"Ene, mene muh - Wem traust du?"
(Mainburg, sh)
Eigentlich war der Name „Thomas Schreckenberger“ vielen unbekannt. Der gebürtige Heidelberger, der heute in Stuttgart lebt, hat dennoch sein Publikum im LSK Theatersaal bestens unterhalten. Treffsicher und scharfzüngig nahm er sich dem Wahnsinn der großen Politik genauso an wie den Widrigkeiten des Alltags. Genial war seine Interpretation von „Romeo und Julia“ mit Angela Merkel und Horst Seehofer in den Rollen.
Wem kann man heutzutage eigentlich noch vertrauen? Ein paar wenige vertrauen noch den Politikern oder den Medien und ganz Naive sogar dem eigenen Partner. Auch der Sprache könne man aufgrund ihrer Zweideutigkeit nicht mehr trauen. So ist etwa der Satz: „Finger weg von Böllern“ vor Silvester als Warnung zu interpretieren und nach Silvester als ernsthafte Diagnose.
Auch Zeugnisbemerkungen sind eine wahre Fundgrube an Stilblüten. Wenn heute die Lehrerin schreibt: „Das Rechnen im Zahlenraum bis 10 nahm er nur zögerlich an“, hätte man früher halt einfach gesagt: „A Depp“.
Selbst im Internet kann man nichts mehr verschleiern. Kaum suchen wir nach der Adresse eines Baumarktes in unserer Nähe, schon bekommen wir über Amazon - ohne es zu wollen - den Kauf von „Fifty Shades of Grey“ empfohlen.
Wie es sich anhört, wenn eine sonst so in sich ruhende und ausgeglichene Frau Merkel ihrem angestauten inneren Frust einmal Luft macht, demonstrierte Schreckenberger anhand einer gespielten Kabinettsitzung. Befallen vom Geist des Klaus Kinski, dem personifizierten Jähzorn, verpasste unsere „Angie“ ihren geschätzten Kollegen von der Leyen, Seehofer und Konsorten verbale Ohrfeigen, dass es nur so krachte. Stimmen, Mimik und Gestik waren perfekt imitiert. Das war wirklich saukomisch!
Thomas Schreckenberger zeigte sich klug, sarkastisch und schlagfertig wie ein echter Profikabarettist. Er wusste einfach wie man scharfe Kritik humorvoll verpackt. Die „Romeo-und–Julia-Romanze“ zwischen Merkel und Seehofer mit Kohl und Kretschmann in weiteren Rollen ging dabei ganz besonders tief zu Herzen. Denn wenn sich die politische Weltbühne momentan zu einem schlechten Scherz zu entwickeln scheint, ist Kritik an den richtigen Stellen umso wichtiger.
Am Ende der Veranstaltung blieb eine Botschaft, die bei aller Unterhaltung auch bedeutsam war: „Trotz Wahnsinn um uns herum – behalten wir unser Lachen!“
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