Erhöhte Vorsicht bei Medikamenten im Alter
(Pfaffenhofen, rt)
Welche Arzneimittel bei Demenz und im fortgeschrittenem Alter angeraten sind, dazu referierte am gestrigen Abend Jens Schneider, Mitglied der Alzheimer Gesellschaft Augsburg, bei einer Veranstaltung im BRK-Haus auf Einladung der Alzheimer Gesellschaft im Landkreis Pfaffenhofen. Der promovierte Augsburger Apotheker erläuterte dabei den wichtigen Grundsatz in der Altersmedizin, wonach so wenig Medikamente wie möglich, aber so viel wie nötig verabreicht werden sollten.
„Das Problem ist, dass sich viele Medikamente nicht für alte Menschen eignen“, leitete Schneider seinen Vortrag ein. Apotheker hätten eine wichtige Funktion bei der Beratung über altersgerechte Medikamentengabe. Denn durch altersbedingte Veränderungen im Körper wirkten so manche Medikamente ganz anders als bei jungen Patienten und könnten teils zu dramatischen Nebenwirkungen oder zu gesundheitsbedrohlichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen führen. Zu berücksichtigen sei beispielsweise die verringerte Entgiftungsleistung von Niere oder Leber im Alter. Aufgrund der nachlassenden Stoffwechselaktivität und Leistungsfähigkeit der Organe werden bestimmte Medikamente auch langsamer abgebaut oder es bleibt unbeabsichtigt ein hoher Wirkstoffspiegel über längere Zeit bestehen. Darüber hinaus reagiert der Körper auf manche Wirkstoffe empfindlicher, womit das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen steigt.
Fundierte Erläuterungen gegenüber Patienten oder deren Betreuern über Wechsel- und Nebenwirkungen seien äußerst wichtig, um Komplikationen auszuschließen. Schneider empfahl zuvorderst, bei Bedarf eine Medikamentenliste anzulegen, die dann auch in aktualisierter Form bei jedem Arzt- oder Apothekenbesuch oder etwa auch dem Pflegedienst vorgelegt werden sollte. Dies sei gerade für jene wichtig, die sehr viele Medikamente zu sich nehmen müssten. Schneider verwies auf Zahlen aus dem Jahr 2007, wonach jeder Dritte im Alter zwischen 75 und 80 Jahren mehr als acht verschiedene Arzneimittel täglich zu sich nimmt. Gerade Senioren bekämen dem Apotheker zufolge oftmals über viele Jahre hinweg Medikament verschrieben, die sie nicht mehr bräuchten. Beispielhaft nannte er dazu Blutdrucksenker. Überhaupt stelle sich die Frage, so Schneider, ob zum Lebensende hin überhaupt noch eine so große Anzahl von Medikamenten gegeben werden müsse. Darauf sollte man gegebenenfalls sein Augenmerk richten und den gewünschten Effekt Lebensverlängerung oder Lebensqualität abwägen.
Dringend notwendig sei die Verbesserung in der Kommunikation zwischen Patient, Arzt und allen anderen Beteiligten, die in die Behandlung einbezogen seien. Zusammen mit dem Hausarzt sollte wenigstens einmal im Jahr eine Arzneimittelüberprüfung erfolgen und dabei die Besonderheiten berücksichtigt werden, die für Ältere gelten. Auslass- oder Absetzversuche von Medikamenten durch den Patienten ohne Absprache mit dem Arzt seien nicht anzuraten.
Fragen rund um das Thema Medikamente im Alter beantwortet auch eine Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?“, die im Internet erhältlich ist unter der Adresse:
http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/_media/BMBF_Brosch_Priscus.pdf
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