Wo bitte geht’s nach Jamaica?
(Wolnzach, Ein satirischer Blick auf die Bundespolitik von )Früher war alles besser! Gemütlich konnte sich „Der schwarze Graf“ Erich Irlstorfer in Erwartung des Halloweenfestmahls in kühlem Mondlicht und prickelnden Umfragewerten baden. Ein Stuhl am Tisch wurde für Gäste zwar bereitgestellt – unklar schien nur immer, ob sie Teil der Feier oder des Festmahls werden würden. Auch in diesem Jahr war die Band schon bestellt und der Küchenchef wetzte bereits die Messer, als es dem Grafen gewaltig die Stimmung verhagelte.
Uneingeladen stand plötzlich Lady Kerstin vor der Tür. Mit natürlich blitzgestylter Frisur und einer Bloody Mary in der Hand hauchte sie ein „Servus“ über die Lippen, das den Magen ihres Gegenübers in einen wahren Krampfanfall stürzte. „De hab i aber ned b‘stellt“, schimpfte der Graf. Bislang stand für ihn zartes, saftiges, rotes Filet auf dem Speiseplan, und jetzt … kein Fleisch mehr, sondern grünes Gemüse.
Selbstbewusst setzte sich die grüne Lady an die Tafel: „Was gibt’s zum Essen?!“, und schlürfte dabei weiter
ihren Tomatencocktail.
„Auch an Schluck?“, fragte sie und reichte Graf Erich den blutig anmutenden Drink. Völlig unbedarft setzte er das Glas an die Lippen, trank – und lief im gleichen Augenblick grün an. „Mechst mi vergiften! Des Bluat is ja scho ab’gloffa!“ Die Verwirrung über den Ausbruch des Grafen war perfekt. „Blut, welches Blut? Das ist garantiert gentechnickfreier Tomatensaft mit einem Spritzer Tabasco und etwas Salz. Alles zu hundert Prozent Bio!“
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Der sonst so gelassene Freisinger verwandelte sich in das Abbild des blutrünstigen Gruselvampirs und fuhr seine Fangzähne aus. „Pfui Deife, davon ko do koana satt wern!“ Auf dem Absatz machte Graf Erich kehrt und verschwand in den düsteren Katakomben seines Anwesens. „Irgendwo muas I doch no Fleisch hom!“ Doch als er den Deckel seines Sarges aufstemmte, wartete auch dort kein Festmahl mehr. Zwar hatte er vor vier Jahren eine ordentlichen Vorrat vom gelben Zuchtgockel konserviert und eingelagert, doch von der damals noch halbwegs zarten Hühnerbrust war wenig geblieben, an dem sich der Graf nun hätte laben können. Im Gegenteil, just im dem Moment, als er
den Deckel öffnete, sprang ihn ein gruseliges, gelbes Etwas an. „Hilfe, das lebt ja noch, äh wieder, äh was auch immer – iihhgitt!“ Sein Gesicht wechselte im Zeitraffer alle Ampelfarben durch bevor er zu seiner gewohnten, konservativen Totenblässe zurückkehren konnte.
„Regieren, Regieren!“, stammelte die Mumie, als sie langsam aus der Kiste kroch. „Verdammt, da hab i beim
letzten Mahl doch a bisserl z’wenig wegg’schnitten.“ Mit diesen Worten nahm der füllige Vampir vor der vergilbten Politik-Mumie reißaus. „Koa Fleisch mehr, sondern nur no Tomatensaft und des de nächsten vier Jahr.“ Kopfschüttelnd ließ er sich schließlich wieder neben Lady Kerstin nieder.
„Eigentlich hatt i mir doch a ordentliches Stück Fleisch direkt aus Berlin eigladen, des hat sich wohl im letzten Augenblick ausm Staub gmacht“, knurrte der Graf missmutig. „Naja, schlimma kos jetz wenigst a nimma werdn!“ In diesem Moment hallte auch schon ein ominöses Klopfen von der Tür her. „Na, hoffentlich san des die Zeugn Jehovas, dann krieg i ja doch no mein Imbiss!“
Hoffnungsvoll öffnete er das Portal, nur um es umgehend wieder zuzuschlagen. „Oweiohwei, jetz mias ma zamhelfa.“ Die braune Horde stand vor den Toren und begehrte ihren Anteil. Mit vereinten Kräften stemmten sich Graf Erich und Lady Kerstin gegen die Tür, während der Mumien-Thomas fleißig seine Bandagen abwickelte, um alle Ritzen und Löcher zu
verstopfen. Der Graf stöhnte: „Warad i des Jahr zum Feiern doch blos moi mit meina Sippschaft nach Jamaica gflogn! – Happy Halloween to me ...!
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