Voll besetzt bis unter den Dachstuhl
(Scheyern, aem)Das gestrige 14. Sänger- und Musikantentreffen des südlichen Landkreises Pfaffenhofen im ehrwürdigen Wittelsbacher Saal des Klosters Scheyern war ein voller Erfolg. Über drei Stunden moderierte Gerhard Daxberger souverän lustig den bunten Abend, bei dem sich allerlei musikalische Gruppierungen und Formationen aus dem südlichen Landkreis ein harmonisches Stelldichein gaben. Am Ende überreichte Erster Bürgermeister Manfred Sterz den Sänger- und Musikanten-Wimpel an seinen Bürgermeisterkollegen und Namensgefährten Manfred Betzin aus Jetzendorf. Dort wird dann in zwei Jahren das 15. Sänger- und Musikantentreffen ausgerichtet.
Auf der Bühne hingen symbolisch die Fahnen der Gemeinden Ilmmünster, Scheyern und Jetzendorf dafür, dass das letzte Sänger- und Musikantentreffen in Ilmmünster stattgefunden hatte, gestern nun in Scheyern und in zwei Jahren dann in Jetzendorf veranstaltet wird.
An die 400 Zuhörer waren in das alte Klostergemäuer geströmt und einige von ihnen sicherlich erstaunt über das mächtige Gebälk, wie Abt Markus vom Kloster Scheyern bei seinen Grußworten betonte und dann weitere Informationen über die Dachstuhlsanierung bekanntgab.
Erster Bürgermeister Manfred Sterz begrüßte Anton Westner, Stellvertreter des Landrates mit Gattin, die zweite Bürgermeisterin von Gerolsbach Gerti Schwertfirm, die fünf Bürgermeister des südlichen Landkreises Reinhard Heinrich, Manfred, Russer, Anton Steinberger, Hans Wojta und Albert Vogler samt Ehefrauen sowie Manfred Betzin aus Jetzendorf. Ehrenbürger der Gemeinde Scheyern wie Rudi Reimer und der Pfab Schorsch waren ebenso eingeladen wie die Gemeinderäte und Partner. Des weiteren war es ein feiner Zug der Gemeinde, allen Bürgermedaillenträger der Gemeinde diesen wunderschönen Abend kostenfrei zu ermöglichen (für Gold, Silber und Bronze).
Den Anfang machte die Musikkapelle Scheyern mit der Trachtenfest Polka
Ganz aufgeregt waren die Kinder der Basilika Singschule Scheyern; standen sie doch bereits schon während des Bürgermeisters Ansprache auf der Bühne parat und warteten auf ihren Einsatz. Dritte Bürgermeisterin Alice Köstler-Hösl begleitete die Kinder musikalisch, so dass sich die Gesangsstärke der Kinder von Lied zu Lied steigerte und beim dritten und letzten Stück „Singen macht Spaß, singen tut gut“ das ein oder andere Kind mit den Fingern mitschnipste.
Weiter ging es mit dem „Giadersdorfer Dreiklang Schweitenkirchen“. Anita Rottenkolber (Foto mitte) und Rosa Karger (rechts mit Gitarre) wurden musikalisch unterstützt von Max Beer. Die Formation dieser drei Musiker besteht allerdings erst seit September 2016. Das Lied „Kuah möcht in Kircha geh“ wurde von einem Pfarrer gedichtet und komponiert, weil er es satt hatte, dass seine Kirchgänger immer im hinteren Drittel der Kirche stehen blieben.
Seit gut 10 Jahren sind sie zusammen auf der Bühne: Die MusikerInnen der Reichertshauser Musikgruppe „Separate Ways“ brachten gefühlvoll den bekannten Song „So liab hab i di“ von Andreas Gaballier und „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani zum besten.
„Zwoaraloa Musi“ aus Gerolsbach gibt es bereits seit 1984, also 33 Jahre. Die vier Damen sangen schon im Teenageralter zusammen. Danach hielt das Leben für jede von ihnen Familie und Kinder bereit, so dass das Singen erstmal in den Hintergrund geriet. Seit etwa zwei Jahren und weil die Kinder schon größer sind, haben sie sich wieder zusammengetan und präsentierten u.a. ein lebensnahes Lied auf bayrisch. „Ja, da schau her“ handelt über einen Buben in der Pubertät.
