Einer, mit dem man reden kann
(Reichertshofen, rt)Arno Jung ist im Landkreis Pfaffenhofen der erste Fachberater "Psychosoziale Notfallversorgung" und für die Feuerwehrleute im Marktbereich Reichertshofen Ansprechpartner nach belastenden Einsätzen. Foto: Raths
Arno Jung von der Reichertshofener Freiwilligen Feuerwehr ist im Landkreis Pfaffenhofen der erste Fachberater „Psychosoziale Notfallversorgung“. Er kommt immer dann ins Spiel, wenn es besonders belastende Einsätze oder Katastrophenlagen gibt und die Feuerwehrleute danach Beistand brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten.
Oftmals sind im Brand- und Katastrophenschutz die Einsatzkräfte auch besonderen psychischen Belastungen ausgesetzt und mit sehr viel menschlichem Leid konfrontiert. So manche Feuerwehrleute haben Mühe, dies zu verarbeiten. Obgleich Feuerwehrleute es in der Regel mehr oder weniger gewohnt sind, mit Stress und einsatzbedingter Belastung umzugehen.
Unterstützung kann hier der Fachberater leisten. Unschätzbarer Vorteil dabei ist, dass er als Ansprechpartner aus den eigenen Reihen kommt und damit sozusagen auf Augenhöhe mit seinen Kameraden kommuniziert. Zuständig ist Jung für die Marktfeuerwehr und die Ortsteilfeuerwehren von Reichertshofen.
"Beruflich bin ich Ergotherapeut und habe mit kranken und behinderten Menschen aller Altersstufen zu tun, die manchmal auch an Depressionen oder psychosomatischen Erkrankungen leiden. Schon von daher bin ich mit der Thematik vertraut“, erzählt Jung. Längst vorbei seien die Zeiten, als man als Feuerwehrler dramatische Einsätze danach noch „mit ein paar Schnäpsen und einigen Halben verdaute.“ Seinen Aufgabenbereich sieht der 56-Jährige nicht nur deshalb als überaus wichtig an. Dem pflichtet auch der Reichertshofener Feuerwehrkommandant Jürgen Lehner bei: „Oft reicht schon die Stütze. Das heißt, zu wissen, da ist einer, kein Fremder, einer von uns, mit dem man reden kann!“ Der Bedarf sei auf alle Fälle da.
„Wir haben viele Einsätze mit Toten und Schwerverletzten, da kann das ein oder andere Gespräch im Nachgang schon entscheidend sein, ob oder wie sehr sich ein Kollege das zu Herzen nimmt und damit klarkommt oder eben nicht.“ Lehner sieht Jungs Auftrag aber auch als Präventionsleistung. „Arno soll aufklären, Schulungen durchführen, sich vernetzen im Landkreis und hinter den Kameraden stehen, um im Ernstfall dann für sie da zu sein.“
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