Straftaten durch Zuwanderer steigen erheblich an
Polizeipräsident Günther Gietl erläuterte die Kriminalitätslage des vergangenen Jahres für den von ihm verantworteten Bereich des Präsidiums Oberbayern Nord.
Die aktuelle polizeiliche Kriminalstatistik stellte kürzlich die Führungsringe des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord vor. Im Landkreis Pfaffenhofen sind die Fälle gegenüber dem Jahr 2015 um 6,2 Prozent gestiegen. Präsidiumsweit haben die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Dies zeigt sich besonders bei den versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüchen, bei den durch Zuwanderern begangen Straftaten sowie beim Ausländeranteil der Tatverdächtigen. Positiv ist, dass die Fälle bei Vermögens- und Fälschungsdelikten abgenommen haben, die Aufklärungsquote gleichbleibend hoch ist und im Vergleich der Häufigkeitszahlen bayerischer Präsidien jenes in Oberbayern Nord eine niedrige Häufigkeitszahl vorweisen kann.
Polizeipräsident Günther Gietl sprach von einer „angespannten Personalsituation“ in manchen Dienststellen. Die Personaldeckungsquote betrage 80 Prozent. „Die Kollegen sind gefordert!“, deshalb sei er für jede Personalzuteilung dankbar. „Objektiv belegen die Zahlen der Sicherheitsbilanz die nach wie vor gegebene gute bis sehr gute Sicherheitslage.“
Als besondere Herausforderung für seine Beamten im vergangenen Jahr bezeichnete Gietl die fortlaufend notwendige Bewertung der allgemeinen Terrorlage. Sicherheitsmaßnahmen bei Großveranstaltungen, etwa beim Oberstimmer Barthelmarkt, seien verschärft worden. Auch sogenannte „Reichsbürger“ sorgten dafür, dass der Polizei die Arbeit nicht ausgehe. Steigende Einsatzzahlen mit entsprechender Belastung verzeichne man überdies bei der Betreuung von Asylbewerberunterkünften. „Die erheblichen Mehrbelastungen gehen nicht zu Lasten der Sicherheit von über 1,5 Millionen Bürger, die in unserem Zuständigkeitsbereich leben“., merkte Gietl an. Dies sei der hohen Leistungsbereitschaft und Kompetenz der Beamten zu verdanken.
Nicht alle über einen Kamm scheren
Die Gesamtzahl aller registrierten Straftaten habe im vergangenen Jahr bei 65.936 Fällen gelegen, was eine Zunahme um knapp fünf Prozent gegenüber 2015 bedeute. Beim Zehn-Jahres-Vergleich habe es jedoch eine Abnahme um 3,8 Prozent gegeben. Bei der Häufigkeitszahl liege man mit 4.286.Straftaten pro 100.000 Einwohner deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Auf weiterhin hohem Niveau bewege sich die Aufklärungsquote mit 64,9 Prozent. Die durch Zuwanderer begangenen Straftaten hätten um 11,7 Prozent (Vorjahr 7 Prozent) zugenommen. In Zahlen: 3.503 ausländerrechtliche Verstöße und 4.430 andere Straftaten nach Strafgesetzbuch. Dabei handle es sich meist um Rohheitsdelikte, insbesondere Körperverletzung. 2.241 (Vorjahr 961) Personen seien 2016 Opfer von Straftaten durch Zuwanderer geworden. Der Anteil nichtdeutscher Opfer stelle sich dabei - mit Ausnahme der Sexualdelikte (38 Deutsche / 29 Ausländer) - überproportional hoch dar. „Die Einsatzlage in den oberbayerischen Asylbewerberunterkünften hat sich insbesondere bei den Gemeinschaftsunterkünften erheblich verschärft.“ 4.487.Einsätze in 2016 stünden 2.648 in 2015 gegenüber. „Man darf aber nicht alle Zuwanderer über einen Kamm scheren“, warnte Gietl vor einer Vorverurteilung.
Allgemein stellte Gietl fest, dass die Mithilfe der Bevölkerung bei der Aufklärung von Straftaten äußerst wichtig ist: Die Aufmerksamkeit der Bürger, die sich als Zeugen einbringen, ist oft die entscheidende Voraussetzung zur Klärung von Straftaten.“ Zivicourage und eine Kultur des Hinsehens sei gefragt, um die Sicherheit in der Region weiterhin aufrecht zu halten.
Vizepräsident Herbert Wenzl
Zur Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Landkreisen unterrichtete Polizeivizepräsident Herbert Wenzl. Demnach liegt der Landkreis Pfaffenhofen sozusagen im oberen guten Mittelfeld. Mit Ausnahme des Landkreises Erding, stieg die Kriminalitätsbelastung generell in den Landkreisen im Norden Oberbayerns an. „Die Landkreise Fürstenfeldbruck, Eichstätt, Ebersberg und Neuburg-Schrobenhausen weisen teilweise zweistellige Zuwachsraten auf.“ Negativer Spitzenreiter sei mit einem Anstieg von 1.091 Delikten der Landkreis Fürstenfeldruck. Trotz eines Deliktsanstieges von 351 Straftaten behalte der Landkreis Eichstätt seine Stellung als einer der sichersten Landkreise in Bayern aufgrund der weiter niedrigen Häufigkeitszahl von 2.640. Im Landkreis Pfaffenhofen ereigneten sich 4.697 Fälle (Häufigkeitszahl 3.784) und damit 273 mehr als im Jahr 2015, wovon 65 Prozent aufgeklärt werden konnten.
Kriminalpolizist Jürgen Schermbach
Wohnungseinbrüche machen Sorgen
Der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Schermbach sprach unter anderem auch die zunehmenden Wohnungseinbrüche an. Insgesamt wurden 1.078 Fälle (Vorjahr 932) gemeldet, bei denen ein Schaden von über 3,6 Millionen Euro entstand. Dabei stieg der Anteil der Fälle, in denen die Täter keine Beute machen konnten, auf 49 Prozent. Zurückzuführen ist diese Entwicklung aus polizeilicher Sicht auf die zunehmend bessere Sicherung der Anwesen. Die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen bieten das ganze Jahr über eine individuelle und neutrale Beratung an. Das Spektrum beschränkt sich dabei nicht nur auf Alarmanlagen, sondern deckt auch einbruchhemmende Fenster und Türen, Videotechnik und sonstige Maßnahmen zur Abschreckung der Täter ab.
Die Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch lag mit 15,3 Prozent fast auf dem Vorjahresniveau. 103 Tatverdächtige konnten 165 geklärte Wohnungseinbrüche zugeordnet werden. Was den Fahndungsdruck auf die Täter betrifft, so kann die Polizei durchaus Erfolge vorweisen.
Inspektionsleiter Peter Heigl
Über eine weiterhin steigende Zahl von Fahrraddiebstählen macht sich Peter Heigl, Leiter der Polizeiinspektion Ingolstadt, gedanken. In diesem Deliktbereich ist die Aufklärungsquote relativ niedrig; deshalb will die Polizei darauf künftig mit besonderen Aktionen reagieren.
Das im Jahr 2009 geschaffene Polizeipräsidium Oberbayern Nord ist übrigens mit 33 Polizeiinspektionen für zehn Landkreise und die kreisfreie Stadt Ingolstadt zuständig.
Grafik: Polizeipräsidium Oberbayern Nord
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