Zwischen den einzelnen musikalischen Darbietungen unterhielt Gerhard Daxberger (hier Bild mittig) das Publikum immer wieder mit Witzen und Anekdoten. Er selbst gehört ja zum mittlerweile bekannten „Schyren Dreigesang“ und präsentierte zusammen mit seinen Kollegen Michael Seemüller und Ludwig Fuchs ein lustiges Lied über „Schönheit nach Maß“.
Nach dem „Schönfeld Marsch“ der Musikkapelle Scheyern und noch vor der Pause – die Bewirtung übernahm die Dorfgemeinschaft Euernbach - gab es dann jedoch eine Überraschung, die nicht im Programmheft zu finden war.
Gerhard Daxberger war es leid, dass in unserem Land, unserem Bayern und unserem Landkreis viele Missstände herrschen und brachte diese in G'stanzl-Form zu Gehör. Und schon nach den ersten paar G'stanzln klatschte das Publikum mit. Daxberger machte sich musikalisch Gedanken über Hähne, die nicht mehr krähen und Kirchturmglocken, die nicht mehr läuten dürfen, über tätowierte Fußballidole, die doch für unsere Jugend Vorbildfunktion übernehmen sollten, über die Smartphone-Schauer, die Wartezeiten der Ilmtalkllinik für Notfälle und parallel dazu die Diskussion um den 5. Rettungswagen; er reimte über die tatsächliche Zahl der Schwulen und Lesben seit der Ehe für alle, prangerte das Landratsamt für seinen Schwarzbau an und lästerte in Richtung der Pressevertreter, dass die Landkreiszeitung ein halbseitiges Foto eines Fußballspielers abdruckte, jedoch im Vergleich zu einer Aufführung der Jugendblaskapelle gerade mal eine kurze Spalte übrig hatte. Und schickte auch gleich noch eine Drohung hinterher: Wenn sich hier nichts ändere, würde er sein Abo bei der Landkreiszeitung kündigen und viele im Saal sollten es ihm gleichtun.
Kurzum: Daxberger brachte die Gedanken des kleinen Mannes in Verbindung der G'stanzlmelodie des Roider Jackls auf den Punkt. Tosender Applaus folgte.
Den zweiten Teil dieses Abends bestritt dann zunächst auch die vorher besagte Jugendblaskapelle Reichertshausen. Die beachtliche Klangharmonie beim Stück „Liberty Bell“ ist hier ganz besonders zu erwähnen.
Die SängerInnen von „Voices of Joy“ brachten in gewohnter Manier sehr stimmgewaltig und ausdrucksstark ihre Lieder dar
Das Bläserquintett „Brassinger“ aus Jetzendorf mit der ausgebildeten Diplom-Musikpädagogin Katrin Czerny zeigte mit ihren drei Liedern „Friederikerl“, „Halt's n auf“ und der „Himmelfahrts-Polka“, was sie drauf hatten.
Der Alberzeller Dreigesang aus Gerolsbach überzeugte das Publikum
Den Abschluss machte der Kirchenchor Hettenshausen unter der Leitung von Sophie Wallner, bei dem der Bürgermeister Hans Wojta selbst mitsang.
Eine tolle Geste des Bürgermeisters: Er holte seine rechte Hand, Vorzimmerdame Claudia Bayer, auf die Bühne und bedankte sich bei ihr mit einen Blumenstrauß. Bayer hatte im Hintergrund die Fäden für diesen Abend gezogen, organisiert und geplant.
Nach der Wimpelübergabe an den Jetzendorfer Bürgermeister Manfred Betzin, in dessen Gemeinde das nächste Sänger- und Musikantentreffen am 26.10.2019 stattfindet, erhoben sich alle Besucher im Saal, um zum Abschluss feierlich die Bayernhymne zu singen. Ein krönender Abschluss für einen tollen Abend.
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