Von Gülle zu Gold
(Wolnzach, rt)
Ihr nunmehr achtes Landwirtschaftsforum abgehalten hat kürzlich die Hallertauer Volksbank im Wolnzacher Hopfenmuseum. Mehr als 200 Gäste konnten die Banker dort begrüßen. Gekommen waren sie vorrangig, um Hochschulprofessor Rainer Langosch zu hören, der über „Zukunftsstrategien für den unternehmerischen Landwirt – Perspektiven in der Landwirtschaft“ sprach.
„Grundlegende Gedanken zur Unternehmensstrategie“ müssten sich auch die Landwirte machen, sagte Bankvorstand Andreas Streb in seiner Vorrede. Und die Märkte richtig einschätzen. Darüber hinaus sei es wichtig, sich mit Chancen und Risiken eingehend zu beschäftigen. „Risiken müssen bekannt sein; nur wer Risiko eingeht, wird auch Gewinne generieren“, meinte Streb. Dabei seien die landwirtschaftlichen Unternehmen in der Hallertau gut aufgestellt, denn die Hallertauer Volksbank habe bei entsprechenden Finanzierungen „kaum größere Probleme.“
Agrar-Professor Rainer Langosch
Eine Art Fitnessprogramm für Landwirte legte dann Rainer Langosch, Professor für Unternehmensführung, Kommunikation und Beratungsmethodik an der Hochschule Neubrandenburg, auf. Der erfahrene Unternehmensberater zeigte dabei mit launigen Worten auf, wie landwirtschaftliche Betrieb im Zeitalter der Digitalisierung nach vorne gebracht werden können. Dies funktioniere etwa dadurch, die weichen und harten Faktoren des Betriebs- und Risikomanagements zu kennen oder herauszufinden, um sie dann in klare strategische Entscheidungen umzusetzen.
Businessplan für den Bauernhof
Der Bauernhof von heute muss Langosch zufolge mehr als je zuvor gesamtwirtschaftliche Gesichtspunkten betrachten. Dazu präsentierte er im gebotenen Schnelldurchgang eine Matrix, die, wie er sagte, nicht unähnlich eines Businessplans ist. Die Zuhörer konnten damit ihr eigenes Unternehmen im Kurzdurchlauf selber analysieren und mögliche Schwachstellen aufdecken. „Den landwirtschaftlichen Unternehmer erkenne ich nicht an seinem Traktor – Unternehmer sein heißt, Entscheidungen fällen.“ Das aber sei ein Problem: „Nehmen Sie diese Aufgabe ernst“, appellierte Langosch. Dazu gehöre jedoch auch Störungen und Schwächen im Betrieb zu erkennen.
Bankvorstand Andreas Streb
Wir kennen den Preis, nicht aber den Wert
Als einen bedeutenden Faktor nannte der Agrar-Professor den gesellschaftlichen Aspekt, wonach der Wert der Landwirtschaft seiner Meinung nach stetig geringer wird. „Wir kennen vor allem den Preis, aber nicht den Wert“ eines Produktes. Dabei habe die Landwirtschaft als Branche „allen Grund zum Selbstbewusstsein.“ Langosch mahnte zur permanenten Aufmerksamkeit, denn der Fortschritt werde sich künftig „in Bits und Bytes“ ausdrücken und nicht mehr etwa in Pferdestärken. Eine Folge davon werde sein, dass sich die Innovationszyklen in der Landwirtschaft verkürzen. Um für die Zukunft aufgestellt zu sein bedürfe es deshalb eines Managements, das Risiken erkennt und einzuschätzen versteht, um dann auch adäquat darauf zu reagieren, so sinngemäß Langosch. Der Bauer müsse sich entscheiden, ob er sich etwa mit Qualität, Service oder Design als Differenzierer oder über Einsparungen und Masse als Kostenführer positionieren wolle. Landwirtschaft könne mit langfristig nachhaltigem Denken „Vermögen aufbauen, erhalten und entwickeln, aus Gülle Gold machen und mit der Natur (und nicht gegen sie) gesellschaftlich anerkannte Arbeit leisten.“
Firmenkundenbetreuer Agrar Robert Högl
Am Ende der Veranstaltung gab Robert Högl, Agrar-Firmenkundenbetreuer der Hallertauer Volksbank, den Zuhörern noch einen Überblick, welche Engagements die nächste Zeit noch anstehen, zu denen es die Unterstützung des Kreditunternehmens gibt. Zuvor aber warnte der Finanzfachmann vor dem Hintergrund finanzstarker landwirtschaftlicher Betriebe in der Hallertau: „Die größten Fehler werden in guten Zeiten gemacht.“ Von daher sei dazu geraten, jede Investition passend zum jeweiligen Unternehmen vernünftig zu planen.
Högl wies dann auf die „Einzelbetriebliche Investitionsförderung“ hin, zu der voraussichtlich im Frühjahr die Anträge gestellt werden können und bei der die Bank mit Kredit-Bereitschaftserklärungen den bäuerlichen Kunden zur Seite steht. Nur noch bis 16. Januar sei dagegen die Antragstellung zur Milchsonderbeihilfe möglich.
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