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Neue Wege bei den Ausgleichsflächen

(Wolnzach, hr)

Gewerbegebiet Bruckbach: Foto: Archiv/Regler

Das Gewerbegebiet Bruckbach ist gleich aus mehrerer Hinsicht einmalig im Landkreis. Nicht nur konnte dort das erste interkommunale Gewerbegebiet mit den Gemeinden Wolnzach und Rohrbach realisiert werden. Auch in punkto Ausgleichsflächen hat man mit dem Pilotprojekt der produktionsintegrierten Kompensation zusammen mit der bayerischen Kulturlandstiftung einen völlig neuen Weg beschritten.

Der Hunger nach neuen Gewerbeflächen ist groß – gerade auch innerhalb des Landkreises Pfaffenhofen, der, wie Landrat Martin Wolf ausführte, ideal an der „bayerischen Hauptschlagader“ der A9 gelegen ist. Andererseits ist aber Bayern und somit auch Pfaffenhofen in einem hohen Maß landwirtschaftlich geprägt. „Wir sind der Landkreis, in dem europaweit der meiste Hopfen angebaut wird“, so Wolf. Genau diese zwei Positionen machen das Spannungsfeld deutlich, in dem man sich bewegt, denn einerseits ist die Nachfrage groß, andererseits aber sind die zur Verfügung stehenden Flächen begrenzt.

Grundsätzlich gilt es aber auch, den Lebensraum und die Natur zu schützen. So wird von staatlicher Seite für die entsprechenden Baumaßnahmen ein Ausgleich gefordert. „Der Verursacher eines Eingriffs ist verpflichtet, […] unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen oder zu ersetzen.“ Keine ganz einfache Situation, denn zu der Fläche, die ohnehin durch den Neubau der Landwirtschaft entzogen wird, müssen gemäß der gesetzlichen Regelung weitere „naturbelassene“ Flächen als Ausgleich für diese Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt werden.

Dominik Himmler besichtige gemeinsam mit Landrat Martin Wolf und Entwicklungsträger Johann Baierl das Gewerbegebiet. Besonders die Ausgleichsflächen standen hier im Fokus.

„Aktuell entwickeln wir in Bruckbach ein Gewerbegebiet in einer Größe von 27 Hektar. Dafür müssen wir neun Hektar Ausgleichsflächen zur Verfügung stellen“, erläuterte Erschließungsträger Johann Baierl. Neun Hektar, die im Normalfall auch zu Lasten der landwirtschaftlichen Produktionsflächen gehen. „Wir als Projektentwickler haben dies schon vor Jahren angeregt, dass wir im Fall der Ausgleichsflächenregelung neue Wege brauchen“, so Baierl weiter.

Zusammen mit dem bayerischen Bauernverband und der bayerischen Kulturlandstiftung konnte man nun in Bruckbach einen etwas anderen Weg einschlagen. Etwa ein Drittel der geforderten Ausgleichsfläche wird dort über sog. „produktionsintegrierte Kompensation“ zur Verfügung gestellt. „Diese Fläche ist damit nicht per se aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen“, erklärt Dominik Himmler seitens der bayerischen Kulturlandstiftung. Folglich dient die zum Ausgleich zur Verfügung gestellten Fläche auf der einen Seite dem Naturschutz. Auf der anderen Seite bleibt sie dem Landwirt aber auch in der Produktion erhalten. Hierzu unterscheidet man dort eine permanente Maßnahme auf einer Fläche oder Maßnahmen auf wechselnden Flächen. So könnte Ackerland beispielsweise in eine Streuobstwiese umgewandelt werden, die der Landwirt dann auch weiterhin nutzen kann.

Auch können spezielle Maßnahmen, die in den Produktionsablauf integriert werden, wie z.B die Verdoppelung des Saatreihenabstandes, die Erstellung eines Blühstreifens oder die Lerchenfenster (dort wird eine Fläche innerhalb eines Feldes brach gelassen, um den Vögeln als Brutfläche zu dienen), ergriffen werden. Diese Maßnahmen werden, wie Dominik Himmler erläutert, meist über fünfjährige Verträge mit den entsprechenden Landwirten gesichert. An dem Auslaufen kann dieser dann entscheiden, ob die Maßnahme auf dem Grund fortgeführt werden soll oder nicht.

„2012 haben wir im Landkreis dieses Pilotprojekt gestartet“, erklärte Landrat Martin Wolf bei der Besichtigung einer Fläche nahe dem Gewerbegebiet. „Insgesamt haben wir bislang sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Dennoch befindet man sich, wie er weiter erklärte, jetzt in einer Phase, in der die erst Daten ausgewertet werden müssen. Der Wunsch, dass dieses Pilotprojekt auch auf andere Flächen ausgeweitet wird, der jedenfalls ist schon jetzt da. „Aktuell können Baulandentwicklungen zwar noch nicht über diese produktionsintegrierten Kompensationen ausgeglichen werden. Das ist aber unser Ziel für die Zukunft“, so Johann Baierl.


 

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