Protestaktionen gegen geplante Mastanlage
(Eschelbach, rt)
Fotos (2): Mastanlagen Widerstand
Erneut aufgeflammt ist offenbar der Protest gegen die in Eschelbach geplante Erweiterung einer Hühnermastanlage (Unsere Zeitung berichtete). Nachdem erst kürzlich ein von Unbekannten aufgestelltes Protestschild über Nacht wieder entfernt worden war, gab es dieser Tage eine Flugblattaktion von Mitgliedern des Bund Naturschutz und auch das Aktionsbündnis „Mastanlagen Widerstand“ ist aktiv geworden.
„Da hatte es jemand wohl sehr eilig, dieses unbeliebte Schild wieder zu entfernen“, meinte Lisa Munz gegenüber unserer Zeitung. Munz ist als Aktivistin des Bund Naturschutz über den Landkreis hinaus bekannt dafür, dass sie sich etwa für Tierechte und bäuerliche Landwirtschaft einsetzt. Zusammen mit ihrem Mann Edgar war sie am vergangenen Donnerstag in Eschelbach von Haus zu Haus unterwegs und verteilte in gut zweieinhalb Stunden etwa an etwa 100 Haushalte selbstgemachte Handzettel mit denen sie auf den kürzlich vom Landratsamt Pfaffenhofen genehmigten „vorzeitigen Baubeginn“ der Mastanlage hinwies. Der hiesige Landrat wird darin ob seiner Namensgleichheit mit dem Beutegreifer sogar als "böser Wolf" tituliert.
„Alle Einwohner mit denen gesprochen wurde haben uns fast schon angefleht und um Unterstützung gebeten, dass dieses Bauvorhaben nicht in Wirklichkeit umgesetzt wird“, so Munz. Wenn in der geplanten Mastanlage zukünftig bis zu 22 Masthühner pro Quadratmeter eingepfercht werden dürften, könne man nur von einem „Qualstall“ reden, in dem weder tiergerecht noch artgerecht gemästet werde.
Diesen Handzettel erhielten über 100 Eschelbacher Haushalte.
„Wir Menschen behaupten doch immer gerne, dass die Tiere unsere Freunde sind - dann sollten wir sie auch so behandeln“, sagt Munz. Sie merkte außerdem an, dass an jenem Donnerstag im Drei-Minuten-Takt die Lastwägen oder Traktoren durch die enge Straßen fuhren. Alle mit vollbeladenen Anhängern, dem Erdaushub von der vom Landratsamt vorläufig genehmigten Baustelle. „Die verantwortlichen Politiker wollen uns jetzt weismachen, dass bei Nichtgenehmigung der Mastanlage diese Massen von Erdaushub wieder auf gleichen Weg zurückgefahren werden sollen. Für wie dumm werden wir hier gehalten?“ zürnt sie in Richtung Kreisbehörde. „Was werden die Bürgern in Eschelbach noch alles erleben?“, so ihre Frage.
Aktivisten stellten Banner auf
In der Nacht vom vergangene Donnerstag auf Freitag waren offenbar auch Leute vom Aktionsbündnis „Mastanlagen Widerstand“ aktiv. Denn in einer Pressemitteilung erklären sie sich verantwortlich dafür, ein Zeichen gegen die Ausbeutung und Unterdrückung von Tier, Mensch und Natur gesetzt zu haben. Sie protestierten mit Bannern an der Zufahrt zur Baustelle und an der Staatsstraße ebenfalls gegen den begonnenen Anlagenbau. "Schluss mit der Ausbeutung von Mensch Tier und Natur" und "Keine Hühnermastfabrik in Eschelbach"ist darauf zu lesen. Sie wenden sich damit gegen den Bau von „zwei Tierfabriken“ in denen dann 144.600 Tiere für den Konzern Wiesenhof gemästet würden.
„Neben Gestank, entweichen gesundheitsgefährdenden Bioaerosolen und der Nitratbelastung der Böden durch die anfallende Gülle und Gärreste, die zu einem Verlust der Artenvielfalt führt.“ Tiere würden in diesem Verwertungssystem nicht mehr als fühlende Individuen wahrgenommen. „Als Küken werden sie aus der Brüterei in die Anlage gebracht und dort innerhalb von vier bis fünf Wochen auf ihr Schlachtgewicht hochgemästet. Arttypischen Verhaltensweisen wie picken oder etwa Staubbaden könnten sie nicht nachgehen, geschweige denn angemessen miteinander agieren und soziale Beziehungen pflegen.
„Die Gewalt, die Tieren im Rahmen der Nutzung als ‚Masthuhn‘ angetan wird, ist immens und durch nichts zu rechtfertigen“, sagt Martha Müller vom Aktionsbündnis Mastanlagen Widerstand. „Trotz des tendenziösen Vorgehens des Pfaffenhofener Landratsamtes und der damit einhergehenden absehbaren Genehmigung der Tierfabrik“, so der Wortlaut aus der Pressemitteilung, rufe das Aktionsbündnis alle Anwohner und Bürger von Eschelbach und allen anderen Orten dazu auf, den Widerstand gegen diese und andere Tierfabriken nicht aufzugeben und weiterhin gegen die Ausbeutung von Tieren, Mensch und Umwelt aktiv zu werden.
Das Aktionsbündnis stellt eigenen Angaben zufolge einen Zusammenschluss von Einzelpersonen und Aktivisten dar. „Konkret will das Bündnis Hühnermastanlagen und somit Zulieferbetriebe für Wiesenhof-Schlachtfabriken verhindern und auf diesem Wege gegen das Ausbeuten und Töten von Tieren, gegen regionale sowie globale Umweltverschmutzung und menschlichen Unterdrückung vorgehen.“
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