KUS meets Gründer - Netzwerken war angesagt
(Geisenfeld, wk)Bei herrlichem Sonnenschein trafen sich über 50 Interessierte am Geisenfelder Wasserski-Park, um sich über Fragen und Probleme bei der Gründung einer selbständigen Existenz informieren zu lassen. Dazu hatte das Kommunale Strukturunternehmen des Landkreises Pfaffenhofen (KUS) eingeladen. In vier Kurz-Referaten sollten die Themen angesprochen werden, danach war "Netzwerken" bei Grill und Getränken angesagt.
Eigenlich war das Gelände für eine solche Veranstaltung überhaupt nicht geeignet. Die eingeladenen Teilnehmer saßen unter einem offenen Zelt, das eigenlich zu Chillen am Wasser gedacht ist, auf Stühlen und teilweise auf Liegestühlen. Auf dem gesamten Gelände war aufgrund des tollen Sommerwetters Baden, Wasserski-Lauf und Stand-up-Paddeling angesagt und die Wassersportfreunde und Kinder liefen über das Gelände und am Zelt vorbei. – Andererseits war die Location ein idealer Platz, denn die gesamte Wasserski-Anlage besteht seit erst gerade mal einem Jahr und war auch eine Firmen-Neugründung. Und die Wassersportler, Badegäste und Kinder störten die Veranstaltung in keiner Weise, denn denen war das Wasser wichtiger als sich um brav sitzende Teilnehmer einer Veranstaltung zu kümmern.
KUS-Vorstand Johannes Hofner begrüßte die Gäste zur 1. Auflage der Reihe "KUS meets Gründer" und wies darauf hin, dass auch das KUS erst 2013 neu gegründet wurde und ebenfalls einige Probleme lösen musste, die bei Unternehmensgründungen anfallen. Das KUS will durch regelmäßige Beratungen von Existenzgründern helfen, Fehler bei Neugründungen zu vermeiden durch ein bestehendes Netzwerk aus Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer und Berater der "Aktiv-Senioren", damit Existenzgründer nicht allein im Regen stehen. Auch Fachvorträge und Austausch mit anderen Unternehmern sollen dabei helfen.
Georg Schulte-Holtey Hans-Jörg Heidenreich
Im ersten Vortrag ging Georg Schulte-Holtey von der IHK auf Finanzierungsmittel und Fördermöglichkeiten ein und machte deutlich, dass Finanzierung ein sehr komplexes Thema sei. Aber Finanzierung sei allein nicht immer maßgebend, wichtig sei auch stattdessen ein Umdenken, ob eine externe Finanzierung wirklich am Anfang stehen müsse. So sei bei Onlinehandel anfangs oft kein großer Kapitaleinsatz notwendig, man könne auch schrittweise sein Unternehmen aufbauen, ohne sich gleich Räume mieten oder ein großes Lager anlegen zu müssen. Auch Lieferantenkredite, ein konsequentes Mahnwesen oder Leasing seinen Möglichkeiten. Bei wirklichem Kreditbedarf solle man sich klar darüber sein, dass Geschäftsbanken keine Gründerfinanzierer seien, denn die verlangen in erster Linie Sicherheiten, die selten vorhanden sind. Wichtiger seien Förderbanken wie die KfW oder die LfA, die ihre Kredite über Geschäftsbanken ausgeben. Auch Familien- und Freundesdarlehen sollte man einbeziehen. Als neue Idee haben sich Crowd-Founding und -Investing etabliert, bei dem über Internet Gelder eingesammelt werden könnten, aber hier sei die Rechtslage insgesamt noch etwas unsicher.
Hans-Jörg Heidenreich von der Handwerkskammer ging ein auf das stratgische Unternehmenskonzept für eine erfolgreiche Gründung. Dabei verwies er auf einen von der Handwerkskammer entwickelten Leitfaden, der ausführliche Hilfestellung bei der Entwicklung eines Unternehmenskonzeptes gibt. Diese Konzepte werden von Banken, auch Förderbanken, verlangt, bevor Gelder ausgeliehen werden. Durch diesen Leitfaden muss sich ein Gründer klar werden, was seine genaue Geschäftsidee ist, welches Leistungsangebot er machen will und wo er einen konkreten Kundenvorteil sieht. Gründer müssen sich klar werden über die Markt- und Konkurrenzsituation, eine Standortanalyse betreiben, die Kosten kalkulieren, einen Finanzierungsplan aufstellen und mit Hilfe des Leitfadens auch eine Rentabilitätsvorschau erstellen.
Ehrhardt Teubner, Joachim Reuter Rudi Engelhard
Als Berater der "Aktiv Senioren", einer Gruppe ehemaliger Unternehmer und Leitender Angestellter, waren Ehrhardt Teubner sowie Joachim Reuter vom Wirtschaftsbeirat des Landkreises anwesend, die auf die Frage "Wie gewinne ich Kunden" eingingen. Sie empfahlen unter anderem, eine Stärke-/Schwäche-Analyse zu machen sowie schrittweise das Unternehmen am Markt zu etablieren, denn ein überschnelles Auftreten am Markt könne tödlich sein. Sie gingen auf die Frage ein, wie man an Aufträge kommt und wie die Wettbewerbssituation (Preise, Service, Kosten Lieferzeiten etc.) analysiert wird sowie auf Werbekonzepte.
Alt-Landrat Rudi Engelhard hatte "10 Sünden beim Start in die Selbständiggkeit" im Gepäck. Als Paradebeispiele, wie man eine Selbständigkeit nicht angehen sollte, verwies er auf die Sendung "Auswanderer" auf VOX, wenn zum Beispiel jemand mit Familie und 5000 Euro nach Mallorca übersiedelt, um dort ein Geschäft zu eröffnen, obwohl er weder Land noch Leute oder die Sprache kennt. Wichtig sei, dass Fachkenntnisse vorhanden sind für das Geschäft, dass man sich für eine solide Vorbereitung Zeit nehmen muss, nicht versuchen sollte, gesetzliche Schranken zu umgehen; man solle die örtlichen Verhältnisse kennen und bei der Finanzierung auf seriösen Banken achten. Auch auf Freunde könne man sich nicht verlassen, die einem vorher zusagen, Dauerkunde zu werden, denn wenn von ihnen Markpreise verlangt werden, würden sie oft schnell verschwinden. Einen "heißenTipp" hatte er auf jeden Fall, wie man schnell Geld verdienen könne: "Eröffnen Sie eine Arztpraxis mit Öffnungszeiten von Freitagnachmittag bis Montagmittag".
Der anschließende Imbiss am Grill des Restaurants war dann für die vielen Gründungs-Interessierten die beste Gelegenheit, einander kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen ("Netzwerken"). Auch Ramona Haser mit ihrem "MiniTruck" stand für Fragen zur Verfügung – sie hatte vor Kurzem das kleine Unternehmen "frisch & g'schmeidig" gegründet und bietet von ihrem Fahrzeug aus gesunde Smoothies an.
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