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Denkmal-Tour

(Pfaffenhofen, wk)

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September öffnen historische Bauten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen, dann sind Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhaber zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. "Geschichte zum Anfassen", das bietet der Denkmaltag den Besuchern in wohl einmaliger Weise.

Ursula Beryer vom Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen


Auch der Landkreis Pfaffenhofen war in diesem Jahr mit fünf verschiedenen Veranstaltungen vertreten. In der Stadt Pfaffenhofen gabt es das Angebot des Heimat- und Kulturkreises Pfaffenhofen mit einer von Ursula Beyer geführten Denkmalstour durch die Pfaffenhofener Altstadt. Über 20 geschichtsinteressierte Teilnehmer konnte Ursula Beyer am Sonntag begrüßen. Sie versprach eine unterhaltsame Tour durch die Altstadt, wobei sie nicht nur die denkmalgeschützten Gebäude erklären wollte, sondern sie hatte auch noch einige Anekdoten und Kuriositäten im Gepäck.
In der Stadtpfarrkirche wurden die Teilnehmer erst einmal in der kühlen Atmosphäre des Kirchenschiffes über die die im gotischen Stil erbaute und im Inneren barock ausgestaltete Kirche informiert, die ca. 20 Jahre nach dem großen Brand in Pfaffenhofen fertig gestellt wurde. Die gegenüber liegende Spitalkirche wurde 300 Jahr später errichtet, eigentlich als Kirche des Franziskaner Klosters, das 1803 sekularisiert und in ein Spital umgewandelt wurde. Die Spitalkirche ist schon äußerlich mit vielen Barockelementen verziert. In die Zeit zwischen Gotik und Barock fiel die Neu-Renaissance, in deren Stil dann das Haus der Begegnung gebaut wurde. Interessant war der vorspringende Teil des Gebäudes, der sich bis zum Giebel hochzieht (Resalit genannt) und typisch für den damaligen Baustil war.

 
So ging es dann weiter am Verwaltungsgebäude der Müller Brauerei aus dem Jahr 1890, erbaut im Neu-Barock mit seinen typisch überladenen Verzierungen, vorbei zum Meßnerhaus, dem alten Heimatmuseum, das von der Gruppe leider nicht mehr wegen der Feuergefahr betreten werden durfte, wie Ursula Beyer bedauerte. In diesem Gebäude aus dem Jahr 1788 waren kleine Fenster an der Seite und neben der Tür eingelassen, damit der Meßner auf die Kirchenuhr schauen konnte, um rechtzeitig seinen Dienst in der Kirche beginnen zu können.

 

Der Pfaffelwirt gleich um die Ecke ist eine ursprünglich alte Brauerei, die aus zwie Gebäuden besteht, was heute nicht direkt mehr auffällt. Das Gebäude daneben stammt aus dem Jahr 1602 und gegenüber, direkt an der Ecke zum Hofgraben ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, das fast vom Landratsamt-Gebäude erdrückt wird. Im Schnelldurchlauf ging es an den einzelnen Gebäuden am Hauptplatz vorbei (belegt mit den Geschäften Apollo-Optik im Jugendstil, Hypobank mit einem Stilmix aus 1919, dem "insensi"-Schmuckgeschäft im 150 Jahre alten Haus, dem Jungbräu und Zirngibel, die beide nicht mehr unter Denkmalsschutz stehen). Das Haus mit dem Schuhladen von Zirngibl hatte früher einmal einer Familie Weilhammer gehört, deshalb heißt das kleine Straßestück der Münchener Straße auch in der Bevölkerrung "Weilhammer Klamm".

  

Das Rathaus stammt aus dem jahr 1860 und wurde im Neugotischen Stil erbaut; dazu erzählte Ursula Beyer die Anekdote aus dem "Hitlerputsch 1923, bei dem der Sohn des Bürgermeisters die Rathaustür besetzt gehalten hatte, niemanden mehr rein- und rauslassen wollte. Ein Bürger beschwerte sich beim Bürgermeister, der nach unten ging, seinem Sohn eine Watschn austeilte und ihn nach Hause zu seiner Mutter schickte, damit er ihr im Haushalt hilft.
Auch das Cafe Hipp ist ein altes Gebäude, das im Jahr 1630 wieder aufgebaut wurde. Dazu kam von Ursula Beyer einiges Historisches über die Anfänge der Familie Hipp und die Produktion von Kindernahrung. Weiter ging es am Gebäude mit den Geschäften Tchibo und Bergmeister vorbei zum Reformhaus in der Ingolstädter Straße und zum Stegerbräu, eines der ältesten Häuser der Stadt aus dem Jahr 1460, 70 Jahr nach dem großen Stadtbrand.

Von dort über den Riederweg zum Hungerturm, dem ursprünglich nordöstlichen Teil der Stadtbefestigung und weiter an einem Stück Stadtmauer vorbei zum Flaschlturm, dem alten Salverbräu und Kramerbräu und den Abschluss bildete der Besuch des extra für die Führung geöffneten "Weber Häusls", das bereits im letzten Jahr als "Offenes Denkmal" besucht werden konnte.


Die fachkundige Führung durch Frau Beyer konnte für die Interessierten nur eine Kurzeinweisung in die historischen Denkmäler der Stadt gewesen sein, aber doch dazu anregen, sich weiter mit der Geschichte der Häuser und der Stadt zu befassen. Damit war zumindest der Gedanke des Tages der offenen Denkmäler, Menschen nämlich für die Bedeutung des historischen und kulturellen Erbes zu sensibilisieren, erreicht.
 

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