Ilmtalklinik vor schwierigem Weg
(Pfaffenhofen, wk)von rechts: Landrat Martin Wolf, Berater Michael Egle, Martina Pfeil und Kai Ulrich
Die defizitäre Ilmtalklinik GmbH soll wieder auf gesunde Beine gestellt werden, das hatte der Kreistag 2015 beschlossen. Um vom hohen Defizit herunterzukommen, wurde das Beratungsunternehmen Ernst & Young beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, das Wege aus der seit einigen Jahren bestehenden Situation aufzeigt.
Heute wurde das Gutachten in einigen wichtigen Punkten der Presse vorgestellt, nachdem am Tag zuvor die Mitglieder des Kreisausschusses in nicht-öffentlicher Sitzung über Details des Gutachtens informiert wurden. Außerdem fand zuvor eine Aufsichtsratssitzung der Ilmtalklinik GmbH statt sowie später noch eine Personalversammlung. Alles in allem steht der Ilmtalklinik GmbH mit ihren beiden Standorten Pfaffenhofen und Mainburg noch ein schwerer Weg der Sanierung bevor. Das war die Aussage von Landrat Martin Wolf und den Beratern von Ernst & Young. Nachdem im letzten Jahr ein Defizit von 5,1 Mio. Euro erzielt wurde, schlagen die Berater 28 verschiedene Maßnahmen vor, die zu Einsparungen von 4,1 Mio. Euro führen sollen. Man werde mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen schnellstmöglich starten, so Landrat Martin Wolf, um bis 2019 die geplanten Ziele erreichen zu können.
Landrat Martin Wolf
Eigentlich war geplant gewesen, einen Interimsgeschäftsführer, der vom Beratungsunternehmen vorgeschlagen wurde, auf der Pressekonferenz vorzustellen, doch da hatte es im Kreisausschuss tags zuvor wohl einige Widerstände gegeben, so dass die Vorstellung somit auf die kommende Sitzung des Kreistages am 18. Juli verschoben wurde – am selbenTag tritt auch der Kreistag Kelheim zum gleichen Thema zusammen. Der Interimsgeschäftsführer soll die ersten sechs Monate vom Beratungsunternehmen unterstützt werden und in dieser Zeit soll mit Hilfe der Bayerischen Krankenhausgesellschaft nach einem neuen Geschäftsführer gesucht werden. Der aktuelle Geschäftsführer, Dr. Marcel John, scheidet im gegenseitigen Einvernehmen zum Ende dieses Monats aus, um in seiner Heimat eine neue Aufgabe zu übernehmen. Landrat Wolf lobte Dr. John für seine bisherige Arbeit und die durch ihn bereits erreichten Erfolge, die Grundlage für die weitere Arbeit sein werden, wie die Bildung von sieben medizinischen Schwerpunkten (Fachabteilungen) oder den Abbau von Honorarkräften.
Landrat Wolf bekräftigte, dass alle vorgeschlagenen Maßnahmen von der Politik unterstützt würden, da sie wichtig für Patienten und Mitarbeiter seien. Das Gutachten habe rechnerisch belegt, dass die Krankenhäuser weiterhin als kommunale Krankenhäuser geführt werden könnten und sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung ausrichten würden. Die Notaufnahme beider Häuser werde bestehen bleiben, auch wenn sich das nicht über die Patienten rechne, denn jeder Patient koste im Schnitt 120,– Euro, doch die Leistung der Krankenkassen sei deutlich niedriger (30,– Euro). Es werde aber personelle Anpassungen geben mit dem Wegfall von 18 Vollzeitplätzen über die Dauer von 3 Jahren, vorwiegend im ärztlichen und Verwaltungsbereich, doch ohne betriebsbedingte Kündigungen, sondern personalverträglich, wie Martin Wolf unterstrich.
Christian Egle mit Beraterin Martina Pfeil
Vom Beratungsunternehmen ging Christian Egle auf einige Punkte ein. Es werde zwar die Selbständigkeit beider Kliniken erhalten, doch an einigen Stellschrauben müsse gedreht werden. Es solle zwar die Struktur der Kliniken erhalten bleiben, doch in Mainburg werde die Allgemein-Chirurgie in der Unfallchirurgie aufgehen, was aber nur 6 Betten beträfe. Die "Hebung von Potentialen" soll einerseits durch Kostenreduzierungen, andererseits durch höhere Erlöse realisiert werden. Er sieht die Möglichkeiten positiv, wurden doch die Maßnahmen zusammen mit Geschäftsführung und Mitarbeitern erarbeitet. Die angepeilten Einsparungen von 4,1 Mio. Euro würden sich zusammensetzen aus 1,1 Mio. Euro mit der angepeilte Personalreduzierung, 0,7 Mio. Euro durch Leistungssteigerungen, 0,5 Mio. durch Erlössteigerungen bei Privatpatienten, 1,8 Mio. Euro bei Einkauf, Küche und Verwaltung. Als Beispiel für Einzelmaßnahmen nannte Egle die Optimierung der OP-Zeiten, die Zentralisierung der Sterilisation, die Verbesserung des Controllings sowie der "Küchenseite". Notwendig sei aber der Umsetzungswille aller. Die einzelnen Maßnahmen sollen im ersten halben Jahr von gemischten Teams aus Mitarbeitern und Beratern von Ernst & Young begleitet werden.
Landrat Wolf hob hervor, dass ein Geschäftsführer allein durch die Tagesarbeit überfordert sei, sich intensiv um die Veränderungen zu kümmern, deshalb sei die geplante Lösung gut. Er sah durch die Regelungen des Krankenhaus-Finanzierungsgesetzes ab 2017 weitere Probleme heraufziehen, da es dann künftig für Mehrleistungen der Kliniken Abschläge von 30 Prozent geben werde, ähnlich wie derzeit schon bei Kassenärzten. Die Frage, ob an der Aufteilung der Klinikanteile beider Landkreise etwas geändert werde, konnte Wolf so nicht beantworten, aber es sei darüber geredet worden, eine Änderung der Aufteilung von 85 zu 15 Prozent zwischen Pfaffenhofen und Kelheim sei kein "No Go", schließlich habe Kelheim damals bei der Bildung der Klinikallianz sogar 25 Prozent haben wollen und hätte demnach dann auch 25 Prozent des Defizits tragen müssen. Und ohne die 100 Betten in Kelheim hätte die Ilmtalklinik 220 Betten, aber könnte dann nicht alle die Patienten erreichen, die man jetzt erreicht. Dann müsste man starke Einschnitte befürchten, aber das alles solle objektiv diskutiert werden.
Die geplante Gebäudesanierung sei mit den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht gestorben. Die Kosten von 70 Mio. Euro sei bei der Landesregierung angemeldet und Wolf hofft, dass in diesem Sommer vom Landtag darüber entschieden werden kann, so dass im Herbst 2017 mit den Arbeiten begonnen werden könne.
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