Das Reh ist kein Schwein
(Niederlauterbach, rt)
Wild-Wissenschaftler Andreas König bei seinem Vortrag vor zahlreichen Jägern und Förstern in Niederlauterbach.
Der Energiehaushalt von Rehen im Jahresverlauf war kürzlich Thema eines vom Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und er hiesigen Waldbesitzervereinigung organisierten Vortrages im Niederlauterbacher Gasthaus Reich. Dabei wurde mit so manch hergebrachter Vorstellung vom Nahrungsbedarf des Rehwildes aufgeräumt.
Privatdozent und Leiter der Arbeitsgemeinschaft Wildbiologie und Wildtiermanagement an der Technischen Universität München Andreas König ging in seinem Referat auf vielerlei Fragen ein, die im Jahreslauf zum Äsungsverhalten des Rehwildes eine Rolle spielen. So gab es wissenschaftlich fundierte Antworten darauf, wie viel Energie die Tiere überhaupt brauchen und wie sie diesen Bedarf decken. Für die Jäger von besonderer Bedeutung war unter anderem auch, welche Rolle dabei die Winterfütterung spielt.
Der Nahrungs- und Nährstoffbedarf und folglich die Nahrungsaufnahme gehe im Winter stark zurück, während im Sommer bis in den Herbst hinein die Tiere mehr Nahrung aufnähmen als sie bräuchten, erläuterte König. Dies sei auch einen auf einen komplexes Verfahren auch physiologischer Energieeinsparungen zurückzuführen, der sich beim Reh als Anpassungsstrategie im Laufe der Zeit entwickelte. „Wild hat im Winter nur geringen Stoffwechsel!“ Ein Optimum an Energiereserven kann Wildverbiss an Baumtrieben und -knospen im Wald vermeiden helfen. Winteräsung ist nach König nicht energiearm und winterliche Gewichtsverluste bis 25 Prozent sind beim Reh normal. Zudem bietet Winteräsung nicht zu unterschätzende Gärungswärme im Körper.
Ein Vergleich von Stoffwechsel, Nahrungsaufnahme und Vegetationsperiode zeigt, dass es nicht wie mancher erwarten mag im November bis Februar zu Nahrungsengpässen beim Reh kommt, vielmehr sind die Monate Marz und April kritisch und somit als Notzeit anzusehen. Entsprechend sollte die Fütterung frühestens Mitte Februar beginnen. Durch Fütterung wird allerdings die natürliche Selektion beeinflusst.
Mehr Rehe bedeuten aber auch, dass später mehr gejagt werden muss. Hinzu kommt, dass oftmals falsch gefüttert wird. Beispielsweise ist bei Gabe von zu wenig Rohfaser und zu viel Protein, womöglich auch noch mit Salz, verstärkter Verbiss vorprogrammiert. "Das Reh ist kein Schwein" mahnt König.
Bei großen Mengen angebotenen Kraftfutters droht etwa Pansenazidiose, die in der Regel tödlich endet. Rehen sollten deshalb als Rauh- und Kraftfutter krautreiches Wiesenheu vom zweiten Schnitt und in geringen Mengen Apfeltrester erhalten. „Jedes Futter für Rehwild muss mindestens 18 Prozent Faseranteil haben!“
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.