Bierpreis zu niedrig
(Wolnzach, rt)Wollten als Grüne Kreis-, Landtags- und Bundestagspolitiker alles über das "grüne Gold" der Hallertau wissen (v.l.): Schnapp, Sengl und Janecek im Hopfengarten vor dem Deutschen Hopfenmuseum.
Äußerst interessiert über all die vielfältigen Aspekte rund um das "grüne Gold" zeigten sich die Bundestags- und Landtagsgrünen Dieter Janecek und Gisela Sengl gestern anlässlich eines Besuches beim Hopfenpflanzerverband Hallertau zusammen mit der Grünen-Kreisvorsitzenden Kerstin Schnapp. Mit der Erzeugung und Vermarktung von Hopfen, so das Resümee der Politiker, sei man mit der Sonderkultur auf einem ökologisch wie auch biologisch gutem Weg. Den Bierpreis halten die Grünen allerdings für zu niedrig.
Die gelernte Landschaftsgärtnerin Sengl bewirtschaftet selbst einen Bioland-Hof in Sondermoning am Chiemsee und produziert dort Gemüse-, Getreide- und Kartoffeln. Janecek hat sich als wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen auf seine politischen Fahnen geschrieben, Ökologie und Ökonomie zusammenzudenken und dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen. Beide wissen also, wovon sie sprechen - ganz besonders dann, wenn es um landwirtschaftliche Themen geht.
„Bier hat zwar einen positiven Ruf“, meinte Sengl als bekennender Fan des Reinheitsgebotes, doch „wirklich rein wäre es ohne chemische Spritzmittel.“ Der Absatz an Pflanzenschutzmitteln sei gestiegen in Deutschland, ergänzte die agrarpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen. „Beim Hopfenanbau nicht“, konterte Adolf Schapfl als Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbandes charmant. "Mein Traum ist es, ohne das Spritzen des Hopfens auszukommen", so der selbst praktizierende Hopfenpflanzer. Pflanzenschutz sei nämlich auch ein nicht unbedeutender Kostenfaktor.
Viel Geld für Züchtung
Mit einer totalen Umstellung auf Bio-Qualität im Hopfenanbau rechne Hopfenpflanzerverbands-Geschäftsführer Otmar Weingarten allerdings in naher Zukunft nicht, wie er sagte. Schapfl rückte unter anderem die umfangreichen Bemühungen im Rahmen diverser Züchtungen in das Blickfeld, weil es beim Anbau von Hopfen mitunter zu erheblichen Ernteverlusten durch Pflanzenkrankheiten kommt, die gegenwärtig nur durch den Einsatz von Spritzmitteln bekämpft werden können. Der Anbau widerstandsfähigerer Hopfensorten sei ökologisch und ökonomisch gewünscht. Schapfl: „Das Wichtigste ist bei uns die Züchtung; da wird viel Geld eingesetzt.“ Vor einer Konkurrenz mit dem amerikanischen Markt fürchte man sich nicht. „Der Aromahopfen, der bei uns wächst, ist einer der besten auf der ganzen Welt.“ Die Hopfenpreise in der Holledau hätten sich zwar stabilisiert, seien jedoch „eindeutig zu niedrig“ und hielten einem Vergleich zu Amerika nicht Stand; dort erziele man das Doppelte, bemerkte Schapfl. Neben Russland, Japan oder Amerika eröffnete sich nun ein neuer Markt in China. Dort laufe bereits eine Promotion-Kampagne, merkte Weingarten an. „Craft-Bier bräuchte vielleicht einen anderen Namen“, schlug Sengl vor, um als Marke hierzulande besser anzukommen.
Standen den Grünen-Politikern Rede und Antwort rund um den Hopfen: Weingarten (2. v.r.) und Schapfl (1. v.r.) im Haus des Hopfens.
TTIP und CETA kein nennenswertes Thema beim Hopfen
Als „wirklich toll“ befand die Grünen-Politikerin die Hopfen-Zertifizierung und den lückenlosen Herkunftsnachweis. Übereinstimmend fanden die Grünen-Politiker und Hopfen-Verbandsvertreter, dass Gentechnik sowie TTIP und CETA im Hopfenanbau nichts zu suchen hätten.
„Landwirtschaft in Deutschland hat nur eine Chance, wenn sie Qualität produziert“, sagte Sengl am Rande des Informationsgesprächs gegenüber unserer Zeitung. Das sehe man am Beispiel des Hopfens. „Insbesondere der bayerische Hopfen hat ein hohes Qualitätsmerkmal und nur so kann man so etwas vermarkten, hat das Produkt eine Zukunft.“ Von der Massenproduktion müsse man wegkommen und es müssten „gerechte Preise“ verlangt werden können. Im Zuge des EU-Bürokratieabbaus dürften etwa sinnvolle Siegel und Zertifizierungen nicht unter die Räder kommen.
Bierpreis rauf
Janecek wünscht sich, dass angesichts der hohe Qualität des bayerischen Hopfens sich dies auch im (Bier-)Preis niederschlägt. Die Verbraucher sollten bereit sein, „für Qualität auch mehr zu zahlen.“ Mittelständische Betriebe sollten in der Region erhalten bleiben. Im Bereich der Landwirtschaft müsse man darauf achten, dass auf EU-Ebene bewährte Standards nicht abgebaut würden. Zum Thema Zertifizierung wolle er sich demnächst per schriftlicher Anfrage im Bundestag noch genauer informieren lassen.
Nach dem Besuch im Haus des Hopfens ging es in das Deutschen Hopfenmuseum und danach in den Prielhof, wo die Umstellung des dortigen Betriebes auf biologische Landwirtschaft vom Cellerar des Klosters Scheyern, Pater Lukas Wirth, vorgestellt wurde (Eigener Bericht folgt).
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