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Polizei überwältigt Geiselnehmer

(Pfaffenhofen, hr)

Einsatzkrätfte des SEKs verlassen nach dem Zugriff das Gebäude

Nachdem ein Deutscher mit kasachischen Wurzeln über fünf Stunden eine Sachbearbeiterin des Pfaffenhofener Jugendamtes in seiner Gewalt hatte, konnten ihn Einsatzkräfte der Polizei in einem günstigen Augenblick überwältigen und den Geiselnehmer in Gewahrsam nehmen. Hintergrund der Tat ist laut ersten Ermittlungen ein Sorgerechtsstreit.

Gegen 8.23 Uhr erreichte die Polizeibeamten der Inspektion Pfaffenhofen der erste Notruf. Ein Mann habe eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in seine Gewalt gebracht und bedrohe sie mit einem Messer. Wenig später waren bereits erste Einsatzkräfte aus Pfaffenhofen vor Ort. Ihnen bot sich, wie Vize-Polizeipräsident Herbert Wenzl schilderte, folgendes Bild. Der 28-jährige Täter hatte sich mit der Sachbearbeiterin in einem kleinen Büro im dritten Stock der Außenstelle des Landratsamtes verbarrikadiert und forderte unter anderem, dass das eineinhalbjährige Kind, das vom Jugendamt zuvor in eine Pflegefamilie gegeben wurde, wieder zu seiner Mutter kommt.

Vor dem Einsatz: Beamte des SEks

Aufgrund der akuten Bedrohungslage wurden aus ganz Oberbayern 330 Einsatzkräfte, darunter nicht nur Beamten des Sondereinsatzkommandos sondern auch eine Verhandlungsgruppe, zusammengezogen und das Stadtzentrum der Kreisstadt durch die Beamten weiträumig abgeriegelt. Beamte in schusssicheren Westen mit Maschinenpistolen bewaffnet, bewachten die Einfallstraßen, während im Landratsamt Spezialisten den Täter zur Aufgabe überreden wollten. „In diesen Gesprächen hat sich gezeigt, dass der 28-jährige emotional so stabil war, dass wir keinen Notzugriff durchführen mussten“, erläuterte Herbert Wenzl. Über fünf Stunden zog sich das Geiseldrama, bis es Beamten des SEKs gelang den Täter in einem günstigen Moment mit einem Taser außer Gefecht zu setzen. Weder die 31-jährige Mitarbeiterin des Landratsamtes, noch der Täter wurden beim Zugriff verletzt. „Das Opfer hatte leichte Schnittwunden am Hals und an der Hand, die ihr der Geiselnehmer aber bereits am Morgen bei einem Fluchtversuch zugefügt haben muss.

Der Rettungsdienst war mit 30 Einsatzkräften und dem Kriseninterventionsdienst vor Ort

Wie im Anschluss der leitende Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle aus Ingolstadt bestätigte, war der Täter kein unbeschriebenes Blatt. Mehrfach wurde gegen den jungen Mann, der derzeit unter Betreuung steht, wegen Körperverletzungsdelikten ermittelt. Auch aufgrund seiner psychischen Probleme mussten ihn Beamte immer wieder in Gewahrsam nehmen. So stellt sich für Herrle in diesem Zusammenhang auch die Frage der Schuldfähigkeit. „Es muss geprüft werden, inwieweit der Beschuldigte schuldfähig ist“, so der Oberstaatsanwalt. Die entsprechende Betreuungsakte sei von der Staatsanwaltsschaft Ingolstadt bereits angefordert worden. Morgen soll der 28-jährige dann dem Haftrichter vorgeführt werden, dieser muss dann entscheiden, ob der Geiselnehmer in Untersuchungshaft genommen wird, oder aufgrund seiner psychischen Probleme in eine geschlossene Abteilung eines Krankenhauses eingewiesen wird.

von links: Anton Westner (stv. Landrat), Herbert Wenzl (Vize-Polizeipräsident), Günther Gietl (Polizeipräsident) und Wolfram Herrle (Oberstaatsanwalt)

Auch wenn seitens der Polizei am Ende von einem „glücklichen Ende“ gesprochen wurde, der Schock nicht nur bei der 31-jährigen Sachbearbeiterin sondern auch bei den übrigen Mitarbeitern des Landratsamtes sitzt tief. „Wir waren mit 30 Einsatzkräften und dem Kriseninterventionsteam vor Ort“, erläuterte BRK-Einsatzleiter Thomas Schwarzmeier. Sie haben dabei nicht nur die Betreuung der Familien übernommen, sondern auch der Mitarbeiter der Behörde.

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