen Schicksal ging. Und sehr viele Menschen mit einer längeren Nahtod-Erfahrung haben in einer Art Tunnel ein warmes Licht auf sich zukommen sehen, das viel Liebe und Heimeligkeit ausstrahlte – sie fühlten sich dort plötzlich zu Hauses und sahen sogar verstorbene Verwandte, Geschwister oder (Groß-)Eltern. Für Jakoby ist klar, dass die Seele den Körper verlässt, Schmerzen und Leiden fallen ab, Blinde können sehen und Rollstuhlfahrer wieder laufen. Sie hatten klare, logische und geordnete Erlebnisse mit einer 360° Rundumwahrnehmung, die sie im realen Leben nie gehabt haben konnten – sie konnten gleichzeitig an mehreren Orten sein. „Wir haben das Wissen über Sterben in uns, wir sind eine individuelle Geistesintensität“, so Jakoby. Die Menschen seien alle miteinander mit einem Geist verbunden.
Schon im Mittelalter seien Nahtod-Erlebnisse dokumentiert worden, die den heute bekannten entsprechen. Bei den Lichterlebnissen wird Gott nicht als Person wahrgenommen, sondern als Kraft und Wärme, was verstandesmäßig nicht erfasst werden kann. Hinter allen Religionen der Welt erscheint eine Urkraft als das, von dem alles ausgeht – es gibt somit viele Wege zu Gott, so Jakobys Auffassung.
Nie zuvor konnte die Sterbeforschung so weit in die unbekannte Materie Tod und Sterben eintauchen wie heute und dass es sich bei Menschen im Angesicht des Todes nicht um Halluzinationen handeln kann, sondern um bewusst erlebte Erfahrungen. Und erst kürzlich konnte man feststellen, dass auch Hirntote noch minimalste Restwahrnehmungen zeigen, auch wenn sie dennoch nie wieder ins Leben zurückkehren werden und der Tod für sie eine Erlösung bedeutet.
Jakoby geht davon aus, dass der Tod nur ein Übergang in eine andere Form des Seins ist und daher Niemand das Sterben fürchten muss. Dabei stützt er sich nicht nur auf Indizien, sondern untermauert sie mit Fakten und Studien, die er mit zahlreichen Beispielen sehr volksnah und anschaulich erklärt. Als Katholik glaubt er selbst an einen christlichen Gott, aber das sei nicht entscheidend für die Art oder Weise, wohin unsere Seele reist, sagt er. Bei all seinen Forschungen und Recherchen zeigte sich aber, dass die Liebe das Einzige ist, was im Leben zähle und da sei eine menschenachtende Religion natürlich klar im Vorteil.
Beim finalen Sterbeprozess bekommen die Menschen im Übergang alles mit, selbst wenn es scheint, dass der Sterbende schon fast im Jenseits ist. Sterbende sind geistig häufig wacher als je zuvor. Deshalb sollten Trauernde den Sterbenden mitfühlend und mit Liebe begleiten und nicht so tun, als könne sich das Schicksal noch einmal wenden. Der Sterbende weiß viel besser als die Lebenden, dass er sterben wird. Nicht umsonst verweigern Sterbende Essen und Trinken und die letzten Worte vor dem Tod sind oft ein „von der Seele reden“ um sich zu erleichtern. Jakoby selbst hat viele Sterbebegleitungen gemacht, so dass er weiß wovon er redet. Bei Visionen, die die Sterbenden kurz vor ihrem Tod haben, sind es übersinnliche Erfahrungen, da sich die Seele langsam vom Körper lost – die Tür zwischen dieser und jener Welt werde geöffnet.
Auch über Nachtod-Erfahrrungen ging Bernard Jakoby ein und schätzt dass über 50 Prozent der Bevölkerung schon Nachrichten von ihren Verstorbenen erhalten hätten, teilweise verschlüsselt über Naturphänomene oder auch als Bilder, die sie kurz sehen konnten. Jakoby glaubt, dass Verstorbene noch lange Zeit mit den Lebenden kommunizieren würden – zu diesem Thema kündigte er bereits für das Frühjahr 2018 sein neues Buch an.
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