Patientenschule: Häufige Darmerkrankung – Divertikel
(Mainburg, rw/kw)Über Divertikel referierte am Dienstag in einem weiteren Vortrag der Reihe „Patientenschule“ in der Ilmtalklinik Mainburg Dr. Ivan Malinak, der seit rund zehn Jahren an der Klinik tätig ist und bereits acht Jahre für Betroffene und Interessierte Informationsveranstaltungen anbietet.
„Divertikel können im gesamten Nahrungsaufnahmeapparat, also Speiseröhre, Magen, Dünndarm und Dickdarm vorkommen. Am häufigsten aber ist die sogenannte Sigmadiverticulose im Dickdarm. Ein Divertikel ist eine Aussackung des Darms, am meisten im Dickdarm zum Übergang Mastdarm zu finden. Hier krümmt sich der Darm in Form einer S-Schlinge und stellt somit eine Engstelle dar. Divertikel sind nicht gefährlich, kommen bei Männern und Frauen in gleicher Häufigkeit vor, meist sind die Patienten schon etwas älter“, erläutert der Arzt.
Eine direkte Ursache ist nicht wirklich zu finden, hauptsächlich soll eine fleischreiche Ernährung bei der Entwicklung von Divertikeln eine Rolle spielen. Ballaststoffarme Nahrung, aber auch mangelhafte Flüssigkeitszufuhr und dadurch bedingt zu fester Stuhlgang, der auf die Endstelle erhöhten Druck ausübt, fördern die Bildung von Divertikeln, so Malinak.
Weiter erklärt er, dass viele Menschen Divertikel haben, ohne dabei Krankheitssymptome zu entwickeln. Da jedoch an dieser Engstelle auch Gefäße durch die Darmwand in den Darm führen und sich entzünden, kann es zu spürbaren Beschwerden kommen. Unklare Bauchschmerzen, Unwohlsein, Verstopfung (Obstipation), linksseitiger Schmerz (wie seitenverkehrter Blinddarmschmerz) oder Blutungen veranlassen die Patienten dann meist, einen Arzt aufzusuchen.
Diagnostiziert werden können Divertikel am besten über eine Koloskopie, auch als Darmspiegelung bekannt. CT (Computertomographie), Röntgen mit Kontrastmittel, Labor und Ultraschall hingegen spielen in der Ursachenfindung keine bedeutende Rolle. Eine Koloskopie ist eine 15-20-minütige, unkomplizierte Untersuchung, während der man durch eine leichte Sedierung kurzzeitig schläft und somit die Untersuchung nicht bewusst erlebt. Werden dabei Divertikeln gefunden, entfernt man diese sofort.
Eine regelmäßige Kontrolle ist daher nicht nur als Prophylaxe für Darmkrebs, sondern auch bezüglich Divertikeln bei älteren Menschen sinnvoll. Schreitet die Erkrankung unbehandelt weiter fort, können Komplikationen entstehen. Eine Entzündung der Engstelle oder der dort eintretenden Gefäße, eine Abszessbildung oder gar ein Durchbrechen des Darms in die Bauchhöhle machen die Divertikel dann zu einer schwerwiegenderen Erkrankung. Eine Perforation, so nennt man den Durchbruch des Darms, kann vom Körper in manchen Fällen selbst „abgedeckt“ werden.
Zur Therapie gehört in erster Linie eine Ernährungsumstellung: wenig oder kein Fleisch, Vermeidung von Körnern (vor allem von großen Körnern wie Kürbiskernen). Eine ballaststoffreiche Nahrung und viel Flüssigkeitszufuhr, außerdem auch heilende Einläufe werden empfohlen. Ist die Erkrankung schwerwiegender, wird im Krankenhaus mit zweifachem Antibiotikum per Infusion behandelt und auf eine Nahrungskarenz über den Darm gesetzt. Nahrung wird dann ebenso über die Infusion zugeführt. In einer Akutphase kann wegen erhöhter Komplikationsneigung keine Darmspiegelung gemacht werden; nach Abheilung ist sie dann wieder möglich.
Seltener ist eine große Operation nötig, die klassisch mit Bauchschnitt durchgeführt werden muss. Viele Behandlungen sind heute laparaskopisch, also über die Spiegelung, möglich. Sollte aber doch eine „große“ OP und eine Teilentfernung des Dickdarms nötig sein, werden mit einer Nahtmaschine die gesunden Abschnitte wieder relativ unkompliziert zusammen gefügt (Dauer 15 Minuten). Ein eventuell nötiger künstlicher Darmausgang kann nach einiger Zeit wieder rückverlegt werden.
Komplikationen wie Blutung, Infekte, Nahtbruch, Verwachsungen, Durchfälle nach einer Operation sind sehr selten. Der Darm passe sich nach einer Operation auch relativ schnell wieder gut an, so endet der Referent.
Die Fragen der zum Vortrag zahlreich Erschienenen beantwortete der Arzt und nahm sich dafür auch nach dem Informationsbeitrag noch eingehend Zeit. Eine Sprechstunde bieten Herr Malinak am Donnerstag von 10-12 Uhr und seine Kollegin am Dienstag von 9-11 Uhr an. Eine Terminvereinbarung kann unter der Telefonnummer 08571/78-1177 erfolgen.
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