Wia weadn olle steabm
(Rohrbach, rt)
Christoph Theußl war zu Gast in der Rohrbacher Kulturwerkhalle Incontri. Der Schauspieler, Performancekünstler und Liedermacher brachte ein ebenso ungewöhnliches wie auch spannendes Thema mit auf die Bühne: den Tod. Obgleich sich sein am vergangenen Wochenende gespieltes Programm „Lieder für alle, die noch leben“ nannte.
Dass der Tod ein Wiener sein muss, das ist ein Vorurteil. Er könnte wohl auch Steiermärker sein. So wie Theußl einer ist, zwar in München lebend, aber eben doch ein Steiermärker. Immerhin ein Österreicher, der es wiederum brillant verstand, das Nekrologische in blumigen Liederversen seinem Publikum schmackhaft zu machen. Geschafft hat er das in Rohrbach allemal. Der 40-Jährige erhielt viel Applaus, den er sich mit Gitarre auf dem Knie redlich erarbeitet hat.
Das Morbide kommt ihm mit Humor über die Lippen. Kaum woanders hätte sich an diesem Konzertabend der Sensenmann bei Liedern wie „Die Moritat vom Bienenstaat“ oder der „Moritat von den frittierten Katzen“ wohler gefühlt als im Incontri. „Wia weadn olle steabm“, ein weiteres Lied, hätte ihm vermutlich auch gefallen.
Viele seiner Songs seien autobiographisch, meinte der Künstler - man will es ihm nicht wünschen. Jedenfalls hat er beinahe alle mit sehr viel Kreativität selbst geschrieben. Freilich gab‘s auch noch dem Leben zugewandte Songs: „Die Lady vom Gesundheitsamt“ war ein solcher und „Schuldfragen“. „Ich bin katholisch erzogen worden und weiß mit Schuld umzugehen“, so Theußl, der am Ende zwei Zugaben spielte.
Das gab's noch nie
Und dann kam, was ungewöhnlich - und bislang einmalig - ist für fleißige Incontri-Besucher: Niemand der Zuhörer fühlte sich veranlasst, nach den beiden Zugaben aufzustehen und sich womöglich gar zum Gehen aufzumachen. Der Interpret war darüber ebenso erstaunt, wie die Incontri-Crew auch. Toll, dass sich Theußl dann abermals anschickte, weitere zwei Zugaben zu spielen. Dann gab es sogar ein Liebeslied für das so zugetane Publikum, womit ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Abend sein vorläufiges Ende fand. Eine Wiederholung - vielleicht schon im kommenden Jahr - wurde jedenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen.
Theußl erhielt übrigens im Jahr 2014 für seine musikalische Tätigkeit den Förderpreis der Liederbestenliste.
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