Bananen in Wolnzach?
(Wolnzach, ls)V.l.: Organisator und CSU-Ortsvorsitzender Axel Meier, Meterologin Lisa Brunnmeier und Organisatorin und FU-Vorsitzende Jutta Winter
„Hom mia heid a Glück mit dem Wetter, ha?“, schon Christian Tramitz, alias Ranger, wusste in Bullys Klassiker „Der Schuh des Manitu“, wie man mit Regen, Sonne und Wind Smalltalk macht, auch wenn man an einen Marterpfahl gebunden um sein Leben fürchten muss. So dramatisch lief es am Montag in der Post zwar nicht ab, aber Smalltalk war es eben auch nicht, was Lisa Brunnbauer vom Deutschen Wetterdienst bei ihrem Vortrag „Klima und Wetter im Wandel“ präsentierte.
Dass wir uns in unserer Region geologisch betrachtet eigentlich recht glücklich schätzen können, ist kein Geheimnis. Weder sind wir von tsunamiartigen Katastrophen betroffen, noch erhebt sich ein Lava spuckender Vulkan in unserer unmittelbaren Nähe. Die Gebirge sind weit genug weg, um nicht von Lawinen überrollt zu werden und auch tektonisch lassen uns unsere Platten für gewöhnlich in Ruhe. Waldbrände in Spanien und Schlammlawinen in Kolumbien sind weit, weit weg.
Doch solche Gedanken konnte Lisa Brunnbauer dann doch recht eindrucksvoll wiederlegen. In ihrem Vortrag wurde eines klar: Man muss unterscheiden zwischen der temporären Wahrnehmung der Umgebung, also dem Wetter, und dem globalen Phänomen, genannt Klima. Und dieses wird über kurz oder lang auf uns alle Einfluss haben, wenn auch nur den, dass wir in Zukunft Bananen in der Hallertau anbauen könnten anstatt Hopfen.
Denn das Credo der Meteorologin war klar: Nass wird nasser, trocken wird trockener. „In den meisten Regionen der Erde ist es wärmer geworden. Das ist Fakt, das haben wir gemessen.“, so Brunnbauer. Und auch den menschlichen Einfluss darauf hält sie für sehr wahrscheinlich. Damit schlug sie zwar einen vorsichtigen Ton an, doch ein Einblick in die Arbeitsweise des Deutschen Wetterdienstes erklärte auch, warum. Um das Wetter vorherzusagen, werden zu einer allgemeinen globalen Zeit an verschiedensten Stellen der Welt Messdaten über die Luftteilchen erhoben.
Wie nass oder warm sind sie? Und vor allem, mit welcher Geschwindigkeit und Windrichtung bewegen sie sich? Nach einer simplen physikalischen Gleichung wird dann kalkuliert, wann man damit rechnen kann, dass sie von einem Ort zum nächsten gehen. Um Aussagen darüber zu treffen, brauchen die Wetterdienste riesige Hochleistungsrechner, die diese Datenmenge auswerten. Was diese dann auswerfen sind nichts anderes als Wahrscheinlichkeiten.
In Deutschland wird es trockener - eine Übersicht der letzten Jahrzehnte
Soweit zumindest kann man feststellen, ob man am Wochenende den Bikini einpackt, oder das Haus sturmsicher macht. Aber selbst dann kann es Faktoren geben, die auch ein Hochleistungcomputer nicht auf seiner Rechnung hat. Statt Gewitter gibt es dann vielleicht doch nur ein laues Lüftchen. „Die Wettermodelle sind noch nicht soweit, dass man alles auf Ort und Stelle vorhersagen kann.“, so Brunnbauer. Für eine Prognose, wie unser Klima in 50 Jahren aussieht wird es da noch wesentlich komplizierter.
Nützliche Indikatoren für die Messung des Klimawandels - die Apfelbäume blühen immer früher
„Versuchen wir, das Klima vorherzusagen, dann schauen wir uns nicht das Wetter an sich an, sondern die Randbedingungen.“, erklärte Brunnbauer. Da geht es vor allem, um den Zustand der Wälder und den CO2 Gehalt in der Atmosphäre und eben auch wie sich der Mensch in Zukunft verhält. Das Ergebnis sind unterschiedlichste Klimaszenarien. Die gute Nachricht: Wir können bestimmen, welches wahr wird.
Zwar ist es so, dass Mitteleuropa auf Dauer nicht so schlimm von einer Veränderung des Klimas betroffen sein wird, aber es ist jetzt schon zu beobachten, welch verehrende Auswirkungen die steigende Temperatur auf Spanien hat. Das Feuer hat dort schon hunderte Hektar an Wald verschlungen, Wald, der laut Brunnbauer als Kohlenstoffdioxidspeicher und –umwandler mit dafür verantwortlich ist, wie das mit dem Klima weitergeht. Sie sprach in diesem Zusammenhang von Rückkopplungen. Ganz einfach erklärte sie dieses Phänomen anhand von Gletschern. Das Weiß der Flächen reflektiert das Sonnenlicht. Schrumpft der Gletscher, absorbiert er mehr Wärme und Energie, wodurch er wiederum mehr schmilzt. Bezogen auf den Wald kann das auch für Deutschland verheerende Folgen haben. Ostdeutschland wird auf Dauer am Stärksten von den klimatischen Veränderungen betroffen sein. Dort werden die Trockentage immer mehr. Und mehr Trockentage bedeuten auch ein höheres Waldbrandrisiko. Weniger Wald, mehr CO2 in der Luft, mehr Co2 in der Luft, stärkere Erwärmung und so weiter und so fort.
Eine Übersicht über verschieden Klimaprognosen: Der Mensch wird es in der Hand haben, welchen Verlauf die Kurven nehmen werden.
Es besteht also Handlungsbedarf. Lisa Brunnbauer sieht klar die Politik am Zug. „Wir können noch so viele Empfehlungen und Warnungen aussprechen, Handeln müssen am Ende die Politiker.“, meinte sie. Die Vorschläge der Geo-Ingenieure und ihrer Verantwortlichen sorgte bei den Wolnzachern sichtbar für Irritation. Spiegel im Weltall, unterirdische Lagerung von CO2 aus der Atmosphäre – soweit muss man gar nicht gehen. „Wenn wir alle einen kleinen Teil beitragen, dann wäre schon viel getan.“, so Brunnbauer.
Bildnachweis: Lisa Brunnbauer, deutscher Wetterdienst
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