Durchschnittsernte plus 7 %?
(Wolnzach, ted)Mario Scholz (li.) und Michael Eisenmann (re.) gaben einen Überblick über die aktuelle Lage in der Hopfenwirtschaft
Am Donnerstag lud die Interessengemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach (IGN) zu ihrem traditionellen Hopfentag. Strahlender Sonnenschein begleitete die Exkursion zum Hopfenbetrieb Stephan Finkenzeller, Parleiten. Zurück am Gasthof Reich gingen die Hopfenexperten Michael Eisenmann, IGN, und Dr. Johann Pichlmaier (HVG und Verband Dt. Hopfenpflanzer) auf die Ernteerwartungen 2016 ein. Dr. Doleschel, LfL Freising, führte in den Braugetreidemarkt 2016 ein und Prof. Back analysierte den Einfluss von Hopfen auf die Bakterien im Bier. Jakob Opperer, Präsident LfL, verschob aus Zeitgründen seinen Vortrag auf das Jubiläumsjahr 2017.
Mario Scholz, Geschäftsführer der IGN GmbH, führte die Regie und begrüßte eingehend alle Ehrengäste. Die Zahl der Brauer war gegenüber 2015 gestiegen. Der Hopfentag gilt ihnen. Hier erfahren sie marktmäßig alles um den Rohstoff Hopfen. Michael Eisenmann blickte auf ein klimatisch wechselhaftes Jahr zurück, wobei die Niederschläge im Juli entscheidend seien. Da hier alles richtig lief, denkt die IGN an ein überdurchschnittliches Hopfenjahr 2016.
Dr. Johann Pichlmaier fasste es in seinem Überblick der Hopfenernte 2016 international wesentlich präziser. Er sieht ein Plus von 5 bis 10 % gegenüber Durchschnitt als realistisch: „Jede Tonne ist nötig. Wir stehen vor einer guten Ernte. Die Welt braucht eine gute (deutsche) Ernte“. Auch die übrigen Hopfenbau-Nationen blickten auf eine gute bis bessere Ernte. Lediglich China baue ab. So liege die Welthopfenernte 2016 deutlich über 100.000 t mit einem Alpha von 10.000 t. Dabei verlange die Weltnachfrage nach 10.800 t Alpha bzw. seien die alten Rechenformeln nicht mehr zutreffend: der Bedarf der Craft-Biere richtet sich nach der Menge an Ölen, was wiederum besser aus der Gesamterntemenge erkennbar wäre.
Doch die konventionellen Brauer können beruhigt sein. Durch die Konzentration der hallertauer Produktion auf Herkules, stünden 1.000 t Alpha mehr zur Verfügung. Alles Übrige ginge auf das Konto der Flavor-Hops. Dabei wurde erstmals dieser Trend nicht als kurzfristig bezeichnet. Dr. Pichlmaier will den Hopfenmarkt nicht mehr als Summe sehen, vielmehr zählen der Bedarf und die tatsächliche Menge pro Sorte. In Deutschland verloren Magnum, Perle und Tradition (wird fortgesetzt).
Im internationalen Vergleich wuchsen die USA auf 41.500 t bei 4.100 t Alpha, Tschechien auf 6.000 t mit 240 t Alpha, Polen mit 2.560 t bei 200 t Alpha und Slowenien mit 2.550 und 180 t Alpha. China stürzt bei 4.500 t und 300 t Alpha weiter ab. Die Welthopfenfläche erweiterte sich von 2015/16 um 4.000 ha (+ 8 %), dem Bedarf geschuldet, v.a. in den USA. Zu Deutschland gehen Magnum auf 3.000 t und Taurus auf 660 t/ha zurück. Perle liegt nur mehr bei 5.360 t und fällt unter Hallertauer Tradition mit 5.360 t, die aber auch rückläufig ist. Herkules wächst um 1.000 t Alpha.
Alle Redner erhalten von der IGN einen großen Hopfenkranz. Die neue, große Hopfenkönigin Sabrina Schmalhofer hielt ihr erstes Grußwort an die Gäste, wie gewohnt gekonnt. Als 3. Referent beurteilte Peter Doleschel von der LfL die Lage auf dem Braugetreidemarkt. Ein gutes Hopfenjahr sei meist ein schlechtes Sommergerstenjahr. Zusätzlich liegen die Preise (16,50 €/t) unwirtschaftlich tief, dem Import geschuldet. Die Versorgung der Brauer mit gutem Malz sei gesichert. Lediglich der Anteil von Brot- zu Brau- zu Futtergetreide verschiebe sich von Jahr zu Jahr. Doleschel jammerte nicht wie tags danach der Präsident des Deutschen Bauernverbands, der bei Getreide von einer Erntekatastrophe sprach: „Es gibt genügend Baugerste“. Für das Braugetreide wäre 2016 mehr der Preis als das Wetter entscheidend gewesen.
Prof. em. Werner Back machte sich die Mühe, den Einfluss des Hopfens auf die Haltbarkeit des Bieres zu analysieren. Ebenso entscheidend wäre der PH-Wert des Suds, das vollständige Vergären und der Alkoholgehalt. Beim Hopfen schnitten die kaltgehopften Biere bei der Hemmkraft von Bakterien am besten ab. Späte Hopfung steigert auch den Schaum. Die IPAs zeigten Spitzenwerte in der Haltbarkeit. Xanthohumol komme die höchste Hemmkraft zu. Es setzt aber Melandoidine als Träger voraus, die selten vorhanden sind. Alphasäuren seien mehrfach stärker wirksam als Isoalphasäuren, die beim Erhitzen gebildet werden.
Der Präsident der LfL, Jakob Opperer, hatte eine Vortrag über „Faire Partnerschaften in der Landwirtschaft“ vorbereitet. Wegen der Länge der Vorvorträge war das Zeitziel bereits überschritten. So will er seinen Vortrag im nächsten Jahr, zum 30-jährigen Bestehen der IGN in erweiterter Form halten.
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