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Ist Hopfenanbau noch gewünscht?

(Wolnzach/Mainburg, hr)

An der Vertreterversammlung in Mainburg wurde zahlreiche Fachwarte für ihre langjährige Tätigkeit geehrt.

Im Grundsatz ist der Hallertauer ein genügsamer Menschenschlag. Da werden keine Demonstrationen organisiert, keine Warenladungen Hopfen nach Berlin gekarrt, wenn der Preis nicht stimmt. „Damit kommen wir schon zurecht“, erklärte der Präsident der Hopfenpflanzer Adi Schapfl. Was ihm dann aber doch mehr als nur einige Sorgenfalten auf die Stirn treibt, das ist die Politik im Bereich Pflanzenschutz.

„Ist der Hopfenanbau überhaupt noch gewünscht“, schmetterte er nicht nur den Fachwarten, sondern auch dem Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer entgegen. Gerade heraus machte der sonst eher besonnene Vorsitzende seinem Unmut über die verschärfte Düngeverordnung Luft. Das Klima ist in den vergangenen Jahren deutlich rauer geworden. Wie Dr. Georg Backhaus bereits vergangene Woche auf dem Hopsteiner-Forum berichtete, habe sich die Grundstimmung grundlegend geändert. „Der Pflanzenschutz habe sich heute mehr denn je nach den gesellschaftlichen Bedürfnissen zu richten“, so der Experte. Die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Produktion scheinen dabei in den Hintergrund zu treten.

Nicht mehr die Gefahr, sondern das Risiko wird heute zur Diskussionsgrundlage. Dass der Umgang mit Fungiziden und Insektiziden aber generell ein anderer ist als noch vor 40 Jahren, scheint in der öffentlichen Diskussion unterzugehen. „Wir sind in keinster Weise blauäugig“ erklärte Schapfl und betont dabei, dass Natur- aber auch Grundwasserschutz bei den Landwirten einen sehr hohen Stellenwert haben. Anders als vor einigen Jahrzehnten geht man sowohl mit Pflanzenschutzmitteln, aber auch mit Dünger sehr vorsichtig um. Gespritzt wird nur, wenn es unumgänglich ist. Auch die Menge, an Dünger, die auf die Felder ausgebracht wird, liegt mit rund 160 kg deutlich niedriger als noch in den 70er Jahren. Hier lag der Wert noch bei 300 Kilogramm.

Obwohl man seit vielen Jahren aktiv beim nationalen Aktionsplan mitarbeitet und wie es vor einiger Zeit Dr. Wolfgang Zornbach aus dem Bundesumweltministerium bestätigte, dass in der Hallertau viele Probleme in Sachen Pflanzenschutz direkt vor Ort gelöst werden, sieht man sich jetzt in einer ganz anderen Situation. „Laut der Verordnung dürfen wir nur noch 60 Prozent des Rebenhäcksel zurück auf unsere Felder fahren“, erklärt der Schapfl. Grund hierfür ist der Stickstoff in den Blättern. „Wir haben beim Hopfen das Problem, dass wir ihn vor der physikalischen Ernte ernten, so haben die Blätter noch einen sehr hohen Stickstoffanteil“, führte er weiter aus.

Aufgrund dieser Tatsache soll nun die Ausbringung des Ernterückstandes qua Verordnung reduziert werden – und zwar schon in dieser Saison. Dass dabei aber die grundsätzliche Frage, was passiert mit dem Rebenhäcksel, nicht gelöst ist, scheint dabei wenig zu kümmern. „Wie sollen wir das denn generell lagern“, warf Geschäftsführer Ottmar Weingarten in den Raum. Fragen auf die die Hopfenpflanzer bislang keine Antwort erhalten haben, denn Lagerstätten auf den Höfen gibt es aktuell kaum.

Im Gegenteil scheint man dort aktuell auf eine massive Mauer zu stoßen. „Wir sind mit guten Vorschlägen in die Verhandlungen gegangen“, so Schapfl. Unter anderem wurde eine weitere Reduzierung der Düngermenge angeboten, doch eben das schien nicht mehr von Interesse zu sein. Dass der Rebenhäcksel, wenn er direkt vor Ort gehäckselt würde, aber auf dem Feld verbleiben dürfte, und man damit keine Probleme in den Ministerien habe, das löste dann bei den Bauern schon einige Verwunderung aus. „Auf dem Feld dürften wir zupfen und den Ernterest dann liegen lassen, wenn wir diese Arbeit auf dem Hof machen, dürfen wir das Häckselgut nur zu 60% wieder ausbringen.“ Eine Regelung, die wohl kaum einer verstehen kann.

Ähnlich wie bei der Düngeverordnung geht es den Pflanzern auch beim Thema Pflanzenschutz. „Viele Wirkstoffe wurden in den letzten Jahren gestrichen“, erklärte Dr. Georg Backhaus. Somit bleiben Sonderkulturen oft nur noch wenige Mittel, um Schädlinge wirksam zu bekämpfen. Auch im vergangenen Jahr musste man sich mit einer Notgenehmigung behelfen, da ein Insektizid nicht die gewünschte Wirkung zeigte. Dass durch die Reduzierung der Wirkstoffe sich aber auch Resistenzen viel schneller einstellen, diesem Aspekt wird, wie der Experte erläuterte, weniger Bedeutung beigemessen. So muss man am Ende nicht nur die Frage Stellen quo vadis Pflanzenschutz, sondern gar quo vadis Landwirtschaft!

„Das waren schon der deutliche Worte, die seitens der Hopfenpflanzer an mich herangetragen wurden“, erklärte Bundestagsabgeordneter Erich Irlstofer (CSU). Worte, die in den vergangenen Jahren noch zurückhaltender waren. „Wir sind keine Landwirte, die nach Hilfen schreien, wenn der Markt nicht stimmt. Das haben wir schon im Griff. Doch sollten die Rahmenbedingungen unter den wir produzieren schon passen“, so Schapfl. Und die scheinen sich am Ende mehr denn je zu Ungunsten der Landwirte verschoben zu haben.
 

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