Patientenschule: „Wenn die Schulter schmerzt“
(Pfaffenhofen, kw/rw)Am Montag 6.3.2017 fand ein weiterer sehr gut besuchter Vortrag der Patientenschule in der Ilmtalklinik Pfaffenhofen statt. Diesmal behandeltes Thema „Wenn die Schulter schmerzt“ durch einen bebilderten Vortrag des Oberarztes Dr. med. Murad Abu-Frieh.
Zu Beginn erklärte der Arzt, Schmerz sei eine Warnwirkung des Körpers um Schädigungen zu verhindern. Schulterschmerzen können auftreten bei Belastung, als Ruhe- oder aber auch nächtlicher Schmerz. Das Schultergelenk ist ein komplexes Gelenk, das vielen Bewegungen in verschiedenste Richtungen ausgesetzt ist. Dadurch ist es auch für Verletzungen und Verschleißerscheinungen empfindlich.
Die Schulter wird gebildet durch das Schulterblatt und den Oberarmknochen. Eine Gruppe von 4 Muskeln und deren Sehnen formen die Sehnenkappe, die das Schultergelenk umfasst. Diese ziehen das Schulterblatt zum Oberarmknochen und zentrieren damit den Oberarmknochen-Kopf. Insgesamt wird es auch als Rotatorenmanschette bezeichnet.
Häufigste Erkrankungen der Schulter, die Schmerzen erzeugen sind das sogenannte Engpass- bzw. Impingement-Syndrom, die Kalkschulter, ein Rotatorenmanschettendefekt, Omarthrose oder auch eine Defektarthrophie erzählt Abu-Frieh und erklärt die einzelnen Erkrankungen näher:
„Beim Impingement-Syndrom stößt der Oberarmkopf gegen das Schulterdach, meist an einer Stelle, an der sich im Lebensverlauf immer mehr ein Knocheneck oder auch „Nase“ aufbaut. Das lässt bei Bewegung den Schmerz entstehen. Dieser Schmerz tritt verstärkt bei einem Hebewinkel von 70-120 Grad auf. Darüber oder darunter lässt dieser nach. Operativ kann man mittels Arthroskopie, auch Schlüsselloch-Technik genannt, den Zwischenraum zwischen Oberarmknochen und Schulterdach ausschaben oder die „Nase“ wegfräsen und erreicht damit wieder eine Schmerzfreiheit.
Bei der Kalkschulter können um die Schulter Verkalkungen entstehen, die bei Bewegung ans Schulterdach stoßen und ebenso Schmerzen verursachen. Oft kommt dadurch noch eine Schleimbeutelentzündung durch diesen Bewegungsreiz hinzu. Auch hier kann man arthroskopisch die Kalkablagerungen entfernen und somit Schmerzlinderung bzw. –freiheit erreichen. Allerdings ist eine 100 % ige Entfernung nicht immer möglich.
Ein Rotatorenmanschettendefekt oder auch ein Riss führt zu Schmerzen im Schulterdach, Kraftminderung, Bewegungseinschränkung und somit reduzierter Lebensqualität. Eingeteilt wird eine Ruptur in Riss einer Sehne z.B. der Bizepssehne oder eine Massenruptur (mind. 2 Sehnen mit Muskelarthrophie und fettiger Degeneration bzw. keine Sehnenhaube mehr vorhanden). Dies ist operativ per Arthroskop durch Sehnennaht und nachfolgender Ruhigstellung in leichter Seitenhebung des Armes durch ein Thoraxabduktionskissen, einer Art Stützschiene, für 6 Wochen behandelbar.
Häufig auftretend und bekannt ist auch die Schultergelenks-Arthrose, ein durch Abnutzung bedingter Verschleiß von Knorpel. Ein Intakter Knorpel ist eine feste, kräftige Schicht, wogegen bei Arthrose die Oberflächenschicht des Knorpels aufbricht und zur Auffaserung führt.
Die Omarthrose kann den Oberarmkopf oder auch die Gelenkpfanne (das Gegenstück zum Kopf) betreffen. Hier gibt es je nach Erkrankung die Möglichkeit einer Teilprothese, die Kappenprothese oder aber einer Schulterprothese, die Kopf und Pfanne ersetzt.
Bei der Defektarthrophie ist die Rotatorenmanschette nicht mehr vorhanden bzw. nicht rekonstruierbar und einer Arthrose, der Gelenkknorpelzerstörung bezeichnend. Hier zeigen sich Schmerzen und Bewegungseinschränkung.
Folge ist die Wanderung des Oberarmknochens nach oben zum Schulterdach mit einer Einteilung in verschiedene Schweregrade: Seebauer I-IV.
Diese Erkrankung wird durch eine Operation mit einer inversen – einer umgekehrten - Schulterprothese (die Oberarmkugel wird abgeflacht und das Schulterdach zur Kugel) also entgegengesetzt der Anatomie behandelt.
Bei dieser OP wird eine Vollnarkose vorgenommen und ist bei einem dabei gelegten Schmerzkatheter noch ein 6-10 tägiger Krankenhausaufenthalt nötig. Eine Anschlussreha ist zum besseren Heilungsprozess und Muskelaufbau erst ca. sechs Wochen nach der Operation sinnvoll. Sportarten wie Tennis, Kampfsport, Fußball und Handball sind hier nicht anzuraten.“
Was tun bei Schulterschmerzen? Ist eine OP nötig? Auch hierauf gab es Antworten vom Oberarzt: „Eine konservative Behandlung gegen Schulterschmerz z.B. in Form von Stoßwellentherapie, Infiltration und Physiotherapie ist nicht falsch, aber sollte sich nach 3-6 monatiger Behandlung kein Erfolg einstellen, ist eine weitere Abklärung sinnvoll. Dies erstreckt sich über die Anamnese, Diagnostik bis hin zum persönlichen Beratungsgespräch. Sinnvolle und mögliche Diagnostik sind im Einzelfall zu entscheiden und kann in Form eines Ultraschalls, Röntgenaufnahmen oder auch einem MRT (Kernspin) stattfinden. Abschließend lässt sich aber sagen, dass sich ein MRT als bestes Diagnoseverfahren darstellt.“
Die Ilmtalklinik bietet Betroffenen mit Schulterschmerzen eine wöchentliche Schultersprechstunde an. Diese hält Dr. Abu-Frieh dienstags ab 10 Uhr und kann durch eine Terminvereinbarung über die Telefonnummer 08441/791105 aufgesucht werden.
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