Eine dauerhafte Bindung
(Paks / Reichertshofen, rt)
Begrüßung der Reichertshofener im Pakser Prälatsgebäude durch Vizebürgermeister Peter Szabó (rechts, stehend).
Diese Partnerschaft ist geradezu vorbildlich, denn sie wird gehegt und gepflegt: Reichertshofen und die ungarische Stadt Paks sind seit mehr als einem Vierteljahrhundert miteinander verbandelt. Jüngst waren drei Abordnungen aus dem Markt in dem an der Donau gelegenen Ort.
Neben einer kommunalen Delegation, unter anderem mit aktiven und ehemaligen Gemeinderäten unter Führung von Bürgermeister Michael Franken (JWU), war eine Abordnung der Reichertshofener Musikanten und eine weitere mit Jugendlichen aus dem Markt (Hallertau.info wird darüber jeweils getrennt berichten) vor Ort. Viel Mühe gaben sich ein weiteres Mal die Stadtoberen, ihren oberbayerischen Gästen ein attraktives Programm zu bieten. Nach einer elfstündigen Fahrt - mit Zwischenaufenthalt an einem Autobahn-Rastplatz nebst dortigem Weißwurstfrühstück aus dem mitgeführten Kessel von Günter Gruber - im komfortablen Reisebus erwartete die Teilnehmer zunächst ein festliches Abendessen im sogenannten Prälatsgebäude der Stadt. „Die Gastfreundschaft ist phänomenal“, fasste Franken seine frischen Eindrücke treffend zusammen.
Blick auf den Skulpturenpark.
Tags darauf ging es nach Villany zum dortigen Skulpturenpark. Der bereits im Jahr 1967 verlassene Steinbruch am Szársomlyó Hügel wurde zur Bühne einer Reihe von experimentellen Bildhauern, die dort die Möglichkeit hatten, dem gängigen Stil der damaligen Zeit zu entkommen. Die bayerischen Besucher konnten insgesamt 136 Steinskulpturen bewundern und dazu noch einen majestätisch über sie kreisenden Wanderfalken, der in der Steilwand gerade seine Jungen großzieht.
Wallfahrtskirche Máriagyüd.
Am Nachmittag stand ein Besuch der spätbarocken Wallfahrtskirche Máriagyüd an den südlich von Pécs gelegenen Hängen der Villányi-Berge auf dem Programm. Nach einer Marienerscheinung erbauten im 11. Jahrhundert die Benediktiner dort zunächst eine Kapelle, dann, im Jahr 1148, ließ König Géza II erstmals eine Kirche errichten. Nach der Belagerung durch die Türken errichteten die Franziskaner die heutige Kirche mit zwei Türmen an der Südseite des Schiffs. Im Inneren der Kirche finden sich moderne Deckengemälde, barock geschnitzte Altäre und ebensolche Sitzbänke. Eine in Gold und Silber gefasste Maria mit ihrem Kind thront über dem Hauptaltar. Für eine kurze Führung der Delegation unterbrach der dortige Pfarrer übrigens extra die Probe einer Trauung.
Besichtigung eines Weinkellers der Region.
Nach einer weiteren Nacht im Duna-Hotel in Paks führte die Reichertshofener der Weg nach Bikal in den Reneszánsz Élménybirtok Themen-Erlebnispark und das dortige Puchner Schlosshotel. Doch der Höhepunkt dieses Tages war der Tag der deutschen Minderheit und Zivilorganisationen in Paks. Dort spielten die Reichertshofener Musikanten zusammen mit dem engbefreundeten Roger Schilling Kapelle, die vor großem Publikum in einem Festzelt mitten in der Stadt ihr 25-jähriges Jubiläum feierte.
Gelebte Freundschaft
Vor der Abreise gab es dann abermals einen gemeinsamen Auftritt der Musiker aus Paks und Reichertshofen in der örtlichen Jézus-Szíve-Kirche. Bemerkenswert war, dass bei all den Unternehmungen der hauptberufliche Vizebürgermeister von Paks, Peter Szabó in Vertretung des Ersten Bürgermeisters János Süli und mit Unterstützung der Marketingreferentin Ágnes Csapó sowie Übersetzerin Steffi Racskódie Markträte begleitete. Die freundschaftlichen Beziehungen wurden bei den vielen Gelegenheiten nicht nur immer wieder betont, sondern auch gelebt.
Abschieds-Gruppenbild vor der Kirche Jézus-Szíve in Paks.
Die etwa 20.000 Einwohner von Paks sind eng mit der heimischen Stromerzeugung und dem dortigen einzigen ungarischen Kernkraftwerk verbunden. Außerdem ist die Gegend ein bekanntes Weinbaugebiet.
Erste und einzige Städtepartnerschaft
In Reichertshofen fanden etliche deutschstämmigen Familien in den Nachkriegsjahren eine neue Heimat, nachdem sie aus Ungarn vertrieben worden waren. Die Ungarn-Deutschen aus Dunakömlöt (Kimling), das nach Paks eingemeindet worden ist, kamen zunächst in der Stockau unter. Die Verbindungen zu ihrer alten Heimat sind jedoch nie abgerissen. Um die Kontakte zur verlorenen Heimat am Leben zu erhalten, organisierte Paul Stenger in Reichertshofen Kimlingertreffen. Er fuhr mit Landsleuten schon in den 1960er Jahren mehrmals nach Paks. An solchen Besuchen in Ungarn, das noch in kommunistischem Machtbereich stand, nahm auch der damalige Bürgermeister Hans Hammerl mit Vertretern des Marktes Reichertshofen teil.
Am 1. Dezember 1989 wurde von Altbürgermeister Hammerl und dem damaligen Pakser Bürgermeister Peter Jákli der bislang einzige Partnerschaftsvertrag mit einer Stadt feierlich unterzeichnet. Am Anfang seiner Rede vor dem Rat der Stadt Paks sagte Hammerl damals: „Der heutige Tag wird in der Geschichte des Marktes Reichertshofen und der Stadt Paks einen besonderen Platz einnehmen.“ Und er schloss seine Ansprache mit einem Zitat des deutschen Musikers Ernst Zacharias „Freunde verständigen sich nicht, sie verstehen sich.“
Wallfahrtskirche Máriagyüd mit Neubau und Marienbild.
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