Gibt es einen 3. Weltkrieg? - Willy Wimmer in Pfaffenhofen
(Pfaffenhofen, wk)Diese problematische Frage stand im Raum, als der Verein "Freundschaft mit Valjevo" den ehemaligen Bundestagsabgeordneten der CDU und früheren Verteidigungsstaatssekretär Willy Wimmer zu einem Vortrag über das Thema "Verständigung oder Konfrontation mit Russland?" in den Hofbergsaal eingeladen hatte. Es kamen so viele Interessierte, dass immer mehr Stühle in den Saal geschleppt werden mussten.
Vorstandsmitglieder Bernd Duschner und Ikbal Ben Said mit Willy Wimmer (Mitte)
Vorsitzender Bernd Duschner zitierte zum Beginn den früheren Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) sinngemäß "Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts". Er begrüßte Willy Wimmer als einen Politiker, der schon immer zu Frieden und Verhandlungen stand, der auch aktiv an der Wiedervereinigung Deutschlands mitgewirkt habe und der die Meinung vertrete, dass die aktuellen Kriege, vor allem in Syrien, Stellvertreter-Kriege der USA und Russlands seien. Alle Zeichen stünden auf Konfrontation und Krieg.
Willy Wimmer war 33 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages (1976 bis 2009), verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion (1985 bis 1988), parlamentarischer Staatssekretär im Verteidungsministerium (1988 bis 1992) unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sowie Vizepräsident der parlamentarischen Versammlung der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, 1994 bis 2000). Wimmer hatte durch diese vielen Aufgaben und Positionen hervorragende Kontakte in die internationale Politik gewonnen und auch die Denkweise der USA und Russlands näher kennen gelernt. Aus diesen Kenntnissen heraus hat er schon früh den Einsatz der NATO und Deutschlands im Jugoslawien-Krieg kritisiert, ebenso den Angriff der Amerikaner auf den Irak, den Einsatz Deutschlands in Afghanistan sowie das Verhalten der USA und Europas im Ukraine-Konflikt.
Als Amerika-Besucher hatte er mehr Informationen von den strategischen Planern erhalten, als die USA ihren jeweiligen Bündnis-Regierungen offiziell mitgeteilt hätten - so wurden ihm 1988 bereits Planungen vorgestellt,wie die Amerikaner die Sitzungen des zukünftigen russischen Parlaments und die Tagesordnung der Regierung im Kreml vorbereiteten, so sicher waren sich die USA-Strategen, dass die Sowjet Union auseinander brechen würde und die USA dort Politik machen könnten.
Heute werde nach Wimmers Meinung viel zu leichtfertig über Krieg geredet. US-Generäle würden auf Parteitagen im jetzigen Wahlkampf Reden schwingen, wie man Russland militärisch besiegen könne, das höre sich für ihn an wie die früheren Reichparteitagsreden der Nazis. Denn selbst ein konventioneller Krieg in Europa würde Deutschland von der Landkarte ausradieren, erst recht ein atomarer Krieg. Wimmers größte Sorge ist, dass Deutschland unter Angela Merkel den amerikanischen Vorstellungen hinterher läuft. Eigentlich sollte Europa aufgrund der vielen Kriegserfahrungen inzwischen ein Friedenskontinent sein und diese Ideale in aller Welt vertreten, doch durch die Wandlung der NATO von einer Verteidigungsorganisation zu einer weltweit agierenden Aggressionsmaschine, die jetzt sogar vor den Grenzen Rußlands stehe, würden die Konflikte immer komplexer. Deutschland als Kriegspartei dürfe sich deshalb nicht wundern, wenn plötzlich Millionen von Kriegsflüchtlingen an der Grenze stünden. "Die NATO hätte nach 1990 nicht weiter Richtung Osten ausgweitet werden dürfen, darin seien sich damals alle Politiker einig gewesen, allenfalls eine Aufnahme in die Europäische Union wäre denkbar gewesen, so Wimmer. Doch niemand wisse mehr, was genau in "Berlin" gedacht werde, sogar die Bundestagsabgeordneten, da die Strippenzieher immer unbekannter werden und wer hinter den entwickelten Gedanken und Papieren stehe. Und von Merkel hält Wimmer wenig (die "Zaunkönige" aus Mecklenburg-Vorpommern). Es gäbe in Deutschland eigentlich keine gestandenen Politiker mit Rückgrat mehr, so Wimmer, allenfalls Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, doch die Linke sei sich selbst noch nicht einig, ob sie dem Nato-Kurs folgen solle oder nicht, um regierungsfähig zu werden. Und als Fels in der Brandung sieht er die bayrische Staatsverwaltung. Wimmer schloss sich einer Rede des Papstes an, der davon sprach, dass wir uns bereits im 3. Weltkrieg befänden - und wenn das Recht beseitigt würde, hätten wir nur noch eine Räuberbande. Dies bezog Wimmer auch auf Merkels Entscheidung, Millionen Flüchtlinge ins Land zu lassen, ein Verstoß gegen unsere Rechtsverfassung ("das Grundgesetz ist das beste was es gibt auf der Welt"). Die Kläger gegen das Handelsabkommen mit Canada (CETA) lobte er, da sie dem deutschen Volk einen unglaublichen Gefallen getan hätten. Er selbst sieht sich als einen der ersten CETA/TTIP-Gegner, da die dort verankerten Sondergerichte nichts mit Demokratie zu tun hätten. Sein Fazit: Die Lage ist bereits sehr schlimm, nur würde es niemand aussprechen, aber eigentlich sei es im übertragenen Sinne bereits "Konkursverschleppung".
Diesem Vortrag schlossen sich einige Fragen der Zuhörer an, die er ausgiebig beantwortete wie zum möglichen Wahlausgang in den USA und die möglichen Folgen (er selbst plädiert für Trump), über Entscheidung militärischer Einsätze, Souveränität Deutschlands (selbst China ist nicht mehr souverän - alle sind eingeflochten in Abmachungen, Verträge und internationale Abkommen) bis hin zur Frage, ob denn Angela Merkel wieder kandidieren würde (weiß er nicht- die CDU habe sich in babylonische Gefangenschaft von Merkel begeben).
Wimmer hätte sicher noch viel länger reden können, da er über sehr breites Wissen und Erfahrungen und für einen ehemaligen CDU-Mandatsträger über eine eigene Meinung verfügt, die vom heutigen Mainstream abweicht, doch der Abend war schon recht lang geworden.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.