Mahd gefährdet Jungwild
(Pfaffenhofen, rt)Rehkitz von seiner Mutter in der Wiese "abgelegt". Foto: BJV (A. Brillen / piclease)
Insbesondere der Mai wird in jedem Jahr zur Kinderstube in der Natur: Jetzt bis in den Juni hinein werden etwa Rehkitze geboren und viele weitere Wildtiere haben den in dieser Zeit den Höhepunkt ihrer Brut- und Setzperiode. Während dieser Zeit sind Mähmaschinen eine große Gefahr für junge Wildtiere. Deshalb ruft Martin Braun, Vorsitzender der Jägervereinigung Pfaffenhofen, die Landwirte zu besonderer Vorsicht und Zusammenarbeit mit den Jägern auf.
Sobald die Wiesen schnittreif sind, wächst die Gefahr für deren tierische Bewohner, Opfer der Mahd zu werden. Der erste und teils auch der zweite Schnitt im Grünland fallen in den Zeitraum der Jungenaufzucht zahlreicher Wildtierarten. Junge Feldhasen und Rehkitze haben gegenüber ihren Fressfeinden eine besondere Strategie entwickelt. Wenn Gefahr droht, fliehen sie nicht, sondern ducken sich und verharren still, um nicht entdeckt oder aufgespürt zu werden. Ausgerechnet dieses ansonsten wirkungsreiche Verharren als Schutzstrategie wird den Jungtieren bei der Wiesenmahd zum Verhängnis. „Deswegen sollten die Mahdtermine rechtzeitig, dem Jagdpächter gemeldet werden, damit dieser die Wiesen nach Kitzen absuchen oder Wildscheuchen aufstellen kann.“ Aber auch der Landwirt selbst könne mit der richtigen Mähstrategie, zum Beispiel von innen nach außen, zur Rettung der Wildtiere beitragen.
Nicht nur Wiesen dienen den Wildtieren als Lebensraum. Auch Randstreifen beherbergen eine artenreiche Vielfalt: Insekten, Singvögel, Kiebitze, Feldlerchen, Rebhühner, Feldhasen - ihnen allen dienen Randstreifen als Deckung und Nahrungsvorrat. Mit praxisrelevanten Mähmethoden können Wildtierverluste drastisch gesenkt werden. Ein entscheidender Einflussfaktor ist dabei beispielsweise die Schnitthöhe. Je höher der Schnitt, desto geringer sind Verluste bei sich drückenden Tieren und Bodenbrütern. Den größten Einfluss hat allerdings der Zeitpunkt des Schnittes. Je später der Mahdtermin, desto geringer sind die Verluste.
Um verletzte oder gar getötete Wildtiere durch Mahd und Bewirtschaftung möglichst zu verhindern, empfiehlt die Jägervereinigung Pfaffenhofen im Einzelnen folgende Maßnahmen:
Mahdtermin mindestens 24 Stunden vor dem Anrücken des Mähwerks an den Jagdpächter melden. Nur dann hat er die Möglichkeit, Wildscheuchen aufzustellen und Wiesen nach Rehkitzen abzusuchen, um diese fachgerecht zu versetzen. Achtung: Jungtiere nicht mit bloßen Händen anfassen!
Schnitthöhe: Je höher der Schnitt, desto geringer sind Verluste bei sich drückenden Tieren und Bodenbrütern.
Mahdstrategie: Mähen von Wiesen in Teilstücken, Randstreifen möglichst ungemäht lassen.
Mahdrichtung: Mahd der Wiese von „innen nach außen“ bietet besonders den schon älteren Jungtieren und ausgewachsenen Wildtieren die Möglichkeit zur Flucht. Nähere Informationen hierzu im Internet unter: www.jagd-bayern.de/uploads/media/Flyer_schuetzt_die_Wildtiere.pdf
Mahdhäufigkeit: Je größer der Abstand zwischen erstem und zweitem Mahdtermin, desto höher ist die Chance für ein Zweitgelege. Dies verringert die Verlustrate bei Bodenbrütern.
Technischer Aspekt: Messerbalkenmähwerke verursachen weniger tote Wildtiere als beispielsweise moderne Kreiselmäher.
Wie der Bayerische Landesjagdverband zu der Problematik mitteilt, seien Landwirte sind als Verursacher der Gefahr nach dem Tierschutzgesetz allgemein gehalten, vermeidbare Tötungen und Verletzungen zu verhindern. Das gelte umso mehr, als der Landwirt Grundeigentümer und damit laut Bundesjagdgesetz Inhaber des Jagdrechts und demnach auch hegepflichtig sei. Als solcher sei er gesetzlich verpflichtet, Gefahren vom Wild abzuwenden, soweit ihm das möglich und zumutbar ist. Die bewusste Inkaufnahme von Schädigungen, die ohne großen Aufwand vermeidbar seien, stelle demnach eine schwere Verletzung dieser Pflicht dar.
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