Literarisches "Auswärtsspiel" in Pfaffenhofen
(Pfaffenhofen, wk)
"Junge Münchner Literatur" stellte sich als Gast im Rahmen der "Pfaffenhofener Lesebühne" im alten Feuerwehrhaus am Hungerturm vor, dabei waren nicht alle drei der Literaten jung und der ältere von ihnen war eigentlich kein richtiger Münchener, sondern von Geburt aus Paffenhofener, besser gesagt: Tegernbacher, der aber jetzt in München wohnt und arbeitet.
Ricarda Kiel und Tristan Marquardt
Damit sind die drei Protagonisten Markus Ostermair (früher Tegernbach), Ricarda Kiel und Tristan Marquardt kurz beschrieben, eben so kurz, wie die lyrischen Texte von Kiel und Marquardt. Ricarda Kiel hat sich in ihrer Lyrik spezialisiert auf 3-Zeiler während Tristan Marqurdt es mit 2-Zeilern noch kürzer mag. Beide zusammen haben, der Kurznachrichtendienst Twitter machts möglich, auch noch über das soziale Medium Texte verfasst und unter vier verschiedenen Pseudonymen ins Netz gestellt, die sich gegenseitig etwas zutwittern. Die Twittertexte wurden bei ihrer gemeinsamen Lesung über Beamer an die Rückwand projeziert. Dabei konnten die Zuhörer feststellen, dass es möglich ist, mit sehr kurzen Sätzen Sinnvolles auszudrücken - Beispiel: Ist ein voller Akku schwerer als ein leerer? oder: Wann ist ein neues Dokument ein altes?
Tristan Marquardt lebt in München und Zürich und sein Debütband "amortisiert sich nicht" erschien 2013. Außerdem organisiert er seit 2013 jährlich in München die Lesereihe "meine drei lyrischen ichs" und initiierte 2015 den "Großen Tag der jungen Münchner Literatur". Ricarda Kiel hatte Goldschmiedin gelerrnt und arbeitet auch als Webdesignerin, malt Bilder und schreibt Gedichte. Sie wuchs in Stuttgart und USA auf und lebt in München; sie schreibt über das was sie sieht und erlebt sowie über Arbeit und Kunst.
Steffen Kopetzky hatte bei seiner Begrüßung Recht, als er darauf hinwies, dass Pfaffenhofen ja eigentlich für Münchner Lyriker kein Auswärtsspiel sei, hatte Pfaffenhofen doch bei der damaligen Dreiteilung der bayrischen Herzogtümer zum Herzogtum Bayern-München gehört, denn Pfaffenhofen war damals die nördlichste befestigte Stadt dieses Herzogtums.
Markus Ostermair
Deshalb war es für den Dritten im Bunde, Markus Ostermair, eigentlich eher ein "Heimspiel"; er studierte für das Lehramt, engagierte sich ehrenamtlich in der Obdachlosenarbeit und arbeitet derzeit an seinem Debütroman "Der Sandler" in dem er auf die Situation eines Obdachlosen eingeht, sein Leben und seine Gefühle beschreibt. Dabei macht Ostermair hervorragende Rückblenden in die Zeit, in der seine Romanfigur noch als Lehrer tätig war , aber sozial immer mehr abrutschte, nachdem er einen kleinen Jungen überfahren hatte. Er beschreibt dabei sehr detailliert die Figuren und Gegebenheiten, dass es im Kopf der Zuhörer gleichsam wie im Film alles mitläuft. Bei Ostermairs zweiter Geschichte ging er auf das Leben auf einem Bauernhof ein und beschriebt auch dort sehr detailliert alle Vorgänge und Gedanken des Josef Deuter, die sich in sechs Schrecken der Hauptfigur abspielen. Auch hier wieder viele Rückblenden und sehr detailreiche Beschreibungen - nicht verwunderlich, wuchs Markus Ostermair in Tegernbach doch selbst auf einem Bauernhof auf. Ostermair bekam für seinen Debütroman ein Literaturstipendium der Stadt München und ein Aufenthaltsstipendium auf Schloss Wiepersdorf.
Die Musik zwischen einzelnen Lesestücken kam von einer hervorragenden 2-Mann-Band (Schlagzeug, Gitarre) und am Schluss der Veranstaltung hatten die Mieter des Kreativquartiers eine Party mit Disk-Jockey organisiert, bei der viele der knapp 25 bis 30 Besucher sich lieber draußen vor die Halle setzten um zu quatschen und die laue Mainacht zu genießen.
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