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Eine windige Angelegenheit

(Pfaffenhofen, Ein Kommentar von Harald Regler)

In knapp einer Woche entscheidet sich in Pfaffenhofen mit einem Bürgerentscheid, ob drei weitere Windkraftanlagen gebaut werden können, oder ob die bisherige Planung hinfällig ist. Eines aber haben die letzten Wochen mehr und mehr gezeigt, das Thema „Wind“ wird im Landkreis nicht nur äußerst kontrovers diskutiert, Pfaffenhofen ist überdies eine geteilte Stadt.

Irgendetwas hat sich in Pfaffenhofen verändert– nicht nur optisch, sondern vielmehr auf der sozialen Ebene. Gemeint ist die Diskussion rund um die drei geplanten Windenergieanlagen im Förnbacher Forst. Es geht ein Riss quer durch die Kreisstadt, anders kann man es nicht formulieren. Ein Riss, der auch seitens der Rathausspitze ganz bewusst vertieft wird. SPD-Bürgermeister Thomas Herker und Parteikollege Markus Käser stehen an der Spitze einer Bewegung, die offensiv und in den sozialen Netzwerken auch mit vielen Mitteln für ein Ja zur Windkraft kämpft. Da werden nicht nur Gegner mit diffamierenden Bemerkungen auf Facebook überzogen, sondern am Ende auch versucht, für eine Zustimmung Ortsteile gegeneinander auszuspielen.

Es ist ein Schauspiel, über das Außenstehende erst einmal nur erstaunt und verwundert den Kopf schütteln können. Man stellt sich dann die Frage, warum in diesem Punkt so verbittert Wahlkampf gemacht werden muss? Eine Frage, über dessen Antwort man nur spekulieren kann.

Natürlich ist die Energiewende ein Projekt, dem sich ganz Deutschland verschrieben hat und die klare Mehrheit hat sich auch für einen endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie ausgesprochen. Und das ist auch gut so. Doch stellt sich nun die Frage – auf diese Höhe wurde sie nämlich von Bürgermeister Thomas Herker und seinen Mitstreitern selbst gehoben – ob die drei Windenergieanlagen in der Gesamtbetrachtung bei der Abschaltung eines Atomkraftwerks eine Rolle spielen? Man wird diese Frage am Ende wohl verneinen müssen, denn ob ein Windenergieanlage in Pfaffenhofen hat dort einen eher sehr überschaubaren Einfluss.

Dass man sich seitens der Stadt Gedanken macht, wie man zur Energiewende beitragen kann, das ist nur zu begrüßen. Aber stellt sich die Frage, ob dieses durchaus hehre Ziel im Wahlkampf um drei Anlagen – sprich 18,3 Millionen Kilowattstunden – nicht komplett verloren gegangen ist. Vielmehr scheint Wohl und Wehe der „bunten“ Koalition von einem Ja abzuhängen. Dies zeigen viele kleine Details, die am Ende ein doch recht eigenartiges Bild über einen Bürgerentscheid ergeben. In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel die anfängliche Diskussion, in den amtlichen Wahlbenachrichtigungen auch gleich die dazu nötige „Information“ zu versenden. Aber es lässt sich auch die viel grundsätzlichere Frage stellen, warum ein Bürgermeister und eine Stadtverwaltung dieses Projekt nie in den Ortsteilen vorgestellt haben. Vieles könnte man hier noch aufzählen, nicht zuletzt die offensive Werbung einiger Stadtratsmitglieder für dieses Thema.

Wenn man diese Situation mit dem Bürgerentscheid Ilmmünster vergleicht, dann ergeben sich hier gerade, was die Position des Bürgermeisters anbelangt, gravierende Unterschiede. Sein Amtskollege Anton Steinberger blieb ganz bewusst neutral, obwohl der Windpark auch im Gemeinderat eine Mehrheit gefunden hatte. Sein einziger Wunsch diesbezüglich war, dass sich möglichst viele an der Abstimmung beteiligen, um ein eindeutiges Ergebnis zu erhalten. In Pfaffenhofen sucht man diese Neutralität des Rathauschefs vergebens. Ein Werbefilm vor einem AKW, und große Anzeigen in der Zeitung, es scheint fast als würde es, um mehr gehen als nur um die Frage, ob weitere Windenergieanlagen errichtet werden dürfen. Es hat den Anschein, dass diese Frage, vor allem aufgrund der Härte wie der Wahlkampf geführt wird, über das Wohl oder Wehe des Bürgermeisters und seiner Koalition entscheidet. In diese ohnehin sehr aufgeheizte Stimmung platzte nun vergangene Woche Landrat Matin Wolf (CSU). Er könne sich 25 Anlagen im Landkreis vorstellen, wollte dies aber aufgrund der aktuellen Lage nicht weiter präzisieren, um kein weiteres „Öl“ ins Feuer zu gießen.

Ob man aber damit die Energiewende tatsächlich wird stemmen können, das bleibt bei den Gräben, die in Pfaffenhofen aufgerissen worden sind, die große Frage.
 

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